Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
hier « , er hielt ihr den Scheck direkt vor die Augen, » unter den Taten einer freien Frau verstehe, dann hast du mich nie wirklich verstanden. «
Er zerriss den Scheck und warf die Schnipsel wie Konfetti in die Luft.
» Du hast dich für ein Leben als Mätresse in Saus und Braus entschieden. Und nun versuchst du, mich auf dieses Niveau zu ziehen. Tu das nie wieder. «
Nachdem er gegangen war, holte Elsa zum ersten Mal seit Wochen das Opium wieder hervor, nur um es sich anzusehen, und kehrte in ihr Baumhaus zurück. Die Betrachtung der schwarzen Kügelchen auf dem Glastisch lieà ihr Verlangen aufflackern. Sie entzündete ein Streichholz, hielt es dicht an eine der Tränen der Mohnblüte und atmete den feinen Rauchfaden ein, der einige Sekunden lang aufstieg. Sogleich ebbte die Erregung ab, entspannt lehnte sie sich zurück. Während sie dem Wind zuhörte, der durch die Palmblätter rauschte, zählte sie ihre Atemzüge, die sich erst verlangsamten und dann wieder beschleunigten. Die Wirkung des Mohnschleiers war nur flüchtig gewesen, eine richtig gestopfte Opiumpfeife musste her, um sie zu erneuern und für einige Stunden zu erhalten.
Vorsichtig las Elsa drei weitere schwarze Kügelchen von der Glasplatte auf, stopfte die Pfeife und entzündete sie mit fahriger Ungeduld, als Paulette überraschend das Baumhaus betrat, neben sich ihre beiden Kinder.
Hastig verbarg Elsa die Attribute ihrer Abhängigkeit.
» Geht wieder nach unten zu Mister Gung « , sagte Paulette zu den Zwillingen und wartete, bis sie sich entfernt hatten. Dann machte sie einen Schritt auf Elsa zu, riss ihr die Pfeife aus der Hand und stürzte den Tisch um.
» Bist du verrückt geworden? « , brauste Elsa auf.
» Als ich Max davongehen sah, wusste ich, was passiert war â und was als Nächstes passieren würde. Du liebe Zeit, Elsa, du kannst nicht jedes Mal, wenn ein Kerl dich enttäuscht, in eine duftende Scheinwelt fliehen. Dann würdest du dort deine ganze Zeit verbringen. «
» Erstens geht dich das nichts an, und zweitens trifft Max keine Schuld. «
» Titus hat dich absichtlich in die Anhängigkeit getrieben, und Max scheucht dich unabsichtlich dorthin zurück. «
» Ohne Max wären wir jetzt nicht hier. «
» Ja, ich weiÃ, ich würde keine Zigarren paffen können, sondern säÃe von einem Mannweib bewacht in einem Untersuchungsgefängnis. Ich gebe ja zu, dass ich Max nicht ganz so schlimm finde wie die meisten anderen Kerle. «
» Dieses Kompliment wird er sicher gerne hören. «
» Aber auch er ist ein Blender und Heuchler. Er kehrt den Moralapostel heraus, dabei hat er selbst Dreck am Stecken, und nicht zu knapp. Deinem holden Arzt hat man nämlich vor einigen Jahren die Approbation entzogen, und zwar wegen eklatanter VerstöÃe gegen die Berufsethik. Deshalb zieht er es wohl auch vor, weiterhin wie Diogenes in der Tonne zu leben, anstatt mit deinem Geld eine hübsche Tropenklinik zu eröffnen. Dann käme nämlich alles ans Licht. «
» Woher ⦠weiÃt du das? «
» Aus dem Giftschrank von Titus. Er hat über jeden auf der Halbinsel, der ihm wichtig genug erschien, ein Dossier anlegen lassen. Das war Teil seiner Geschäftsmethoden, wie wir aus eigener leidvoller Erfahrung wissen. Sieh also der Wahrheit ins Gesicht: Die Männer bringen dir Unglück. «
Elsa reagierte auf die Neuigkeit über Max, die sie als persönlichen Angriff empfand, mit einem Gegenangriff.
» Na und, es ist immer noch mein Unglück, oder etwa nicht? Ich kümmere mich auch nicht um deines, nämlich dass du eine verbiesterte, verbitterte, vertrocknete, abgenutzte ⦠« Erschrocken presste Elsa beide Hände vor den Mund. Als sie sie wieder senkte, sagte sie: » Entschuldige, es tut mir leid, ich ⦠Ich wollte das nicht sagen. Ich denke auch gar nicht so. Ich weià nicht, wie ich solche Gemeinheiten überhaupt ⦠Bitte verzeih mir. Wie konnte ich blo� «
» Immer mit der Ruhe, Chérie « , unterbrach Paulette sie. » Du hast mich nicht erdolcht und stehst auch nicht an meinem Grab. Also alles halb so wild. «
Elsa fiel ihr um den Hals. » Ich wünschte, ich wäre so wie du. Du bist so stark, so selbstsicher, du weiÃt immer, wo es langgeht. «
Paulette lächelte, was selten vorkam. » Lieb von dir, das zu sagen. Aber denk noch einmal
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