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Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman

Titel: Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Angriff auf die Stimmung. Es war, wie wenn die Nachricht vom Tod eines entfernten Bekannten mitten in eine Geburtstagsfeier platzt: Man war zwar nicht direkt betroffen, trotzdem hatte die Laune einen heftigen Dämpfer erhalten. Zumal sich Myrtle Malones Drohungen als wahr erwiesen.
    Eine Stunde nach dem offiziellen Beginn der Eröffnungsfeier war noch kein einziger Gast erschienen. Die Lichter strahlten bunt, die Musik spielte auf. Drei Männer mit Ukulelen und Trommeln sowie eine tanzende Frau schickten den Zauber Polynesiens über halb Rabaul, aber ihr fröhlicher Gesang wirkte auf die Familie im Café wie blanker Hohn angesichts der leeren Stühle und Tische.
    Endlich fanden einige Filipinos herein, die am Hafen arbeiteten, sowie zwei amerikanische Dandys, die mit Zigarettenspitze rauchten und nur auf der Durchreise waren. Dabei blieb es. Mehr Gäste kamen nicht, und schließlich mussten sie sich der Realität stellen.
    Â» Die Leute haben Angst « , sagte Max.
    Â» Pah, Angst vor der Malone? « , rief Elsa spöttisch.
    Â» Ich hätte auch nicht gedacht, dass es mal so weit kommt « , gab Max zu. » Ich schätze, die europäischen und australischen Einwohner von Port Rabaul wollen keinen Ärger mit den Methodisten. Einige fürchten wohl um ihre Geschäfte oder eventuelle Boykottaufrufe. Die allermeisten sind sowieso mit dem zufrieden, was sie hier haben – den Herrenclub, das ›Kronprinz‹ und die Teekränzchen der Damen. Und was die Asiaten betrifft, die verdienen nicht genug Geld, um es in einem gehobenen Café liegenzulassen. «
    Â» Dann erhöhe ich eben die Löhne der Hafenarbeiter « , bot Paulette an.
    Max nickte zweifelnd. » Tu das, gute Idee. Aber ob ein paar Hafenarbeiter die Bar füllen werden? Das ist nur ein gutes Dutzend, und die gehen lieber in eine Pinte in Simpson Harbour, die viel günstiger ist. Wir müssen irgendwie die Europäer hier reinlocken. «
    Während Max und Paulette sich den Kopf zerbrachen, was man gegen den Boykott tun könnte, blieb eine ganz still: Iolana. Sie blickte auf ihr Wunderwerk, den polynesischen Palast auf Stelzen, der in zartes Licht und die Musik der Heimat getaucht war. Elsa versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, doch das stellte sich wie immer als nicht möglich heraus. Was mochte sie empfinden? War sie betrübt oder gelassen?
    Â» Nun kommt schon, Leute! « , rief Elsa plötzlich. » Diskutieren können wir morgen. « Sie stürzte das siebte Glas Champagner des Abends in einem Zug hinunter und lachte. » Heute wird gefeiert. Hey, Musik, spielt etwas Flottes. Gibt es einen polynesischen Swing? So etwas in dieser Art. «
    Zum einen wollte Elsa die ernste Stimmung des Abends durchbrechen, um Iolana aufzuheitern. Aber sie machte es auch – vielleicht sogar vor allem – für sich selbst. Sie befand sich gerade auf dem Gipfel der Hochstimmung, allen Widernissen zum Trotz. Die Maloy oder Malone oder wie auch immer sie sich nannte, konnte ihr gestohlen bleiben. Die Nacht war lau und klar, das Meer ein glatter Spiegel, das Leben schön. Niemand konnte Elsa etwas anhaben. In der Villa auf dem Hügel thronte sie wie eine Prinzessin, mehr noch, eine Kaiserin. Paulettes Plantagenankäufe gingen zügig voran, Elsa besaß inzwischen mehr Land in der Südsee als alle englischen Lords und deutschen Freiherren in ihren Ländern zusammen. Das Wichtigste war jedoch: Sie hatte sich mit Max ausgesprochen. Seit langer Zeit hatte er sie wieder mal angelächelt. Alles war gut.
    Sie ergriff seine Hand. » Lass uns tanzen, das Leben feiern. « Sie schlang ihm die Arme um den Hals, nicht nur als zärtliche Geste, sondern auch, um sich an ihm zu stützen. Der Champagner, der süß und gehaltvoll in ihrer Brust explodiert war, stieg ihr nun zu Kopfe.
    Auf einmal war sie Max so nah, wie sie es sich seit … Sie wusste gar nicht genau, seit wann sie sich das wünschte. Er war da, schließlich und endlich waren sie vereint. Keanu war nur wenige Schritte von ihnen entfernt. Zum ersten Mal sah er seine Eltern als Paar.
    Â» Elsa … « Max zögerte. Immer wieder warf er besorgte Seitenblicke zur Bar.
    Warum auch immer, es interessierte Elsa nicht. Sie wollte voll und ganz in dieser Minute aufgehen. Es war ihr egal, dass sie den Swing nicht durchhielt und beinahe strauchelte. Sie hielt sich an Max fest, und immer wieder lachte sie. Sie konnte

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