Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
aber ihr Instinkt oder auch einfach nur Furcht hielten sie davon ab. »Sie wissen sicher, daß man mir befohlen hat, Urlaub zu nehmen, Detective, wegen des Einbruchs und wegen einiger Probleme, die bei meinem letzten Aufenthalt in Florenz vor einem Monat entstanden sind.«
Sie reagiert schnell, dachte er, und ist nicht leicht hereinzulegen. »Ich habe davon gehört. Auch eine Bronzeskulptur, nicht wahr? Es gab Probleme damit, die Echtheit nachzuweisen.«
»Ich hatte damit keine Probleme. Andere sind anderer Meinung.« Miranda entfernte sich von dem Bild, weil sie genau wußte, daß alle aufmerksam zuhörten.
»Trotzdem bekamen Sie Schwierigkeiten. Zwei Bronzeskulpturen. Komisch, finden Sie nicht?«
»Ich kann nichts Komisches daran finden, wenn meine Reputation in Frage gestellt wird.«
»Das kann ich verstehen. Aber Sie mußten ja nur ein paar Tage wegbleiben.«
Dieses Mal zögerte sie nicht. »Es wäre sicher noch länger gewesen, aber wir beginnen gerade mit einem wichtigen Projekt, das in mein spezielles Wissensgebiet fällt.«
»Ja, das sagte man mir. Und ich habe auch von Ihrem Mitarbeiter in Italien gehört. Von dem Mord. Das ist eine üble Geschichte.«
Ihre Augen verdunkelten sich, und sie sah weg. »Er war ein Freund. Ein guter Freund.«
»Haben Sie irgendeine Idee, warum man ihn aus dem Weg geschafft hat?«
Kühl sah sie ihn an. »Detective Cook, wenn ich wüßte, wer meinem Freund den Schädel eingeschlagen hat, wäre ich in Florenz und würde es der Polizei sagen.«
Cook schob seinen Kaugummi mit der Zunge auf die andere Seite seines Mundes. »Ich wußte gar nicht, daß man etwas über einen eingeschlagenen Schädel gemeldet hat.«
»Meine Mutter wußte Bescheid«, entgegnete Miranda eisig, »und ebenso Giovannis Familie.« Sie konnte nur beten, daß das stimmte. »Untersuchen Sie den Mord an ihm oder unseren Einbruch?«
»Ich bin nur neugierig. Polizisten sind immer neugierig.« Er spreizte die Hände. »Ich bin hierhergekommen, weil Ihr Bruder darüber eine Theorie hat, wie die beiden Zwischenfälle möglicherweise miteinander verbunden sind.«
»Ja, das sagte er mir schon. Sehen Sie eine Verbindung?«
»Manchmal kann man sie erst sehen, wenn man direkt daneben steht. Sie haben auch die Echtheit der, ähm...« – er zog sein Notizbuch heraus und blätterte es durch, um seinem Gedächtnis nachzuhelfen – »Bronzeskulptur David, sechzehntes Jahrhundert, im Stil von Leonardo, nachgewiesen.«
Obwohl ihre Handflächen feucht wurden, widerstand Miranda dem Wunsch, sie an der Hose zu reiben. »Das ist richtig.«
»Anscheinend kann niemand die Unterlagen dazu finden, die Berichte, Dokumente und Bilder.«
»Das hat mir Andrew auch gesagt. Ich kann nur vermuten, daß der Dieb die Dokumente ebenfalls mitgenommen hat.«
»Das macht zwar Sinn, aber dann hätte er doch wissen müssen, wo er suchen muß, oder? Der Kameraausfall hat ihm nur...« – er blätterte abermals sein Notizbuch durch – »ungefähr zehn Minuten Zeit gelassen. Um zu den Laborberichten
zu gelangen, hätte er schnell wie der Blitz sein müssen. Ich bin die Strecke selbst einmal schnell abgegangen. Man braucht eine ganze Minute. Das hört sich zwar nicht nach viel an, aber in einer acht- bis zehnminütigen Zeitspanne ist es eine Menge.«
Miranda gab sich alle Mühe, daß ihre Stimme fest blieb. »Ich kann Ihnen nur sagen, daß die Berichte ordnungsgemäß abgelegt waren, und jetzt sind sie, genau wie die Bronze, nicht mehr da.«
»Hier arbeiten nachts eine Menge Leute allein, oder? Wie Ihr Freund in Florenz.«
»Gelegentlich, und eigentlich nur die Angestellten, die schon lange hier arbeiten. Der Sicherheitsdienst würde sonst niemandem den Zutritt gewähren, sobald das Gebäude abgeschlossen ist.«
»Sie und Ihr Bruder sind in der Woche nach dem Einbruch hierhergekommen.«
»Wie bitte?«
»Ich habe eine Erklärung Ihrer Wachleute vorliegen. Darin steht, daß Sie am dreiundzwanzigsten März, ungefähr um zwei Uhr dreißig, angerufen und sie informiert haben, daß Sie und Dr. Andrew Jones kämen, um im Labor zu arbeiten. Stimmt das?«
»Ich kann es nicht bestreiten.«
»Das ist ziemlich spät.«
»Unter Umständen nicht.« Mirandas Herz raste, aber ihre Hände waren ruhig, als sie eine lose Nadel in ihren Haaren feststeckte. »Wir haben beschlossen, eine Arbeit zu erledigen, während es ruhig war. Ist das ein Problem, Detective?«
»Für mich nicht. Ich halte mich nur auf dem laufenden.« Er steckte sein
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