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Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Das Haus der bösen Mädchen: Roman

Titel: Das Haus der bösen Mädchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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dieses seriöse Voodoo-Buch zu lesen, und kann nicht warten, bis sie aus dem Urlaub zurück ist – ich werde ihren Sohn anrufen.«
    »Warum nicht – versuchs.« Borodin nickte ohne große Begeisterung. »Warte, einen Augenblick.« Er verließ die Kücheund kam mit einem kleinen Blatt festen Papiers zurück. »Hier, Warja, nimm das für alle Fälle an dich. Das ist eine Beschreibung des vermutlichen Täters. Sie ist fünf Jahre alt, aber der Mann soll sich inzwischen nicht sehr verändert haben.«

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Die Klingel schrillte in Xenias Kopf. Mühsam öffnete sie die Augen. Mascha lag neben ihr und schlief ruhig und fest. Ihr Gesichtchen war rosig, die bläuliche Färbung um die Lippen war verschwunden. Durch einen schmalen Vorhangspalt fiel grelles Sonnenlicht. Xenia wollte niemanden sehen. Sie glaubte, Oleg sei von der Datscha zurück, und rechnete mit einer erneuten unschönen Szene.
    Vorsichtig, um das Kind nicht zu wecken, glitt sie aus dem Bett, zog einen Bademantel über und lief barfuß in den Flur. Bevor sie fragte, wer da sei, schaute sie durch den Türspion, konnte aber nichts sehen. Das Klingeln war inzwischen verstummt, wahrscheinlich hatte der draußen Wartende Xenias Schritte gehört. Xenia blickte noch einmal durch den Türspion, um zu begreifen, warum er plötzlich blind und es im Treppenhaus so dunkel war.
    Kaugummi!, erriet sie in Erinnerung an einen vor kurzem gesehenen Thriller. Irgendwer hat Kaugummi auf den Türspion geklebt, genau wie der Serienmörder Dick Brittow, bevor er an der Tür seiner Opfer klingelte.
    Einige Minuten lang lauschte Xenia angestrengt auf die Stille vor der Tür. Das ist keinesfalls Oleg. Er würde jetzt Krach schlagen, brüllen und klopfen. Der Riegel ist vorgelegt, wir sind also in Sicherheit.
    Erneut schrillte die Klingel.
    »Aufmachen, Miliz!«, brüllte eine Männerstimme.
    Xenia atmete erleichtert auf.
    Sie haben ihren Fehler eingesehen und sind zurückgekommen,dachte sie erfreut und wollte schon nach der Verriegelung greifen, rief aber plötzlich zu ihrer eigenen Überraschung: »Machen Sie bitte den Kaugummi vom Türspion und zeigen Sie mir Ihren Ausweis!«
    Ein paar Sekunden blieb es still, dann sagte die Stimme laut: »Bürgerin Solodkina, öffne sofort die Tür!«
    »Nein! Wie heißen Sie?«
    »Major Kusnezow!«
    »Oho, Major. Warum nicht gleich Oberst? Na schön, Herr General, einen Augenblick. Ich rufe auf dem Revier an und frage nach, wer Sie sind. Sie kriegen dich sowieso, du Bastard!«
    Die Antwort war wildes Fluchen. Xenia konnte sich nur auf den Boden setzen und sich die Ohren zuhalten. Was jetzt? Noch einmal die Miliz rufen? Sie sah schon das verschlafene Gesicht von Hauptmann Smatschny vor sich, seinen angewiderten, hasserfüllten Blick. Nein, ich rufe nicht an. Die helfen mir sowieso nicht. Bis sie hier sind, ist er weg, und dann sagen sie wieder, ich wäre entweder verrückt oder hätte mir das Ganze ausgedacht. Ich muss die Nachbarn anrufen, vielleicht ist ja jemand zu Hause. Wenn ja, dann müssten sie doch sein Gebrüll hören und ihn durch ihren Türspion sehen. Sollen sie die Miliz benachrichtigen, ihnen wird man glauben.
    Xenia rannte in die Küche, wo ein dickes Telefonbuch mit den Nummern sämtlicher Etagennachbarn lag, blätterte darin und merkte, dass sie die Familiennamen der Nachbarn nicht wusste, nur ihre Vor- und Vatersnamen. Draußen war es inzwischen still geworden.
    Ist er weg?, fragte sich Xenia misstrauisch, während sie mechanisch die dicht beschriebenen Seiten durchsah. Genau in diesem Moment klingelte das Telefon. Sie sprang überrascht auf und griff nach dem Hörer.
    »Guten Morgen«, meldete sich eine ruhige, tiefe Frauenstimme, »sagen Sie bitte, ist Galina schon aus Frankreich zurück?«
    »Nein. Sie kommt in fünf Tagen wieder, nächsten Mittwoch.«
    »Wirklich? Ich dachte, schon früher. Sie sind bestimmt Xenia?«
    »Ja.«
    »Sehr angenehm. Ich heiße Warja, Sie kennen mich nicht, aber Galina hat mir viel von Ihnen und Mascha erzählt. Und wo ist Oleg? Wie geht es ihm?«
    »Er ist auf der Datscha. Es geht ihm gut. Danke.«
    »Entschuldigen Sie, sind Sie heute zu Hause?«
    »Ich? Ja, natürlich, wieso?«
    »Wissen Sie, Galina hat vor ihrer Abreise versprochen, mir ein Buch zu leihen, aber wir haben uns nicht mehr gesehen. Ich brauche das Buch jetzt dringend – wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern vorbeikommen.«
    »Ja … Das heißt, ich weiß nicht recht … Was denn für ein

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