Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
Betrieb zurückziehen, aber Iolana stand fest zu ihm und nahm die Verluste in Kauf.
Als Myrtle Malone dank ihrer Kontakte erreichte, dass Max in ein Internierungslager auf dem australischen Kontinent gebracht werden sollte, schlug Elsas groÃe Stunde. Endlich konnte sie einmal etwas Bedeutendes für Max tun. Sie hatte ebenfalls Kontakte, setzte alle Hebel in Bewegung, lieà Gelder flieÃen â und erreichte ihr Ziel. Einen Tag vor der zwangsweisen Verschiffung wurde die Verfügung zurückgenommen.
Kurz darauf besuchte Max Elsa in ihrem Baumhaus. Sie waren dort nicht mehr unter sich gewesen, seit er vor einigen Jahren den Millionenscheck abgelehnt hatte.
Ihm war diese Begegnung ebenso gut in Erinnerung wie ihr, denn er sagte: » Es gab Zeiten, da ich dich für deinen Umgang mit Geld kritisiert habe. Heute hast du mich mittels Geld gerettet. Ich danke dir dafür. «
» Dir habe ich es zu verdanken, dass ich heute mit Geld besser umgehe als früher. Du hast mir damals vor Augen geführt, wie viel man damit kaputtmachen kann. Endlich war es mal für etwas wirklich Wichtiges gut. Aber reden wir nicht mehr davon. Du gehörst zur Familie, die Hilfe war selbstverständlich. «
Eine Verlegenheitspause entstand, die Max beendete, indem er auf den Vogelbauer zuging, in dem ein Seidenlaubenvogel unruhig herumhüpfte.
» Lässt du ihn frei? « , fragte er.
» Ja, ich hatte es gerade vor, als du gekommen bist. « Wie jeden Nachmittag öffnete sie einem Vogel, den Gung vom Markt geholt hatte, die Käfigtür. Meistens holte sie dafür Keanu und Mele herbei, damit jeder von ihnen mal das Türchen öffnete. Die Freude war dann immer groÃ, und der besondere Moment verband sie.
Gemeinsam sahen Max und Elsa zu, wie der Singstar davonflog und im Wald verschwand.
» Eine schöne Tradition « , lobte Max. » Noch aus der Zeit deiner ersten Ehe, richtig? «
» Das Einzige, was ich aus dieser Ehe behalten habe. «
Elsa sah ihm an, dass er sie etwas fragen wollte, aber nicht wusste, wie er es anstellen sollte. Trotzdem war sie ihm nicht behilflich.
» Wenn jemand über so lange Zeit einen Ritus fortführt, tut er es nicht einfach nur aus Gewohnheit « , sagte Max. » Da steckt mehr dahinter. «
» Falls du denkst, dass ich Henning nachtrauere ⦠«
» Nein, das meine ich nicht « , stellte er richtig, lieà aber offen, was er dachte.
Um eine weitere Verlegenheitspause zu vermeiden, bot Elsa Max etwas zu trinken an. Er ging jedoch nicht darauf ein.
» Ich wollte dir schon lange sagen, dass du groÃartig bist, Elsa. «
» Oh. « Sie wusste nicht, was sie sonst erwidern sollte.
» Ja, du ⦠du hast unsere Familie zusammengebracht. Nach Warwicks Tod hättest du Iolana und Paulette fortschicken können, aber du hast es nicht getan. Als Lucille und Lucas kamen, hast du auch sie mit offenen Armen aufgenommen. SchlieÃlich Mele ⦠Darum bist du irgendwie der Mittelpunkt unserer Familie. Ich weiÃ, so würdest du dich nie bezeichnen, aber ohne dich gäbe es unsere Gemeinschaft nicht. Du hast einen ganz wundervollen Charakter. «
Elsa schnürte es beinahe die Luft ab, so dick war der Kloà in ihrem Hals. Wann hatte jemand je auf diese Weise mit ihr gesprochen! Paulette drückte ihre Dankbarkeit in Vermögensberichten aus, deren Bilanz stets die des Vormonats übertraf. Sie ging völlig in ihren Geschäften auf und war stolz auf die stete Geldvermehrung, benötigte aber für sich selbst nur wenig zum Leben. Wenn Elsa sie brauchte, war sie unaufgefordert zur Stelle. Sentimentale Dankesbezeugungen waren ihr sowohl als Empfängerin wie auch als Geberin zuwider. Iolanas Dank wiederum erfolgte in aller Stille mittels Gesten, Blicken und kleinen Aufmerksamkeiten â¦
Dass ausgerechnet Max solche Worte für Elsa fand, berührte sie besonders.
» Wir hatten es nicht immer leicht « , sagte sie und gab sich groÃe Mühe, damit ihre Stimme nicht zitterte.
» Das kann man wohl sagen. Aber irgendetwas müssen wir auch richtig gemacht haben « , ergänzte er, » sonst hätten sich unsere Wege getrennt. «
Für einen Augenblick sahen sie sich innig an, und plötzlich waren acht Jahre gelöscht. Auf einmal hatte Elsa jenen Max vor sich, mit dem sie vor der Hütte gesessen, der ihr am Hafen seine Liebe gestanden hatte. Sie musste sich mit aller Gewalt
Weitere Kostenlose Bücher