Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
und die Maori-Diener zurück â im Bentley.
Die Liebe von Venus und Mars
Nach einer Woche war das Notlazarett im » Café Pacifico « überflüssig. Die Verletzten waren weitgehend versorgt, und die Ãrzte von Port Rabaul kümmerten sich um die wenigen Patienten, die weiter behandelt werden mussten. Alle Trümmer waren beseitigt. An einigen Stellen, etwa an der Kirche, begannen die Einwohner sogar schon mit dem Wiederaufbau. Schneller als gedacht, kehrte eine ganz besondere Form des Alltags in Port Rabaul ein â der Alltag unter einer Besatzungsmacht.
Selbst die gröÃten Patrioten und Optimisten gingen davon aus, dass die Japaner sich auf unabsehbare Zeit nicht von der Insel würden vertreiben lassen. Im Pazifik errangen sie einen Erfolg nach dem anderen, und Port Rabaul bauten sie â so wie es auf General Eos Visitenkarte stand â zu einer Festung aus. Die Hügel bestückten sie mit schwerer Artillerie und Flugabwehr, vielerorts errichteten sie Kasernen und bauten das Flugfeld jenseits der Berge aus, damit dort ebenfalls Bomber starten und landen konnten. In der Matupi Bay ankerten keine Schoner und Passagierdampfer mehr, sondern Zerstörer, U-Boote und Flugzeugträger.
Entgegen ersten Befürchtungen gingen die Japaner nicht mit Gewalt gegen die Bevölkerung vor. Sie lieÃen zwar keinen Zweifel daran, dass sie die neuen Herren waren, übten aber keine Tyrannei aus. Beispielsweise verboten sie den Besitz von Radios, doch wenn sie eines entdeckten, zerstörten sie es nur und verschonten den Besitzer. Ãbergriffe japanischer Soldaten waren die Ausnahme, fanden meist im Alkoholrausch statt und wurden disziplinarisch geahndet. Es schien, als wolle General Eo einen Konsens, mehr noch, einen Frieden zwischen Besatzern und Besetzten erreichen.
So erleichtert die Familie über Gungs unversehrte Rückkehr und das milde Regime des Kommandeurs war, den meisten waren die Aufmerksamkeiten Eos suspekt. Vor allem an dem neuen Teepavillon im Garten entzündete sich eine heftige Diskussion, als Elsa, Max, Iolana, Paulette, Lucas und Lucille zum ersten Mal seit Monaten vereint beim Abendessen saÃen. Einzig Mele und Keanu fehlten. Bunte Teelichter auf dem Tisch und das weiche Licht der untergehenden Sonne suggerierten eine Harmonie, die im Gegensatz zu den unterschwellig siedenden Emotionen stand, welche das Geschenk des Generals auslöste.
Sie warteten, bis Gung serviert und den Salon verlassen hatte.
» Ein japanischer Pavillon « , eröffnete Paulette den Disput. » Bist du dir darüber im Klaren, wie das bei den Leuten ankommen wird, Elsa? «
» Seit wann kümmert dich das Getratsche der Leute? « , entgegnete Elsa. » Oder wäre es dir etwa lieber, wir hätten eine Kanone im Garten? «
» Allerdings. Die könnte man wenigstens nicht als Zusammenarbeit deuten. «
» Zur Zusammenarbeit gehört ja wohl, dass auch ich etwas liefere. «
» Wirst du denn? «
» Ich hoffe in deinem Sinne, dass du damit etwas anderes meinst, als ich heraushöre. «
» Nein, ich meine genau das, was du heraushörst. Du trinkst Tee mit ihm, flanierst im Garten, er beschenkt dich ⦠«
» Mit einem aus der Haft entlassenen Diener. «
» Ich freue mich über Gungs Freilassung genauso wie du. Aber der Pavillon ⦠«
» Eo hat ihn bauen lassen, ohne mich zu fragen. Hätte ich mit dem Gewehr auf den Bautrupp schieÃen sollen? «
Ganz gegen seine Gewohnheit mischte sich Lucas in die Diskussion ein. Er war ansonsten sehr zurückhaltend.
» Hüte dich vor Geschenken von Feinden «, sagte er. » Der Pavillon ist ein trojanisches Pferd, das wir einfach abbrennen sollten. «
» Ich kann nicht erkennen « , erwiderte Elsa, » dass sich Samuraikrieger im Fundament versteckt haben, die nachts hervorkriechen und uns niederstrecken werden. «
» Das war bildlich gemeint. «
» Das Bild stimmt hinten und vorne nicht, Lucas. General Eo ist nicht unser Feind. Gut, er ist es in einem abstrakten, nicht aber im konkreten Sinn. Er ist anders, als ich es von einem japanischen General erwartet habe. Ihr könnt das nicht wissen, weil ihr ihn nicht kennt. «
» Wir kennen ihn « , widersprach Iolana. » Er kam gestern ins Café, als wir das Lazarett aufgelöst haben, und hat Max und mich gebeten, das âºPacificoâ¹ wiederzueröffnen, und zwar, wie er sagte, im Sinne
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