Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
vergaà sich und ⦠tja, leider muss ich es aussprechen ⦠er hat seine Schwester geschlagen. «
» Oh, das hat Henning nie getan, und er würde es ganz sicher auch niemals tun. «
» Auf Details kommt es hier nicht an, Mrs. Matthes « , entgegnete die Maloy ungeduldig. » Ihr Mann ist dem Alkohol und dem Glücksspiel verfallen, er hat sich die falschen Freunde gesucht, er ist schwach und manipulierbar ⦠Letzteres werden wir uns zunutze machen. «
» Wir? «
» Wer sich vom Schlechten locken lässt, kann sich auch vom Guten verführen lassen. Alles eine Frage des Angebots. Wir werden Ihrem Mann ein Angebot machen, das er nicht ausschlagen kann. «
» Wir? «
» Es ist ein Kampf, verstehen Sie? Aber er ist in dem Moment gewonnen, in dem wir fest entschlossen sind, ihn zu führen. «
» Wir? «
Myrtle Maloy blinzelte gelassen und goss sich Tee nach. » Sie mit unserer Hilfe, Mrs. Matthes. Wir gemeinsam mit der Hilfe Gottes. Er ist hier, müssen Sie wissen, in diesem Raum, in diesem Augenblick. Von nun an steht er Ihnen zur Seite. Dem Laster Ihres Gatten werden nach und nach die Federn gerupft, bis nur noch der nackte, blutige Leib übrig ist, der nach Hilfe schreit. Noch Tee, Mrs. Matthes? «
Elsa war ein bisschen durcheinander von der Anwesenheit Gottes, den Federn und blutigen Leibern, den Kämpfen und Angeboten. Sie war ganz und gar nicht überzeugt, sich am richtigen Ort zu befinden, doch sie wusste auch nicht, an welchem Ort sie besseren Rat bekommen hätte.
» Ihre bildhafte Sprache in allen Ehren, Mrs. Maloy « , sagte Elsa höflich. » Aber ich verstehe nicht, was Sie mir konkret empfehlen. «
» Letztendlich läuft es darauf hinaus, dass wir Ihren Mann in Gottes Arme führen. Er wird zu einem gläubigen Christen gemacht, einem Methodisten selbstverständlich. Wir verstehen uns nämlich bestens auf das Ausrotten von Sünden. «
Das wiederum hielt Elsa für ein groteskes Unterfangen. Wenngleich protestantisch getauft, hatte Henning zur Religion dasselbe Verhältnis wie zum Rudern: Er setzte sich gerne mal in ein Boot, allerdings nur, um dabei zuzusehen, wie sich andere abmühten. Auch Elsa selbst, als Kind von protestantischen Missionaren unterwiesen, fremdelte ein wenig mit dem christlichen Gottesbegriff. Viel stärker verbunden war sie mit dem Meer, mit Wind und Wald und den Tieren, also mit Mutter Natur. Die immerzu gepredigte, aber fast unerreichbare Nächstenliebe fand sie in der seit Jahrhunderten gepflegten samoanischen Gastfreundschaft längst verwirklicht, und statt sich vor Sünde und Laster in Acht zu nehmen â beides Begriffe der Missionare â, zog sie schlicht das MaÃhalten vor.
» Ich fürchte, Mrs. Maloy, Ihr Vorhaben ist zum Scheitern verurteilt. «
» Nur, wenn wir es nicht energisch genug verfolgen. Ich kann Ihnen in diesem Zusammenhang einen Vorwurf nicht ersparen, Mrs. Matthes. Sie haben durch Ihre religiöse Passivität Ihren Teil dazu beigetragen, dass es mit Ihrem Mann so weit kommen konnte. Sie sind nicht zu den Gottesdiensten erschienen, und Sie haben sich von uns zurückgezogen. Bei uns hätten Sie weit früher Anleitung finden können. Doch lassen wir die Vergangenheit ruhen und wenden uns der Zukunft zu. Als Allererstes müssen Sie Ihre Schwiegereltern in Kenntnis setzen. «
Elsa erschrak. » Wozu denn das? «
» Ohne die finanzielle Unterstützung seines Vaters werden Ihrem Mann bald die Geldmittel ausgehen, und ich zweifle nicht daran, dass Ihr Schwiegervater sich ganz in unserem Sinne verhalten wird. Handelsmagnaten alten Schlages haben für Verschwendung nichts übrig, sie orientieren sich ausschlieÃlich an Geld. Somit wäre dieses Problem gelöst. Wenn Ihr Mann keinen Kredit mehr bekommt, kann er allenfalls noch mit den Eingeborenenkindern um Muscheln spielen. Und was den Alkohol angeht: Auch der muss bezahlt werden. Ich verspreche Ihnen, sobald Ihrem Mann der finanzielle Rückhalt entzogen ist, werden ihn seine sogenannten Freunde fallenlassen. An dem Punkt kommt der zweite Teil unseres Plans ins Spiel. Das sind Sie, Mrs. Matthes. «
» Inwiefern? «
» Sie werden Ihrem Mann, bildlich gesprochen, den Spiegel vorhalten und ihm schlimme Vorwürfe machen. Was das angeht, müssen Sie streng sein, Mrs. Matthes. Sie bieten ihm Ihre Liebe an, zu Ihren Bedingungen. Gewiss, er wird sich
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