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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ihr ohne mit der Wimper zu zucken vorgeschlagen, dass sie sich beim Stillen abwechseln könnten. Paulette erwies sich als ausgezeichnete Windelwechslerin. Sie verbrachten so viel Zeit mit dem Baby, dass Titus eifersüchtig wurde und eine Nurse einstellte. Trotzdem schweißte der kleine Keanu die drei Frauen immer enger zusammen, er erinnerte sie an das Gemeinsame, wodurch das Trennende in den Hintergrund trat und kleiner und kleiner wurde. Saßen sie nicht alle in einem Boot? Hatte nicht jede von ihnen eine traurige Geschichte, die sie an dieses Gestade gespült, in dieses Haus getrieben hatte? Keine von ihnen war bei Titus, weil er ein großzügiger Mensch war, auch Iolana nicht, wenngleich sie das immer behauptete. Sie waren alle drei auf der Flucht, jede vor etwas anderem, entweder vor etwas Konkretem oder vor einer abstrakten Angst, und sie gaben ihren Stolz für ein bisschen Frieden her, für eine Atempause.
    Nichts anderes war dieses Asyl auf dem Hügel über Port Rabaul. Noch geilte es Titus auf, mit einer Nutte, einem typischen Gauguin-Mädchen und einer Mischblut-Prinzessin zusammenzuleben. Über kurz oder lang würde er jedoch ihrer überdrüssig werden. Der Beweis dafür stand in seinem Gemäldearsenal. Er hielt den Raum zwar verschlossen, doch war es Paulette vor einiger Zeit gelungen, das Schloss zu knacken und in den Raum einzudringen, der voll war von seinen Schöpfungen. Titus verkaufte nur selten ein Bild, so wie einst van Gogh, wie er in der ihm eigenen Bescheidenheit sagte. Auf fast allen Gemälden waren nackte Frauen dargestellt, und auf der Rückseite standen ihre Vornamen: eine Elvira, eine Alexandra, eine Jane, Moira, Greta, Leilani, Marguerite, Zoe, Keiko … Offensichtlich vögelte er sich durch den gesamten Völkerbund so wie andere Männer durch ihre Bürohilfen. Was war wohl aus den Schönheiten geworden? Gewiss hatte er sie irgendwann einfach wieder ausgespuckt, verarmt, drogenabhängig, schwanger, fern von zu Hause. Sie würde es nie erfahren. Titus wechselte alle paar Jahre seinen Wohnsitz, blieb allerdings immer in der Südsee oder den Kolonien Asiens, ein Gebiet, das den halben Globus umspannte, fern des prüden britischen Mutterlandes.
    Bald war es sicher wieder so weit. Paulette waren die Briefe von Häusermaklern in der Post aufgefallen.
    Würde er alle seine Frauen mitnehmen? Oder eine von ihnen fallenlassen? Und wenn ja, wen? Paulette empfand es als zutiefst erniedrigend, darauf zu hoffen, dass er Iolana oder Elsa verbannte, und sie verweigerte sich dieser Erniedrigung von Tag zu Tag ein bisschen mehr. Sie begann, in eine andere Richtung zu denken. Sie überlegte nicht mehr, was sie gegen Iolana oder Elsa unternehmen könnte, sondern gegen Titus.
    Bald wusste Paulette alles, was sie wissen musste. Unbemerkt von ihm war sie in sein Arbeitszimmer eingebrochen und hatte von ihrem Versteck aus beobachtet, wie er seinen Safe öffnete. Nun, da sie die Kombination kannte, brauchte sie nur noch einen Tag abzuwarten, an dem Titus das Haus für eine Weile verließ, und als es so weit war, wurde sie nicht enttäuscht. Seine Skrupellosigkeit war noch größer, als sie je für möglich gehalten hatte.
    Â» Elsa, ich muss mit dir sprechen « , sagte Paulette, die plötzlich zwischen zwei Kameliensträuchern hervortrat. » Mit dir und Iolana. «
    Iolana folgte ihr, und sie gingen zu einem runden Gartentisch, auf dem ein gut gefüllter Cocktailshaker in einem Eiskübel ruhte. Der kluge Gung kannte die Lieblingsplätze der Frauen sowie deren Lieblingsgetränke, und so standen an drei, vier Orten von mittags bis abends fertige Fruchtsäfte, Eistees, Gin Pahits und gekühlte Champagnerflaschen sowie ein ganzes Regiment von Gläsern bereit.
    Sofort schenkte sich Elsa Champagner ein. Nach den Monaten der Abstinenz griff sie begierig zu.
    Â» Was ist denn so dringend? Wollen wir nicht warten, bis Titus vom Hafen zurück ist? In spätestens einer Stunde wird er … «
    Â» Er kontrolliert uns alle « , unterbrach Paulette sie. » Er hat die ganze Zeit über Katz und Maus mit uns gespielt. «
    Elsa verdrehte die Augen. » Paulette, wir wissen, wie du über Titus denkst. Und du hast ja nicht unrecht. Aber … «
    Â» Aber ihr wisst nicht, was er alles über uns weiß. « Sie hielt einen kleinen Stapel von Papieren in der Hand. » Das sind die Berichte eines

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