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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zerfallen. Paulette war, außer Keanu, die Einzige, die noch zu Elsa stand, wenngleich sie keine Gelegenheit ausließ, über Hitoshi herzuziehen. Sie verdächtigte ihn, Elsas Besitztümer mittels seiner Protektion vor der Beschlagnahmung zu schützen. Ihr Verhalten hatte etwas von Selbstgeißelung. Da ihre Landsleute in Frankreich unter der deutschen Okkupation litten, wollte auch sie leiden – und eines der schlimmsten Leiden, die man Paulette zufügen konnte, waren schwere Vermögensverluste.
    Â» Du bist heute ungewöhnlich schweigsam « , sagte Hitoshi, der den Bentley leicht nervös steuerte.
    Â» Tut mir leid, heute ist irgendwie nicht mein Tag. «
    Â» Liegt es daran, dass die Leute dich mit einem Besatzer ausfahren sehen? «
    Â» Nein, nein. «
    Eigentlich verstand sie Hitoshi – ja, die Japaner schlechthin – nicht länger als Besatzer. Im Grunde genommen war Elsa nur noch am Leben, weil die japanische Invasion sie höchstwahrscheinlich vor einem Schuldspruch und damit vor dem Tod gerettet hatte. Davon abgesehen brachten die amerikanischen Bomben, die nicht selten ihr militärisches Ziel verfehlten, größeres Leid über die Einwohner von Rabaul als die Japaner. Außerdem, ob die Insel zu Großbritannien, Deutschland, Australien – wie in der Vergangenheit – oder zu Japan gehörte, war Elsa ziemlich egal. Das war Politik, und dafür hatte sie sich nie interessiert. Trotzdem war sie froh, als sie die Stadtgrenze passiert hatten.
    Sie fuhren auf einer kaum befahrenen Straße quer über das Hochland und kamen dabei auf andere Gedanken. Ab und zu stiegen sie aus, um die Fernsicht zu genießen oder eine schnurgerade Akazienallee zu bewundern, die einst die Deutschen angelegt hatten. Elsa betätigte sich als wandelnder Baedeker, als sie Hitoshi ein typisches Eingeborenendorf zeigte, dessen wellenförmige Hütten so dicht beieinander standen, dass sie wie ein Stroh gewordenes Meer aussahen.
    Als sie an eine Kreuzung kamen, sagte sie: » Fahr bitte dort entlang. «
    Â» Nein, ich werde lieber den anderen Weg nehmen. «
    Â» Aber das ist ein Umweg und auch weniger schön. «
    Â» Ich weiß. Trotzdem. «
    Mit einiger Verzögerung erreichten sie die Talili Bay, die eigentlich nicht wie eine Bucht wirkte, sondern aus einem mehrere Kilometer langen, geraden Sandstrand bestand, der sich erst in großer Entfernung krümmte. Dort waren sie völlig für sich. Die Palmen und Mangroven wuchsen bis nahe ans Wasser, sodass das Gelände unübersichtlich und von allerlei abgestorbenem Pflanzenmaterial und angeschwemmten Algen bedeckt war. Hitoshi machte sich daran, ein Plätzchen für sie freizuräumen.
    Sie zogen sich aus und legten sich nebeneinander in den warmen Sand, das azurblaue, glitzernde Meer vor Augen.
    Gemeinsam ersannen sie Haikus, dreizeilige Gedichte, die die Natur anbeteten, bauten sich einen Schatten spendenden Baldachin aus Palmenstroh, unter dem sie sich liebten. Später liebten sie sich noch einmal im Meer, ließen sich von ihm dabei überspülen … Hitoshi las ihr aus einem erotischen Roman vor, über dessen schlüpfrige, oft übertriebene Beschreibungen sie sich amüsierten. Nachdem sie ein Picknick gemacht hatten, wurden sie müde und dösten eine Stunde lang dicht aneinandergeschmiegt. Als sie erwachten, zeigte ihnen das milde Nachmittagslicht die ungefähre Stunde an, und sie wussten, dass der Tag sich bereits wieder dem Ende zuneigte.
    Sie wurden beide ein wenig traurig. Hitoshi zündete sich eine Zigarette an, was er Elsas Beobachtung nach nur tat, wenn ihn etwas bedrückte. Elsa wiederum spürte, dass sie nicht im Reinen mit sich war. Sie war nicht ganz bei Hitoshi, mehr noch, oft war die Sehnsucht nach Max stärker als die Präsenz des Japaners. Wie eine Verräterin an Hitoshi kam sie sich dann vor – und in der übrigen Zeit wie eine Verräterin an Max.
    Der Mediziner war wieder in seine alte Hüttenpraxis gezogen, die er nach Jahren des Verfalls auf Vordermann gebracht und erweitert hatte. Auch ihn sah Elsa so gut wie nie. Er hatte alle Hände voll zu tun, da die Bombardements an Häufigkeit und Intensität zunahmen. Allerdings behandelte er nur die Leichtverletzten, wobei ihm einige Einwohner von Rabaul assistierten. Die Japaner stellten ihm Verbandszeug und andere kleine medizinische Güter zur Verfügung, mit

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