Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
des Cafés zu überwachen, und Paulette war nach Kimbe gefahren, um endlich ihre Kinder abzuholen, die fortan in der Villa leben und ein Teil der Familie werden sollten.
Der Stundenzeiger der Uhr schien sich viel zu langsam zu bewegen. Elsa nahm ein Buch zur Hand und legte es wieder zur Seite. Sie dekorierte noch einmal um, sortierte die kleine Bar, beschäftigte sich liebevoll mit Emma, dem Singstarweibchen, lieà sich Keanu bringen, stillte ihn und redete mit ihm. Natürlich verstand er kein Wort, aber er lächelte viel.
Dann war es endlich drei. Viertel nach, zwanzig nach, halb vier ⦠Max blieb aus. Die Nurse nahm Keanu wieder mit ins Kinderzimmer, das von den Umbauten ausgenommen worden war. Elsa machte sich einen Gin Pahit, und Gung brachte um Punkt vier Uhr frische Waffeln und Tee, den Elsa jedoch nicht genieÃen konnte.
Hatte Max die Untersuchung vergessen? War etwas passiert? Sie erwog, Gung loszuschicken, und läutete nach ihm, überlegte es sich jedoch anders.
Als der Arzt gegen halb fünf endlich eintraf, war sie so glücklich, als hinge ihr ganzes weiteres Leben von seinem Besuch ab.
Gung führte ihn zu Elsa ins Baumhaus, das er zum ersten Mal betrat.
» Da bist du ja! « , sagte sie. » Ich war schon in Sorge. «
» Die Praxis war voll. Es gab einen Aufruhr, weil die WeiÃen vorgezogen werden wollten, was ich natürlich abgelehnt habe. Einige von ihnen sind beleidigt abgezogen, sonst wäre ich jetzt noch nicht hier. «
Elsa lächelte. Alles, was sie seit Stunden, ja, seit Tagen nervös umgetrieben hatte, war wie weggewischt.
» Diese Probleme wirst du künftig nicht mehr haben « , sagte sie spitzbübisch, ging zu einer Anrichte und öffnete eine Kassette.
» Ich habe hier ⦠«
Weiter kam sie nicht. Die Nurse brachte Keanu, und Elsa verschob ihr Vorhaben um einige Minuten.
Während Max den Herzschlag des Kleinen maà und weitere Untersuchungen durchführte, beobachtete sie ihn. Wenn er Keanu streichelte, mit ihm redete, ihn vorsichtig drehte oder seine Hände liebkoste, dann kam es ihr vor, als würde er auch Elsa solche Zärtlichkeit entgegenbringen, ja, als würde er über Keanu zu ihr sprechen.
» Es geht ihm bestens « , sagte er. » Kein Wunder bei der liebevollen Betreuung durch euch. Sag, stillt ihr noch, Iolana und du? «
Elsa bejahte. » Ich würde es gerne langsam ausklingen lassen, aber Iolana hat solche Freude daran ⦠Sie ist noch versessener auf Keanu als ich. «
» Erstaunlich, wie sehr sie ihn liebt. Sie hat ein übervolles Herz. «
» Da ist sie nicht die Einzige « , sagte Elsa, nahm Keanu in die Arme, küsste ihn und übergab ihn der Nurse, die mit ihm im Haus verschwand.
Elsa läutete nach Gung. » Seien Sie so nett und öffnen Sie uns eine Flasche Champagner aus der Bar « , bat sie.
» Ich habe leider nur wenig Zeit « , sagte Max. » Muss gleich noch ins nächste Dorf, wegen einer Zahnbehandlung. «
» Gung wird dich hinfahren. Nicht wahr, Gung, das machen Sie? «
Der chinesische Diener, der gerade die Flasche öffnete, verbeugte sich leicht. » Es wäre mir ein Vergnügen. «
» Na schön « , seufzte Max. » Sie haben etwas gut bei mir, Gung. Elsa, du hast gewonnen. Ein Schluck Champagner vor einer unappetitlichen Zahnbehandlung kann nicht schaden. «
Gung überreichte ihnen zwei gefüllte Gläser und entfernte sich.
» Worauf trinken wir? « , fragte Max. » Haben wir denn etwas zu feiern? «
» Auf Keanus Gesundheit. Auf das Baumhaus. Meinen neuen Familienstand. Meine Erbschaft ⦠«
» Wenn es dir recht ist, trinke ich nur auf Keanu. «
Sie stieÃen an, nippten am Glas, dann fragte Elsa: » Gefällt dir das Baumhaus denn nicht? «
» Im Prinzip eine originelle Idee, in einem fale in den Baumkronen zu leben. «
» Aber das Drumherum ist nicht dein Stil, habe ich recht? Die Bar, die Lounge-Sessel, der Champagner ⦠«
Er nickte. » Du hast also nicht vergessen, wie ich denke und fühle. Ich war mir da nicht mehr sicher. «
Elsa leerte ihr Glas und lachte. » Ich weià noch genau, wie du mir bei unserer ersten Begegnung vorgekommen bist. » Es war im âºKronprinzâ¹, Henning lag zwischen uns auf dem Boden. Du hast einen verbeulten, nicht ganz sauberen Anzug getragen, einen wie der, den du jetzt trägst. Du warst müde und
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