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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Mutter. Ihr Verhältnis zu ihrem Titel war spielerisch, und es verletzte sie keineswegs, wenn jemand nicht mitspielen wollte, wohingegen Hennings andauernde Verwendung – bis ins Private hinein – verkrampft wirkte.
    Seltsam, dass sie das nicht früher bemerkt hatte. Nun fing es an, sie zu stören. Henning hatte sie in erster Linie als Frau geheiratet, Elsa Fa’alua, und nicht als die Großnichte eines Königs. Das jedenfalls hatte sie bisher geglaubt.
    Doch trat dieses Problem in den Hintergrund, denn mit dem Umzug auf Vandervalts Gut kam sie ohnehin wenig in Gesellschaft und konnte sich demzufolge auch nicht über Hennings verkrampfte Hinweise auf ihren Status ärgern. Ihr Ehemann war viel unterwegs, meist ging er vormittags aus dem Haus und kam manchmal erst um Mitternacht zurück, gelegentlich auch erst gegen Mittag des nächsten Tages. Da für Elsa die Ein- und Zweispänner ausfielen, Henning das Coupé für sich benötigte und der Ritt auf einem Inselpony wohl ebenfalls nicht als standesgemäß angesehen worden wäre, hing sie auf der Plantage fest.
    Â» Ich würde gerne Cocktailpartys geben « , schlug sie Henning vor.
    Â» Nichts dagegen. Aber wen willst du einladen? Die drögen Damen von Port Rabaul? Die halten sich ja schon für verwegen, wenn sie ein Löffelchen Rum in ihren Tee rühren. «
    Dem musste Elsa zustimmen. Die Weißen in den Kolonien waren leider extrem konservativ, vor allem die älteren, und es gab fast nur ältere, denn die jüngeren zog es zumeist in ihre Ursprungsländer. Die Alten hielten nichts von » Neuerungen « wie Cocktailpartys, Barbecues und Spaß. In Samoa saßen die Familien jeden Abend im großen Kreis zusammen, um zu essen und anschließend ein bisschen zu feiern. Barbecue und Party waren selbstverständliche Bestandteile der pazifischen Kulturen – lange vor der Eroberung durch die Weißen. Leider hatte Elsa, das ungeliebte Aschenputtel, nur wenig von diesem Beisammensein gehabt, daher brannte sie geradezu auf Gesellschaft. Liebend gerne hätte sie ein paar Polynesier eingeladen, aber wenn sie noch nicht einmal neben einem Filipino auf dem Kutschbock sitzen durfte, brauchte sie erst gar nicht zu fragen, wie es wohl ankommen würde, wenn sie mit seinesgleichen einen Gin Pahit schlürfte.
    So blieb Elsa weiterhin allein – fast allein. Paul Vandervalt war da. Er begegnete ihr auf Schritt und Tritt, denn sein Haus war so gebaut, dass die Wohnräume türlos ineinander übergingen. Außer im Schlafzimmer konnte Elsa nie für längere Zeit für sich sein. Morgens, mittags und abends war sie gezwungen, die Mahlzeiten mit ihm einzunehmen. Das wäre durchaus angegangen, hätte sie ihn leiden mögen. Dummerweise war dem nicht so.
    Er war ein junger Mann mit einem kleinen Gesicht, das von einer großen römischen Nase dominiert wurde. Seine eng zusammenstehenden Augen sahen alles, was nicht zu seiner Zufriedenheit verlief, und er behandelte seine Diener und Arbeiter schlecht. Elsa war nicht glücklich, das mit ansehen zu müssen, doch sie war nur Gast in seinem Haus und wagte nicht, mit Worten zu protestieren, sondern nur durch mimische und gestische Andeutungen ihres Missfallens. Er bemerkte es zwar, scherte sich aber nicht darum.
    Elsa wollte unbedingt von der Plantage weg. Daher fragte sie Henning: » Wann fahren wir nach Deutschland? «
    Â» Das dauert noch eine Weile. Der Handel floriert zurzeit nicht, meine Mission in der Südsee verlängert sich auf Wunsch meines Vaters. «
    Â» Findest du es nicht ein wenig seltsam und auch ungebührlich, wenn wir, ein junges Ehepaar, so lange Zeit bei einem Junggesellen wohnen? Oft, wenn du nicht da bist, bin ich mit ihm allein. «
    Henning lachte. » Paul wird dich nicht anrühren, weil er weiß, dass ich ihm alle Knochen breche, wenn er es tut. «
    In dieser Hinsicht sollte Henning recht behalten. Ansonsten wurde alles immer schlimmer. Manchmal hatte Elsa den Eindruck, dass Paul seine Tolai-Arbeiter nur schlug, damit sie es mitbekam. Trotzdem bat Henning sie, sich nicht in Pauls Angelegenheiten einzumischen. Er hatte gut reden, er war immer häufiger unterwegs. Zu allem Übel stellte Elsa fest, dass Hennings Kleidung, wenn er über Nacht wegblieb, am nächsten Tag stark nach Schnaps roch.
    In den einsamen Stunden, von denen es zu viele gab, hatte Elsa das Gefühl, die Kontrolle zu

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