Das Haus der blauen Schmetterlinge - Roman
mitzuerleben, wie Myrtle Maloy die Blumengirlande, die Iolana ihr zur BegrüÃung um den Hals gelegt hatte, mit spitzen Fingern abnahm und auf den Boden fallen lieÃ, als handele es sich um Unkraut. Sie und sieben Damen ihres methodistischen Gefolges, darunter die Jungfer Bleulich, umringten einen groÃen, steifen Mann wie ein heiliges Banner.
» Was für eine Ãberraschung, Mrs. Maloy « , sagte Elsa und ging auf sie zu. » Nett, dass Sie zu unserer Feier kommen. Sie sind die Erste. «
» Das wundert mich nicht « , erwiderte die Witwe höhnisch. » Aber bevor ich zum Eigentlichen komme, mein Name ist nicht länger Maloy. Ich habe erneut geheiratet. Dies ist mein Mann, Pastor Ethelbert Malone. Ethelbert, das ist die besagte Person, Elsa Faâalua Jensen-Matthes-Warwick. «
» In der Tat. Ich hätte sie auch ohne deinen Hinweis erkannt, liebe Myrtle. Sie ist genau so, wie du sie mir beschrieben hast und wie man sich eine solche Person vorzustellen hat. «
Er mustere Elsa, wie Johannes der Täufer einst die Herodias angeblickt haben mochte.
Aus Maloy war also Malone geworden, und so wenig wie der Name hatte sich ihr Gebaren geändert. Doch Elsa, die sich nach der Ermahnung von Max vorgenommen hatte, sich nicht provozieren zu lassen, erwiderte mit lieblicher Stimme: » Herzlichen Glückwunsch zur Hochzeit, Mrs. Malone ⦠und zu Ihrer enormen Beschreibungsgabe. «
Iolana kam mit einem Tablett auf sie zu.
» Wir bleiben nicht lange « , lehnte der Pastor die angebotenen Getränke mit nachdrücklicher Geste ab, so als hätte der Leibhaftige selbst den Kokos-Papaya-Saft gemixt.
» Ganz recht « , stimmte ihm seine Gemahlin lebhaft zu. » Wir sind nur hier, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie das Café gleich wieder schlieÃen können. Uns war schon im Vorfeld klar, dass hier nichts Gutes entsteht, da wir wussten, wer dahintersteckt. Aber ich muss sagen, dass meine schlimmsten Befürchtungen übertroffen worden sind. «
Die heilige Myrtle ging im Raum umher, und überall entdeckte sie die Sünde.
» Darstellungen heidnischer Gottheiten « , begann sie aufzuzählen. » Die Bedienungen in unzivilisierter Kleidung, halb nackt. Hula-Musik und französische Chansons, die von der freien Liebe schwärmen. Nicht zu vergessen die drei schweinischen Bilder am Eingang. «
» Es ist nur ein polynesisches Café « , versuchte Iolana zu beschwichtigen.
» Es ist und bleibt ein polynesisches Bordell « , widersprach Myrtle Malone. » Egal wie Sie es nennen. Aber Sie haben sich verrechnet. Wir Methodisten sind zwar friedliebende Menschen, doch wir sind nicht wehrlos. Kaum jemand wird Ihr sogenanntes Café betreten, heute nicht und nicht in Zukunft. Erstarren vor Untätigkeit werden Sie in Ihrer Sünde, wie einst Lots Frau. «
Der Vergleich gefiel dem Pastor. » So wird es sein. Ich bedauere nur die armen Kinder, die von drei Huren erzogen werden. «
So viel Mitleid wollte bei der heiligen Myrtle nicht aufkommen. » Gott wird ihnen den rechten Weg weisen, allerdings fürchte ich, sie werden wie ihre Mütter werden ⦠und wie ihre Väter, die gewiss auch nicht besser waren. «
An dem Punkt mischte Max sich ein. » Wenn Ihnen dieser Ort nicht zusagt, zwingt Sie niemand, ihn zu betreten. Aber lassen Sie bitte jene in Ruhe, die sich hier wohlfühlen wollen. «
Myrtle Malone seufzte verächtlich auf. » Doktor Richter. Wie wenig erstaunlich, Sie hier vorzufinden. «
» Ja « , rief Fräulein Bleulich, als wäre dies eine wichtige Ergänzung.
Elsa dachte vor allem an die Kinder, die jedes Wort hörten, das gesprochen wurde. Sie sagte: » In einem hatten Sie recht, Mrs. Malone, meine Damen, Herr Pastor. Sie bleiben wirklich nicht lange. Guten Tag. «
Demonstrativ wandte die Angesprochene sich um und verlieà das Café, wobei sie ihren Gatten und das weibliche Gefolge wie einen Schweif hinter sich her zog.
Paulette, eine Zigarre im Mundwinkel, meinte nur trocken: » So was Dummes. Sie hat so viel Gift versprüht, dass alles noch mal durchgeputzt werden muss. «
Und Elsa gab die Parole aus: » Von einer Spinne lassen wir uns nicht die Party verderben. «
Doch die Aufrufe blieben oberflächlich. Zwar lieà sich keiner von Myrtle Maloy-Malone beleidigen â dafür nahmen sie sie nicht wichtig genug â, dennoch drückte ihr bösartiger
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