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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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winden. Aber in der Zange zwischen der Unmöglichkeit, seine Laster weiter auszuleben, und dem Angebot Ihrer Liebe wird er sich Ihnen in die Arme werfen. Sie führen ihn dann, und das wäre Teil drei des Plans, einen Schritt weiter. Sie führen ihn zur Kirche und damit zu Gott. So hat es Fräulein Bleulich gemacht, deren Bruder heute ein geachtetes Mitglied unserer Gemeinde ist. «
    Â» Ja « , sagte die Bleulich.
    Das war alles, was sie und die anderen Damen zur Diskussion beizutragen hatten.
    Elsa hätte gerne Gegenargumente vorgebracht. Sie wäre liebend gerne in der Lage gewesen, Myrtle Maloy einen Strauß von Alternativen zu präsentieren. Dummerweise hatte sie weder das eine noch das andere zur Hand. Vielleicht konnte man Henning tatsächlich nicht mit Rücksichtnahme und bedingungsloser Liebe vor sich selbst schützen, vielleicht war ein Spieler und Trinker tatsächlich nur mit Härte zu kurieren. Es würde die Hölle für Elsa werden, ihrem Mann wehzutun. Aber tat sie es nicht, würde es eines Tages hundertmal schlimmer für ihn kommen.
    Was allerdings den letzten Teil des Planes betraf, die Religion, so sagte Elsa sich: abwarten. Henning konnte aus so vielen Dingen Kraft schöpfen – aus ihrer Liebe, aus der Anerkennung seiner Eltern, aus geschäftlichen Erfolgen, aus einem gemeinsamen Kind. Ob es da überhaupt noch Myrtle Maloys Bibelstunde brauchte?
    Elsa überlegte, ob sie nach Deutschland telegrafieren sollte, etwa: » Liebe Schwiegereltern – stopp – Henning hoch verschuldet – stopp – dem Alkohol verfallen – stopp – empfehle sofort Geldmittel sperren – stopp – kümmere mich um alles weitere – stopp – Elsa F. Matthes. «
    Ein solches Telegramm, sagte sie sich, käme einem Mordversuch gleich. Ihr jedenfalls würde bei einem solchen Text das Herz stehenbleiben. Daher entschied sie sich gegen ein Telegramm und für einen Brief an ihre Schwiegereltern. Zwar brauchte ein Brief ungefähr sechs Wochen, um nach Deutschland zu gelangen, dafür konnte sie die Sachlage viel ausführlicher schildern. Sie füllte ein halbes Dutzend Seiten, die sie mehrmals im Hinblick auf Stil und Behutsamkeit überarbeitete und mittels eines Wörterbuchs auf Rechtschreibfehler absuchte. Sie kaufte wunderschönes fliederfarbenes Briefpapier und bemühte sich um ihre beste Schönschrift. Nach viertägiger Arbeit, als auch das letzte Komma richtig gesetzt war, ging sie zur australischen Poststation in Port Rabaul – nicht ohne ein letztes Mal zu zögern. Einerseits kam sie sich wie eine Intrigantin vor. Andererseits war da noch ein anderes ungutes, weit abstrakteres Gefühl … Letztendlich gab sie den Brief dennoch auf.
    Kurz darauf löste Henning sein Versprechen ein und machte mit ihr den versprochenen Ausflug im offenen Coupé. Zum ersten Mal bekam sie das Inselinnere zu Gesicht, das aus dichten Wäldern, kleinen Hüttendörfern der Tolai und anderen Stammesgruppen sowie riesigen Plantagen bestand, auf denen Kokos, Kautschuk, Baumwolle, Kakao und Vanille angebaut wurden. Die beiden verbrachten ein paar gelöste Stunden voller neuer Eindrücke, in denen Elsa sogar die Schulden und den Brief vergaß. Auf dem Rückweg, schon fast wieder in Rabaul angekommen, nahm Henning eine Abzweigung und fuhr eine Serpentine hoch, bis sie auf halber Höhe des Berges waren. Dort parkte er im Schatten eines freistehenden Rosenholzbaumes, und sie picknickten im Wagen. Die Sonne stand hoch am Himmel. Zwischen den sich im Wind hin und her neigenden Ästen spielten ihre Strahlen wie Funken auf den Champagnergläsern und Porzellantellern.
    Â» Wem gehört die Villa dort oben? « , fragte sie.
    Â» Warwick. Die Straße dorthin hat er nur für sich bauen lassen. «
    Â» Er muss einen atemberaubenden Blick haben. «
    Â» Den hat er. «
    Â» Warst du schon mal dort? «
    Â» Ein- oder zweimal, geschäftlich. Gefällt dir der Blick von hier etwa nicht? «
    Â» Doch, natürlich. «
    Die hohen Bäume verdeckten einen Teil der Sicht, aber der Ozean leuchtete durch einzelne Lücken, ein Paradiesvogel lugte scheu aus dem Dickicht, und die Schmetterlinge tanzten.
    Â» Ich freue mich, dass du dich freust, Prinzessin. Was mich angeht … offen gesagt ermüdet mich die Schönheit der Südsee, sie ist einfach zu offensichtlich. All diese prächtigen

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