Das Haus auf den Klippen
Elaine sie an Leute weiterempfiehlt, die ihre Häuser verkaufen oder vermieten. Carrie
kniet sich ein paar Tage rein und versteht wirklich was davon, ein
Haus in Schuß zu bringen. Aber Elaine sagt, daß sie ihr keine neuen Jobs vermittelt, weil sie soviel herumtratscht. Elaine hat sogar
versucht, meinen Vater dazu zu bringen, sie rauszuschmeißen.«
Beim Abendessen berichtete Menley Adam von dem Gespräch.
»Findest du nicht, daß das boshaft war?« fragte sie, als sie ihm
eine zweite Portion Chili auf den Teller austeilte. »Nach dem,
was ich von Amy weiß, ist Carrie Bell eine hart arbeitende alleinerziehende Mutter, die ein dreijähriges Kind großzieht.«
»Das ist das beste Chili, das du je gemacht hast«, sagte Adam.
»Und zu deiner Frage: Ich weiß, daß Carrie tüchtig ist. Sie hat
das Landhaus saubergemacht, wo ich letztes Jahr war, als ich
alleine herkam. Aber ich weiß auch, daß Elaine selbst hart arbeitet. Sie ist nicht einfach so zu dem Erfolg gekommen, den sie
tatsächlich hat, sondern weil sie nichts dem Zufall überläßt.
Wenn sie findet, daß Carrie Bells Getratsche ihre Chance, Häuser zu verkaufen, beeinträchtigt, dann ist Carrie ihren Job los.
Ach, hab ich schon erwähnt, daß ich außer dem Essen auch die
Atmosphäre hier mag?«
Menley hatte das Deckenlicht ausgemacht und die Wandleuchten auf Schummerlicht gestellt. Sie saßen sich an dem großen Eßtisch gegenüber. Alle Forschungsunterlagen und Bücher
von Phoebe Sprague wie auch Menleys eigene Notizen und
Zeichnungen waren jetzt im Bibliothekszimmer.
»Ich fand, da wir immer hier essen, ist es schade, wenn soviel
rumliegt«, erklärte sie.
Das war nur ein Teil der Wahrheit, gestand sie sich ein. Der
andere Grund war, daß sie, als Adam am Spätnachmittag heimgekommen war und ihr den schweren Ordner von Henry Sprague überreicht hatte, rasch durch das neue Material geblättert
hatte und völlig vor den Kopf gestoßen war, die Zeichnung von
Mehitabel und Andrew auf dem Schiff zu sehen. Das Bild war
ganz genauso, wie sie sich die beiden vorgestellt hatte. Es muß
doch einfach eine weitere Abbildung von ihnen in all dem Zeug
geben, dachte sie, und ich muß sie gesehen haben. Aber es war
ein weiteres Beispiel dafür, daß sie etwas Wichtiges vergessen
hatte.
Und da beschloß sie also, die Recherchen zum Remember
House für ein paar Tage beiseite zu legen und erst einmal den
Artikel für die Travel Times hinter sich zu bringen. Sie hatte Jan
Paley angerufen, die ihr auch versprach, einige historische Häuser aufzulisten, damit sie sie besuchen konnte.
»Die Geschichten, die Sie mir von den Häusern erzählt haben,
wo die Leute so eine Art Präsenz spüren, wären genau richtig«,
hatte sie zu Jan gesagt. »Ich weiß, daß die Redakteurin davon
begeistert wäre.« Und ich will wissen, was diese Menschen zu
erzählen haben, hatte sie gedacht.
»Hast du heute schon viel geschrieben, oder arbeitest du dich
noch durch Phoebes Material durch?« fragte Adam.
»Keines von beidem; ich hab an etwas anderem gearbeitet.«
Sie erzählte ihm von ihrem Telefonat mit Jan und von dem, was
sie vorhatte.
War ich übereifrig mit dieser Erklärung? fragte sich Menley.
Es klang so eingeübt.
»Gespenstergeschichten?« fragte Adam lächelnd. »Du glaubst
doch nicht an diesen Quatsch.«
»Ich glaube an Legenden.« Sie sah, daß sein Teller wieder
leer war. »Du warst aber hungrig. Was hast du denn zum Lunch
gegessen?«
»Einen Hamburger, aber das ist schon lange her. ’Laine war
mit mir zusammen. Wir sind ihre Zeugenaussage für die Anhörung durchgegangen.«
Adams Tonfall hatte immer etwas Liebevolles, ja, sogar Intimes an sich, wenn er von Elaine sprach. Sie mußte das jetzt wissen. »Adam, hast du je ein Verhältnis mit Elaine gehabt, ich
meine natürlich, außer daß du so was wie eine Art Ersatzbruder
für sie warst?«
Er schien sich nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. »Ach, wir
sind als Teenager von Zeit zu Zeit miteinander ausgegangen,
und manchmal haben wir uns getroffen, wenn ich auf dem Cape
war, damals, als ich Jura studiert hab.«
»Und seither nie mehr?«
»Ach, zum Teufel, Men, du erwartest doch wohl nicht, daß
ich eine Seelenbeichte ablege. Bevor ich dich traf, hab ich immer das Mädchen, mit dem ich gerade zusammen war, mit hierhergebracht, solange meine Mutter noch das große Haus hatte.
Zu anderen Zeiten bin ich allein hergekommen. Wenn wir beide
grade nichts zu tun hatten, haben ’Laine und ich was
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