Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Boldari leiht dir ein paar sehr wichtige Kunstwerke.« Er zog ihre Hand an seine Lippen. »Ich möchte gern wissen, was du mit ihnen vorhast. Das ist ein Geschäft.«
»Ryan...« Sie wußte nicht genau, was sie sagen sollte, hatte aber auch keine Gelegenheit mehr, irgend etwas zu sagen, weil die Tür aufging und Andrew eintrat.
»Das geht ja alles ziemlich schnell«, sagte er und beobachtete argwöhnisch, was Ryan mit den Fingern seiner Schwester anstellte.
»Hallo, Andrew.« Ryan ließ Mirandas Hand sinken, hielt sie aber weiter fest.
»Warum sagt ihr beiden mir eigentlich nicht, was hier vor sich geht?«
»Das werden wir sofort tun. Wir haben beschlossen, unseren früheren Plan einer Kooperation zwischen der Galerie und dem Institut auszuführen. Und wir haben ihn erweitert. Wir werden eine Stiftung gründen, deren Gelder der NEA zugute kommen, und Miranda nimmt wieder die Position ein, die ihr zusteht.«
Ryan ergriff eine Glaskaraffe und schenkte drei Gläser Wasser ein. »Deine Mutter war ganz begeistert von dem Projekt.«
»Ja, ich habe mit ihr gesprochen.« Was zumindest teilweise seine schlechte Laune erklärte, nahm Ryan an. »Sie hat mir gesagt, du hättest sie aus New York angerufen.«
»Tatsächlich?« Lächelnd verteilte Ryan die Gläser. »Wahrscheinlich hat sie einfach angenommen, daß ich da war. Wollen
wir sie und alle anderen nicht einfach in dem Glauben lassen? Das macht alles viel einfacher. Miranda und ich möchten unsere Beziehung gern noch für uns behalten.«
»Dann solltet ihr lieber nicht händchenhaltend durch das Gebäude spazieren. Die Gerüchteküche brodelt bereits.«
»Für mich ist das kein Problem – für dich etwa?« fragte Ryan Miranda und fuhr, bevor sie ihm antworten konnte, fort: »Miranda wollte mir gerade von ihren Plänen für die Ausstellung erzählen. Ich habe selbst einige Ideen – auch für die Gala. Setzen wir uns doch und sehen mal, wie weit wir kommen.«
Da Miranda dies auch für das Beste hielt, warf sie ein: »Das wird ein wichtiges Ereignis für die Firma, und für mich persönlich auch. Ich bin dankbar, daß Ryan es mit uns durchführen möchte. Dadurch bin ich wieder hier, Andrew, und ich brauche das. Abgesehen davon wollte ich eine solche Ausstellung schon seit Jahren machen. Das ist einer der Gründe, warum ich sie jetzt so schnell zusammenstellen kann. Ich habe sie schon lange im Kopf gehabt.«
Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Nach dem Vorfall in Florenz hätte Mutter mir nie wieder eine solche Chance gegeben, wenn Ryan nicht ausdrücklich mit mir hätte arbeiten wollen.«
»Ich weiß. Okay, ich weiß. Vielleicht brauche ich in letzter Zeit nur etwas länger, um in die Gänge zu kommen.«
»Geht es dir denn gut?«
»Ich habe nichts getrunken. Dritter Tag«, sagte er mit einem dünnen Lächeln. Und zwei Nächte voller Schweiß und Zittern und Verzweiflung. »Ich möchte nicht darüber reden, Miranda.«
»Okay.« Sie ließ die Hand sinken. Offensichtlich hatten sie jetzt beide Geheimnisse voreinander. »Ich sage Bescheid, daß sie das Essen bringen können.«
Es ist nicht fair, es ist nicht richtig. Sie hat nichts mehr im Unternehmen zu suchen. Ich will nicht, daß sie meine Pläne durchkreuzt. Ich habe jahrelang gewartet, Jahre geopfert. Die Dunkle Lady gehört mir. Sie ist mit ihrem schlauen Lächeln zu mir gekommen, ich habe eine verwandte Seele gefunden, einen Verstand, der warten, beobachten,
planen und Macht sammeln kann. In diesem Lächeln habe ich endlich das Mittel gesehen, wie alle meine Feinde zerstört werden können. Wie ich mir nehmen kann, was mir gehört, mir immer gehört hat.
Ich hatte sie ruiniert. Ich hatte es getan.
Die Hand, die den Stift hielt, begann zu zittern, und der Stift stach heftig in die Seite des Tagebuchs. Der Raum war von keuchendem Atem erfüllt. Nach und nach ließen die Bewegungen nach, und das Atmen wurde langsam, tief und gleichmäßig, fast wie in Trance.
Die Kontrolle entglitt den geschickten Händen, verließ den starken und berechnenden Verstand. Aber noch konnte sie jederzeit wiederaufgebaut werden. Es war zwar anstrengend, aber zu schaffen.
Das ist nur ein Aufschub, ein paar Wochen im Auge des Sturms. Ich werde einen Weg finden, um sie zahlen zu lassen, um sie alle für das bezahlen zu lassen, was mir verweigert wurde. Die Dunkle Lady gehört immer noch mir. Wir haben gemeinsam getötet.
Miranda hat die Fälschung. Das ist die einzige Erklärung. Die Polizei hat die Waffe nicht. Es
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