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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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dazu zwingen, in die Gegenwart zurückzukehren.
    Â» Bist du glücklich? « , stellte er ihr die intimste Frage, die es gab. Umso mehr schmerzte es sie zu lügen.
    Â» Ja. «
    Er lächelte. » Gut. «
    Â» Und du? «
    Â» Sicher. «
    Sie glaubte ihm nicht. In seiner Stimme lag ein seltsamer Unterton … Vielleicht glaubte sie ihm auch nicht, weil sie es nicht wirklich wollte. Oder weil sie selbst gelogen hatte.
    Dann fasste Elsa den Mut zu sagen: » Entweder machst du dir etwas vor oder mir. «
    Er zögerte. Die Verlegenheit, die sein Gesicht und seinen ganzen Körper erfasste, war ungewöhnlich und stand ihm nicht.
    Â» Na ja, da gibt es tatsächlich etwas … Es geht um Iolana. Seit Akamu da war, ist sie … Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Sie hat sich … verändert. Ist reserviert, wortkarg. «
    Elsa seufzte. » Das hat mit Mele zu tun, ganz sicher. «
    Die schwierige Beziehung – oder besser gesagt Nicht-Beziehung – von Iolana und Mele machte das Zusammenleben im Haus der blauen Schmetterlinge erheblich komplizierter. So gut wie möglich sorgte Elsa dafür, dass Mutter und Tochter sich nicht begegneten, was eine echte Meisterleistung war. Die Polynesierin besuchte die Villa nur dann, wenn Mele in der Schule war, und Mele durfte nie auch nur in die Nähe des » Pacifico « gelangen. Das Mädchen war nicht auf den Kopf gefallen, natürlich merkte es, was vor sich ging. Elsa verwöhnte das neue Familienmitglied mit Zeit, Aufmerksamkeit und Geschenken, und jedes Lächeln des sichtlich aufblühenden Kindes war wie ein Sonnenstrahl für ihr Herz. Trotzdem war es anstrengend und auf Dauer ermüdend, Meles Tagesablauf gewissermaßen in einem weiten Bogen um Iolana herum zu organisieren. Das war für keine der drei Betroffenen ein befriedigender Zustand.
    Auch Max schien darunter zu leiden.
    Â» Es hat nur zum Teil mit Mele zu tun « , sagte er. » Akamu hat da etwas aufgewühlt, was Iolana hinter sich gelassen zu haben glaubte. Sie ist … empfindlich geworden, gegen Zärtlichkeiten jeder Art. Ich habe schon hundertmal versucht, mit ihr darüber zu sprechen, aber sie unterbindet jeden Ansatz sofort und sehr strikt. Ich komme einfach nicht mehr … ich komme nicht an sie heran, in keinerlei Beziehung. «
    Zwar hatte auch Elsa bemerkt, dass Iolana in letzter Zeit stark in sich gekehrt war, doch dass es so schlimm war …
    Â» Nun möchtest du, dass ich mit ihr spreche? «
    Â» Paulette kann ich nicht darum bitten. Sie würde sie vielleicht sogar noch in ihrem Verhalten bestärken, weil sowieso alle Männer Schweinehunde sind. «
    Â» Das würde sie nicht « , widersprach Elsa. » Allerdings wäre sie für ein solches Gespräch tatsächlich nicht die richtige Wahl. Ich will sehen, was ich tun kann. «
    Eigentlich war es verrückt: Sie half Max und Iolana bei ihren Beziehungsproblemen. Wenn man ihr das vor ein paar Jahren gesagt hätte …
    Zum Abschied umarmte er sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange, woraufhin sie die Augen schloss, um eine Illusion entstehen zu lassen, die nur wenige Sekunden lebte und sogleich wieder verging. Sie träumte davon, ihm eines Tages die Wahrheit sagen zu können, und wusste zugleich, dass es Wahrheiten gab, von denen er nie erfahren durfte. Etwa die Tatsache, dass sie nicht nur Geld und Beziehungen eingesetzt hatte, um ihn vor der Internierung zu bewahren, sondern auch dem Drängen des aufdringlichen australischen Gouverneurs nachgegeben hatte. Sie war seine Geliebte geworden.
    Allmählich verdüsterte sich die Stimmung im Haus der blauen Schmetterlinge, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Schon vor Jahren hatte Elsa die ebenso charmante wie originelle Idee gehabt, dass jeder, der hier wohnte, allmorgendlich auf einer Wandtafel im Salon angab, welcher Laune er an diesem Tag war. Dazu gab es eigens ein Symbol für jede Stimmungslage. Ein blauer Schmetterling bedeutete » Mir geht’s prächtig « , ein Cabriolet » Ich will etwas unternehmen « , ein Mond » Ich bin schläfrig « , eine dunkle Wolke » Ich fühle mich mies « und so weiter. Insgesamt gab es zehn Symbole. Dadurch wusste ein jeder, woran er mit den anderen war, und konnte sich entsprechend darauf einstellen. Das System hatte sich bewährt.
    Ab Herbst 1940 nahm die Zahl der dunklen Wolken auf der Tafel deutlich und

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