Das Haus der bösen Mädchen: Roman
Kriminelle.«
»Dafür bitte ich Sie nochmals um Entschuldigung. Also, wenn ich Sie richtig verstanden habe, verließ der Einbrecher das Bad und kam zu Ihnen auf den Hof gerannt? Und Sie sahen eine Pistole in seiner Hand?«
»Ja. Und am Morgen kam er wieder, klingelte an der Tür und gab sich als Milizionär aus. Wissen Sie, irgendwie bin ich Ihrem Smatschny sogar dankbar. Hätte er sich in der Nacht wie ein normaler Mensch benommen, hätte ich am Morgen vielleicht die Tür geöffnet. Aber nicht nur die schlechte Erfahrung mit ihm hielt mich davon ab. Als ich durch den Spion schaute, war da alles dunkel. Ein Milizionär hätte wohl kaum Kaugummi darauf geklebt.«
»Warum haben Sie nicht noch einmal die Miliz angerufen?«
»Das fragen Sie lieber Smatschny. Nach der Bekanntschaft mit ihm beschloss ich, nie wieder bei der Miliz Hilfe zu suchen.«
»Na ja, auch bei uns gibt es solche und solche. Der Einbrecher ist also entkommen. Und dann sahen Sie ihn auf der Straße wieder und riefen um Hilfe? Aber woher wussten Sie, dass er es war, wenn Sie gar nicht sehen konnten, wer vor der Tür stand?«
»Mein Gott, wer soll das denn sonst gewesen sein? Er kam wieder, weil er sein Messer im Bad liegengelassen hatte.«
»Was für ein Messer?«
»Ein ziemlich seltsames Messer. Möglicherweise gehörte es auch meiner Schwiegermutter, sie handelt mit Antiquitäten, und er war deswegen eingebrochen und hat es in der Eile im Bad vergessen. Aber vielleicht ist es auch seins, und er hat damit die Schmuckschatulle aufgebrochen.«
»Und wo ist das Messer jetzt?«
»Immer noch im Bad. Ein teures antikes Stück, mit Intarsien auf dem Griff, und die Klinge ist rhombenförmig wie eine Ahle.«
»Oha!«, rief eine Stimme im Kopf des Hauptmanns. Die Information über den Serientäter enthielt auch eine ungefähre Beschreibung seiner Tatwaffe: Ein Messer mit rhombenförmiger Klinge.
»Das Messer liegt also in Ihrem Bad, und der Mann hat einen Schlüssel zu Ihrer Wohnung?«, vergewisserte sich der Hauptmann. »Könnten Sie mir vielleicht Ihre Wohnungsschlüssel leihen?«
»Sie hoffen, den Mann am Tatort zu stellen?«
»Bitte, geben Sie mir die Schlüssel. Sie bleiben noch eine Dreiviertelstunde hier, und dann bringen wir Sie nach Hause.«
Zweiunddreißigstes Kapitel
Oleg erhob sich nicht einmal von der Couch, als der Milizhauptmann hereinkam.
»Oleg, der Herr will zu dir«, flüsterte Raïssa ihm zu und richtete ihren erschrockenen Blick auf den Hauptmann. »Setzen Sie sich doch, möchten Sie vielleicht Kaffee?«
»Danke« – Kossizki lächelte –, »da sage ich nicht nein. Oleg Wassiljewitsch«, wandte er sich an den blassen, aufgedunsenen Mann auf der Couch, »wann haben Sie Lilja Kolomejez das letzte Mal gesehen?«
»Wieso?«, fragte Solodkin ohne jede Emotion. »Wer sind Sie überhaupt und was wollen Sie hier?«
»Ich habe mich bereits vorgestellt. Hauptmann Kossizki, Kriminalmiliz. Hier ist mein Ausweis.«
»Stecken Sie sich Ihren Ausweis an den Hut. Warum fragen Sie nach Lilja? Was ist mit ihr?« Er schien zu sich gekommen zu sein und starrte den Hauptmann aus hervorquellenden schokoladenbraunen Augen an.
»Lilja Kolomejez wurde in der Nacht vom sechsten auf den siebten Juni in ihrer Wohnung brutal ermordet. Mit achtzehn Messerstichen.«
»O Gott!«, schrie Raïssa leise auf und erstarrte auf der Türschwelle.
»Was ist mit dem Kind?« Oleg sprang auf und stürzte sich auf den Hauptmann. »Wo ist das Mädchen?«
»Setzen Sie sich bitte«, befahl Kossizki. »Ljussja ist im Krankenhaus, in der Jugendabteilung des Serbski-Instituts.«
»Was ist mit ihr?« Er sank schwerfällig auf einen Stuhl.
»Irgendwer hat sie dazu gebracht, den Mord an ihrer Tante auf sich zu nehmen.« Kossizki zündete sich eine Zigarette an und inhalierte einen tiefen Zug. »Ihre Tochter war im dritten Monat schwanger. Sie hatte im Krankenhaus eine Fehlgeburt. Ich brauche die Adresse des Heims, in dem Ljussja lebte«, sagte er laut.
»Nja… lop«, krächzte Oleg, plötzlich aschfahl im Gesicht. Er wollte aufstehen, verlor das Gleichgewicht, warf den Stuhl um, wich zurück zur Couch, schaffte es aber nicht bis dort und sank zu Boden. Seine Lippen färbten sich blau, als hätte er Tinte getrunken.
»Lanrus… nja… gro… Fam… acht… zwei…«, sagte er laut und ziemlich deutlich und sah den Hauptmann aus irren Augen flehend an.
»Ist Ihnen nicht gut?«, fragte Kossizki leise.
»Lop… Ruslan…«
Raïssa rannte zu ihm. »Oleg, mein
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