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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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noch waren Sie Zeugin entsetzlicher Gewalt, und heute trinken Sie Tee mit dem Teufel. «
    Tee mit dem Teufel – Hitoshi Eo hatte es auf den Punkt gebracht, als könnte er ihre Gedanken lesen. Er stand langsam auf, ging zum Grammophon und stellte die Musik aus. Und dann wischte er all ihre Befürchtungen mit wenigen Worten wieder weg.
    Â» Es hat aufgehört zu regnen. Zeigen Sie mir freundlicherweise Ihren Garten? «
    Nach dem langen Regen brachen die Blütenknospen der tropischen Blumen auf, und die Düfte von Flieder, Flamboyant, Trompetenbaum, Kamelien, damaszenischen Rosen und vielem mehr stiegen die Hügel empor. Das leise Knistern der von den Bäumen perlenden Regentropfen bildete den Hintergrund für den langsam anschwellenden Vogelgesang, der sich zu einem Orchester verdichtete.
    Hitoshi Eo berührte fast jede Pflanze, an der sie vorbeikamen, vor einer Kamelie blieb er gar minutenlang stehen und betrachtete sie wie andere Männer eine bezaubernde Hure.
    Â» Ich hatte nie einen Garten « , sagte er. » Meine Eltern waren sehr arm, ich bin in einer Arbeitersiedlung aufgewachsen. Sechs Menschen, drei Generationen, in einer Zweizimmerwohnung. «
    Â» In Tokio? « , fragte Elsa.
    Â» In Nagasaki. «
    Â» Nie gehört. «
    Â» Eine Hafenstadt im Süden. Meine Mutter und meine Geschwister leben heute noch dort. So seltsam es klingt, sie lieben diese trostlose, schäbige, enge Straße mit den kleinen Garküchen und den üblen Gerüchen. Ich habe mich dort nie wohlgefühlt, hatte keine Freunde. Den etwas klügeren Kindern war ich zu arm und den armen Kindern zu strebsam. Dort herauszukommen und Freunde zu finden waren wohl die Hauptgründe, weshalb ich früh zum Militär gegangen bin. Allerdings … einen Garten habe ich immer noch nicht. «
    Elsa sah den kleinen Jungen vor sich, der einsam ist in einer vor Menschen wimmelnden Stadt. Der sich keinem, außer vielleicht der Mutter, nahe fühlt. Den keiner versteht. Sie hatte damals auf einen Ritter gewartet, der sie mitnahm. Hitoshi Eo hatte selbst zum Ritter werden wollen.
    Â» Sie glauben doch wohl nicht « , sagte er und wandte sich ihr zu, » dass ich jemandem einen solchen Garten wegnehmen würde, nur um selbst einen zu haben. Dass ich Sie bestehlen würde? «
    Sie sah ihn an. Das Funkeln in seinen Augen, vor dem sie sich eine Viertelstunde zuvor noch gefürchtet hatte, flößte ihr nun Vertrauen ein. Was für ein merkwürdiger Nachmittag!
    Â» Nein « , antwortete sie. » Jetzt nicht mehr. « Doch kaum fing sie Eos Lächeln auf, wurde ihr die Situation zu intim.
    Elsa setzte den Spaziergang fort und sagte in sachlichem Tonfall: » Trotzdem müssen Sie irgendwo wohnen. Die meisten großen Häuser sind bei Ihrem … sind bei dem Angriff zerstört worden. Ich besitze eine Hotelanlage … «
    Â» Sie meinen die Bungalows auf halber Höhe des Hügels? «
    Â» Ja. Sie sind kaum beschädigt worden. Wenn Sie wollen, können Sie die Anlage benutzen. «
    Â» Das ist sehr großzügig von Ihnen. «
    Â» Kaum, General. Offen gestanden erwarte ich, dass der Tourismus in nächster Zeit deutlich zurückgeht. «
    Sie lächelten sich an. Elsa sagte sich, dass ihr Angebot die Chancen erhöhte, Gung und die Maori freizubekommen und in Zukunft vielleicht weitere Gefallen erbitten zu können. Was gab sie dafür schon auf? Im Grunde nichts. Sie kam lediglich einer Requirierung zuvor.
    Ein Krater versperrte ihnen den Weg. Die einzige Granate, die dem Haus der blauen Schmetterlinge während der Invasion gefährlich geworden war, hatte ein drei Meter tiefes Loch in den Garten geschlagen und einige Sträucher zerfetzt. Der anhaltende Regen hatte ein Übriges getan, eine Erosion in Gang gesetzt und das Loch noch vergrößert. Ein Teil des leicht abfallenden Hangs war dadurch abgerutscht.
    Â» Der Schaden wird umgehend behoben « , sagte der General und wandte sich plötzlich und sehr zackig ihr zu. » Ich danke Ihnen für den schönen Nachmittag, Madame. «
    Am nächsten Morgen kam tatsächlich ein Trupp Soldaten vorbei, der den Krater mit Zement ausgoss. Dieser diente als Fundament für einen japanischen Teepavillon, den sie in den Folgetagen errichten ließen.
    Â» Ein Geschenk General Eos « , meldeten sie Elsa. Doch das war nicht das einzige Präsent. Zusammen mit dem Bautrupp kehrten Gung

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