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Das Haus auf der Brücke

Das Haus auf der Brücke

Titel: Das Haus auf der Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Othmar Franz Lang
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an diesem Morgen zwischen dem Auto mit Wohnwagen und unserem Haus auf und ab. Und wie ich wieder auf den Wohnwagen zugehe, da geht die Tür auf, und ein Mädchen steigt aus. Ungefähr so alt wie ich.

    Es erschrickt, will wieder in den Wagen zurück, aber wie sie sieht, daß es sich bei dem Fremden um mich handelt, faßt sie Vertrauen und grüßt.
    »Guten Morgen«, sagt sie leise.
    »Guten Morgen.«
    »Ein schöner Tag.«
    »Ja, ein schöner Tag.«
    »Ist das Wasser im Bach sauber?«
    »Zum Trinken?«
    »Nein, nur so zum Waschen.«
    »Zum Waschen reicht es. Man muß nur aufpassen, daß man keine Forelle mit in die Waschschüssel bekommt, denen schmeckt die Seife nicht.«
    Das Mädchen lacht und greift nach einem Plastikeimer.
    »Komm«, sage ich, »ich hol’ dir das Wasser.« Aber sie will den Eimer nicht hergeben, und so steigen wir miteinander die Böschung zum Bach hinunter.
    »Gibt’s hier wo Trinkwasser?«
    »Könnt ihr von uns haben. Jetzt haben wir welches. Am Anfang hatten wir keines, da mußten wir auch das Bachwasser nehmen, aber da hatten wir einmal eine kleine Forelle im Kaffee.«
    »Mensch, das gibt’s doch nicht.«
    »Doch. In einem Haus auf der Brücke gibt’s so etwas. Da gibt’s nur unglaubliche Dinge. Jetzt werden zum Beispiel bald die Kühe kommen.«
    »Welche Kühe?«
    »Die von einem Bauern hinter dem Berg, der treibt sie auf die Wiese drüben am anderen Ufer.«
    »Durch den Bach?« fragt das Mädchen.
    »Nein«, sage ich gedehnt, »durch unser Wohnzimmer nur.«
    »Igitt, durchs Wohnzimmer!«
    »Was ist denn dabei?« sage ich. »Hast du noch keine Kuh im Wohnzimmer gesehen? Die sind sehr manierlich. Sie putzen sich immer die Füße ab und haben noch nie einen Klacks auf den Teppich gemacht. Nur eine hat der Oma eine grüne Schürze vom Leib gefressen. Sie hat sie sicher für Futter gehalten, es waren nämlich auch Blumen drauf.«
    »Mensch«, sagt das Mädchen, »du flunkerst ja die ganze Zeit.«
    »Das glauben alle. Dabei sage ich nur die pure Wahrheit, so wahr ich Magnus heiße.«
    »Magnus, was ist denn das wieder für ein Name.«
    »Ein schöner«, sage ich. »Und wie heißt du?«
    »Petra.«
    »Mensch, ich wollte schon immer einmal sehen, wie ein Mädchen ausschaut, das Petra heißt. Und wie heißt du noch? Ich heiße Krämer.«
    »Engel«, sagt das Mädchen. »Sei froh, daß du nicht Engel heißt.«
    »Warum?«
    »Weil alle sagen: >na, und bist du ein Engel?<«
    »Siehst du, ich sag’s nicht.« Ich hob den Kopf. »Hörst du?« frage ich.
    Sie steht da und lauscht auch. »Was?«
    »Die Glocken.«
    »Du ulkst schon wieder! Du meinst wohl, Engel müssen bimmeln.«

»Nein, ich meine die Kuhglocken. Die Kühe kommen, die durch unser Wohnzimmer gehen.«
    Sie macht ganz schnelle Katzenwäsche, trägt dann frisches Bachwasser zum Wohnwagen, und nun hört sie auch die Glocken.
    Wie sie die Kühe sieht, fragt sie zögernd: »Und die gehen wirklich alle durch euer Wohnzimmer?«
    »Du wirst es sehen. Komm.«
    Wir gehen auf unser Haus zu und warten. Jetzt kommen die Kühe den Weg herunter, und ich erkläre ihr, daß die andere Brücke eingestürzt ist. »Der Bauer fuhr mit dem Fahrrad drüber, und als er am anderen Ufer war, brach die Brücke ein.«
    »Gibt’s nicht.«
    »Ehrenwort. Ich kann dir die Brücke zeigen und den Bauern. Vielleicht war es sein Fehler, daß er auf der Brücke gehustet hat.«
    Aber jetzt muß ich schnell ins Haus. Ich hab’ nicht nachgesehen, ob was Grünes herumhängt. Petra kommt mit, und ich denke, die Augen fallen ihr aus dem Kopf, als die erste Kuh ins Wohnzimmer tritt und freundlich »muh« macht.

    »Komm, komm. Nur weiter. Keine Bange. Das ist nur ein Engel, der Petra heißt«, erkläre ich der Kuh. »Immer machst du Späße«, sagt Petra. »Wohnst du denn ganz allein hier?«
    »Nein, die anderen schlafen noch.«
    Wie die Kühe durch waren, sehe ich nach, ob sich kein Kälbchen in unserem Wohnzimmer verirrt hat, dann schließe ich die Türen.
    »Tschüs«, ruft Petra. »Das war wirklich toll mit den Kühen. Wenn ich das daheim erzähle, glaubt’s mir kein Mensch.«
    »Warte«, sage ich. »Wo bist du denn zu Hause?«
    »Im Ennepe-Ruhr-Kreis.«
    »Ach, da oben.«
    »Wir haben nur schwarzweiße Kühe bei uns. Die schwarzen Flecken gehen aber nicht mehr raus.« Sie lacht ganz leise wie ein Kätzchen.
    »Und wir haben hier ganz dunkelbraune Kühe«, sage ich. »Die geben Kakao.«
    Sie wird nervös und will zum Wohnwagen. »Wir müssen weiter«, erklärt sie. »Mein

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