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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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zur Schiebetür und sahen hinaus.
    »Ein Wohnwagen, wie in dem Buch«, sagte Mutti. »Mit einem großen Fenster am Heck. Ich danke. Du wirst sie nicht zum Bleiben veranlassen.«
    »Doch!« rief ich. »Papsch, du mußt Petra sehen, sie ist so nett. Viel vernünftiger als alle anderen Mädchen.«
    »Ich weiß nicht, was du hast«, sagte Vater zu Mutti. »Es gibt Hunderttausende von Wohnwagen. In jedem kann doch kein Mörder sitzen, ist dir das klar?«
    »Es genügt, wenn da draußen einer drin sitzt.«
    »Unsere Spiegeleier werden kalt«, rief ich. Wir wandten uns vom Wohnwagen ab und setzten uns gleich in der Küche an den Tisch.
    »Nein, ich werde die Leute bitten, zu bleiben«, begann Vater, »nur, damit du siehst, daß es ganz nette Leute sind. Es ist doch irrsinnig, zwischen den beiden Zufällen einen Zusammenhang herzustellen.«
    »Prima, Paps«, sagte ich. »Du bist ’ne Doppelwucht.«
    »Und am Ende wirst du sehen, das sind ganz nette Leute«, sagte Vater zu Mutti.
    »Nett ist der Mörder mit dem Wohnwagen auch.«
    Wir aßen ziemlich schnell unser Frühstück, dann ging ich mit Vater hinaus. Die Engel-Schar war inzwischen auch beim Frühstück angelangt.
    Vater stellte sich vor und sagte, daß ich Petra schon kennengelernt hätte, und wenn sie wollten, könnten sie ohne weiteres hierbleiben.
    Der Mann sagte, sie wollten es sich überlegen. Es sei ja ein sehr hübscher Platz. Nur das Trinkwasser...
    »Das können Sie jederzeit von uns haben. Und Milch vom Bauern. Und wenn Sie sonst was brauchen...«
    »Danke«, sagte der Mann, der offensichtlich Petras Vater war, »sehr nett.« Er hatte einen etwas stechenden Blick und, obwohl er noch ziemlich jung war, eine ausgedehnte Glatze, nur ein schwarzer Haarkranz umsäumte sie. Er erinnerte mich an einen Mönch. »Ist’s nicht ein bißchen abgelegen hier?« fragte er schließlich. »Ich meine, ist man hier sicher? Oder kommt auch hin und wieder die Polizei vorbei?«
    »Hier ist es sehr ruhig«, beruhigte ihn Vater. »Hier geschieht nichts. Vor drei Jahren sollen mal ein paar Wäschestücke von einer Wäscheleine verschwunden sein. Da sprechen die Leute heute noch drüber.«
    Vater redete noch eine ganze Zeit mit Petras Vater, aber ich fragte mich, wieso er nach der Polizei gefragt hatte, und warum er wissen wollte, ob hier viel Leute vorbeikämen.
    Ich erzählte es Mutter. Sie wurde bleich. »Wie sieht er denn aus?« fragte sie.
    Nun, um es kurz zu machen, der Mann im Krimi, der der Mörder war, hatte auch eine Glatze mit einem schwarzen Haarkranz. Und einen stechenden Blick obendrein.
    Arme Petra, dachte ich, sie weiß es gar nicht. Sie war so froh und munter heute morgen, und sicher hatte sie keine Ahnung. Ich ging zum Bach hinunter und wollte mich da auf einen großen Stein hocken. Aber der Stein war schon besetzt. Petra hatte ein nasses Tuch über den Stein gebreitet und rieb es mit Seife ein. Das Tuch aber hatte große Blutflecken.
    »Zu blöd«, sagte Petra. »Uns ist eine Tüte mit Kirschen durchgeweicht, und jetzt gehn die Flecken nicht aus dem Tuch.«
    Kirschen! Es war geradezu lachhaft. Ich tat aber, als glaubte ich ihr.
    »Wo habt ihr denn die Kirschen gekauft?« fragte ich.
    »Och, wenn ich das jetzt wüßte. In einem Laden, aber wo? Es war ein hübscher, kleiner Laden, war’s bei Ulm? Ich weiß es nicht mehr.«
    »In Ulm stehen an der Autobahn keine Läden«, sagte ich hart.
    »Es war auch nicht auf der Autobahn. Vielleicht war’s auch irgendwo anders. Zwischendurch hab’ ich geschlafen. Warum willst du es wissen?«
    »Ich will es gar nicht wissen.« — Gott sei Dank, dachte ich, sie muß es nicht wissen, daß das Rot nicht von den Kirschen kommt.
    »Sind das im Wohnwagen«, ich räusperte mich, »sind das deine echten Eltern?«
    »Ach, du meinst, weil man manchmal denkt, das sind gar nicht die echten Eltern, die man hat? Manchmal denk’ ich schon, daß sie nicht meine Eltern sind, und ich such’ mir dann ganz andere Eltern aus, nur so in der Phantasie, verstehst du? Aber es sind schon meine echten Eltern. Denkst du auch mal so was?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Komisch, warum fragst du dann?« — »Nur so.«
    Wir stiegen langsam die Uferböschung hinauf. Als wir auf den Weg kamen, der zur Brücke führte, winkte mir Bero aus dem Wohnwagen zu.
    »Bero!« schrie ich. »Du kommst sofort heraus.«
    »Aber warum denn?« fragte Petras Vater. »Das ist ein heller Knabe. Noch kaum so einen hellen Knaben erlebt, nicht wahr, Mäxchen?«
    Mäxchen war seine

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