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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Farben und Stimmungen auf dem Serviertablett. Wie auf den Gemälden von Caspar David Friedrich. «
    Elsa lächelte. Ohne auf Hennings Überdruss an Schönheit einzugehen, sagte sie: » Seltsam, dass die Weißen bei der Beschreibung von etwas Natürlichem so oft Bezug auf etwas Künstliches nehmen. Sieh mal, Henning, nicht die Landschaft ist so schön wie ein Gemälde, sondern allenfalls das Gemälde so schön wie die Landschaft. Auf Samoa gab es mal einen Amerikaner, der meinte, eine unserer kulinarischen Spezialitäten schmecke wie ein bestimmter Cocktail in seiner Lieblingsbar in New Orleans. Auf die Idee, dass vermutlich eher der Cocktail nach Samoa schmeckt als umgekehrt, kam er nicht. «
    Hennings Miene trübte sich leicht. » Ich mag es, wenn du klug daherredest « , sagte er. » Aber du solltest aufpassen, dass die Weißen nicht zu schlecht dabei wegkommen. Du hast uns gegenüber manchmal etwas Belehrendes, Prinzessin. «
    Elsa konnte sich nicht erinnern, dass Henning sie jemals kritisiert hatte. Es war wohl nur eine Frage der Zeit gewesen und das Normalste von der Welt. Trotzdem spürte sie zwei Stiche, einen schwachen von dem Ausdruck » Belehrendes « und einen starken, weitaus schmerzhafteren von » uns gegenüber « .
    Â» Ich werde darauf achten « , willigte sie ein, was Henning sogleich putzmunter machte.
    Â» Übrigens, ich habe hier etwas für dich « , sagte er und zog unter einer Decke einen Vogelkäfig samt Piepmatz hervor. » Zum Freilassen. Es ist süß, dich dabei zu beobachten. Deine Augen funkeln dann so entzückend naiv. «
    Â» Entzückend naiv? «
    Â» Aber wenn wir in Deutschland sind, musst du damit aufhören, Vögel freizulassen, Prinzessin. Versprichst du mir das? Du bekommst dann einen Papagei, in meiner Familie haben alle Frauen einen Papagei, doch der bleibt in der Voliere, verstehst du? «
    Â» Sicher verstehe ich das. «
    Â» Du bist wirklich süß, Prinzessin. «
    Elsa ließ das bunte, zerbrechliche Vögelchen frei, aber mit ihren Gedanken war sie währenddessen ausnahmsweise woanders. Henning behandelte sie an diesem Tag ein bisschen von oben herab, und das ärgerte sie – nicht sehr, aber genug, um ihn ihrerseits um etwas zu bitten, das sie sich insgeheim schon seit einiger Zeit wünschte.
    Â» Auch ich möchte, dass du mir etwas versprichst, Henning. Würdest du bitte aufhören, mich Prinzessin zu nennen, sobald wir in Deutschland sind? «
    Er stutzte. » Also, wenn du … wenn du das wirklich willst, dann … Wie soll ich dich denn sonst nennen? «
    Â» Elsa. Oder Fa’alua. Oder Elsa Fa’alua, das ist mir gleich. «
    Â» Nur Fa’alua, nein, das ist unmöglich. Und Elsa? « Er lachte. » Nein, das ist wirklich zu albern. Prinzessin ist ein Kosename, den ändert man nicht einfach so. «
    Â» Vielleicht nicht einfach so. Aber mit ein wenig Anstrengung. Und wenn wir schon mal dabei sind: Ich möchte bei offiziellen Anlässen als Frau Matthes vorgestellt werden und nicht als Ihre Hoheit, Prinzessin Elsa Fa’alua. Soweit mir bekannt ist, wurde die Monarchie in Deutschland abgeschafft, da sind solche Anreden eher peinlich als ehrenvoll. «
    Â» Du bist schon wieder belehrend « , entgegnete er. » Ich werde ja wohl besser als du beurteilen können, was peinlich ist und was nicht. «
    Sie dachte an sein Betragen in der Hochzeitsnacht und daran, dass er seine Tage in einem stickigen, alkoholtriefenden Clubraum verbrachte, wo er mit verschwitzten Farmern und faulen Handelsvertretern, die trotz allem cleverer waren als er, Poker spielte. Würde sie Henning von dem aristokratischen Sockel aus beurteilen, auf den er sie stellte, müsste sie sich seiner im höchsten Maße schämen.
    Natürlich sagte sie ihm das nicht, dafür liebte sie ihn viel zu sehr. Aber die Dynamik des kleinen Streitgesprächs hatte zur Folge, dass sie ihm etwas anderes gestand.
    Â» Ich weiß von deinen Schulden, Henning « , bekannte sie sanft. » Mehr als vierzigtausend Pfund. Die ganze Stadt ist im Bilde, ich könnte fragen, wen ich will. Doch ich frage dich. «
    Hennings Blick suchte erst Zuflucht am Boden, dann in der Weite der Südsee. Da war er wieder, der große Junge, der Elsas Liebe für ihn noch etwas anderes hinzufügte: Rührung. Zweimal setzte er zu einer Erklärung an, zweimal brach er

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