Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Sterne vom Himmel zu holen? «
Elsa rang sich ein gequältes Lächeln ab. Sie hatte die harmlosen, romantischen Kamelienmänner schon seit einiger Zeit über, sie war ihnen irgendwie entwachsen. Trotzdem wünschte sie, es gäbe sie noch in ihrem Leben. Doch der Gouverneur, der sie zwang, seine heimliche Konkubine zu sein, verbot ihr den Umgang mit anderen Männern.
» Im Moment nicht. Wie du schon sagst, es ist still geworden in Port Rabaul. Der Krieg in Europa wirft seine dunklen Schatten auch über unseren geliebten Pazifik. Mir kommt es manchmal so vor, als dräue ein Gewitter. «
Gedankenverloren nickte Iolana. » Die Welt kann noch so groà sein, eng kann sie trotzdem werden. « Als hätte etwas sie gestochen, erwachte sie plötzlich aus ihrer Nachdenklichkeit. » Entschuldige, ich muss mich beeilen, im Café wartet Arbeit. «
Die Polynesierin verabschiedete sich so rasch, dass Elsa kaum reagieren konnte. Sie rief ihrer Freundin etwas hinterher, als diese sich schon einige Meter entfernt hatte.
» Iolana, warte ⦠« Sie erinnerte sich an das Versprechen, das sie Max gegeben hatte, und wagte einen VorstoÃ. » Ist denn alles in Ordnung ⦠ich meine zwischen dir und Max? Ich mache mir Sorgen. «
Die Befragte lächelte wie über einen Witz mit langem Bart. » War er bei dir? «
Mit einem Mal fürchtete Elsa die Wahrheit, da eine Wahrheit oft die nächste nach sich zieht.
» Nein. Es ist offensichtlich, dass ihr ein wenig ⦠distanziert miteinander umgeht, seit Akamu und Mele ⦠«
» Ich möchte nicht darüber sprechen. «
» Das solltest du aber, Iolana. Wenn nicht mit mir, dann mit Paulette. «
» Vielleicht habe ich das längst getan, Elsa. Vielleicht hat das alles nichts gebracht. Vielleicht bin ich in einer Sackgasse. «
» Iolana ⦠«
» Ich weià nur zweierlei. « Sie sah Elsa mit ihren fein geschwungenen, dunklen Mandelaugen an und sagte mit einer Stimme, die einem Schluchzen glich. » Er war bei dir. Und das nehme ich weder ihm noch dir übel. «
U nerwartetes Wiedersehen
Die nächsten Tage kam es Elsa so vor, als müsste sie durch Sirup waten. Das Gespräch mit Iolana war wie ein weiterer Eimer von dem klebrigen Zeug. Alles stand still, nichts ging voran, so als wartete das Leben auf einen Schubs. Paulette, Lucas und Lucille waren genau wie Iolana und Max deprimiert. Sogar Gung, dessen Heimatland die Japaner traktierten, zeigte so etwas Ãhnliches wie Niedergeschlagenheit. Natürlich wirkte sich die schlechte Stimmung auch auf Mele und Keanu aus. Und Elsa wurde das Verhältnis mit dem australischen Gouverneur unerträglich. Arthur McNamee, ihr widerstrebend erduldeter Liebhaber, der eher ein Sklavenhalter war, war für seine verbalen und körperlichen Zudringlichkeiten gegenüber Frauen bekannt, zudem berauschte er sich gerne am Whisky und an seinem Ego. Er war sich der Macht bewusst, die er über Elsa hatte. Ein Fingerschnippen von ihm, und Max würde interniert, solange dieser scheuÃliche Krieg in Europa andauerte. Nicht einmal Paulette war vor ihm sicher, da sie aus jenem Teil von Frankreich stammte, der inzwischen mit Nazi-Deutschland kollaborierte.
Kaum etwas ängstigte Elsa so sehr, wie dass die Familie auseinanderbrechen könnte. Nur eines lähmte sie noch mehr: die Furcht. Sie erinnerte sie an die Tage, als das Opium ihr Zuflucht gewährt hatte. Wie ein trockener Alkoholiker die Schnapspraline mied, mied Elsa die Gedankenspirale nach unten.
» So geht das nicht weiter « , sagte Elsa eines Tages zu Paulette. » Wir haben fast keinen Spaà mehr im Haus, und im Café ist auch kaum etwas los. Sogar meine Partys sind langweilig geworden. Immer kommen dieselben Leute und reden über das Gleiche wie beim letzten Mal. Wir brauchen mal wieder ein groÃes Fest, ein Stadtfest für alle, mit Musik, Feuerwerk, Büfetts ⦠«
» Bist du wahnsinnig? « , rief Paulette. » WeiÃt du, was das kostet? «
Elsa verdrehte die Augen. » Du wirst es mir bestimmt gleich sagen. «
» Einhunderttausend, mindestens. «
» Ehrlich, Paulette, wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, du wärst Schottin oder PreuÃin. Eigentlich sind die Franzosen dafür berühmt, das Leben zu zelebrieren, du dagegen ⦠«
» Ich sehe es nun mal nicht gern, wenn die Ergebnisse meiner Mühen in
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