Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Ohren. Er ballte seine Hand unter dem Schreibtisch zur Faust. Und er wünschte sich, eine Flasche Whiskey in der Hand zu halten.
»Ich rufe Sie wegen der restlichen Dinge noch einmal an, aber alle Details stehen in der Pressemeldung. Wir können morgen abend während des Ereignisses sicher ein kurzes Interview arrangieren... Bitte.«
»Es tut mir leid, Drew«, sagte Elise, als er aufgelegt hatte. »Ms. Purdue ist nicht an ihrem Schreibtisch, deshalb bin ich einfach hier hereingeschneit.«
»Ist schon in Ordnung.« Die albernen Worte kratzten ihn im Hals. »Es war schon wieder ein Reporter.«
»Die Gala bekommt viel positive Presse.«
»Die brauchen wir auch.«
»Es waren schwierige Monate.« Er stand nicht auf, also trat sie vor seinen Schreibtisch. »Ich hielt es für das beste und leichter für uns beide, wenn wir ein paar Minuten lang allein sind. Ich wäre ja gar nicht mit hierhergekommen, aber Elizabeth hat darauf bestanden. Und ich muß zugeben, ich hätte das Ereignis nur ungern verpaßt.«
Er konnte seine Augen nicht von ihr abwenden, obwohl es seinem Herzen einen Stich gab. »Es ist richtig, wir wollen alle Führungskräfte hier haben.«
»Du bist immer noch böse mit mir.«
»Ich weiß nicht, was ich bin.«
»Du siehst müde aus.«
»Die Vorbereitungen waren ziemlich anstrengend.«
»Ich weiß.« Sie streckte eine Hand aus, zog sie aber wieder zurück, als spüre sie, daß die Geste nicht erwünscht war. »Das letzte Mal haben wir uns ...«
»In einer Anwaltskanzlei gesehen«, ergänzte er.
»Ja.« Elise schlug die Augen nieder. »Ich wünschte, wir hätten es anders regeln können. Wir waren beide so verletzt und ärgerlich, Drew. Ich habe jetzt gehofft, wir könnten wenigstens...«
»Freunde sein?« Er lachte bitter.
»Nein, nicht Freunde.« Ihre schönen Augen wurden feucht. »Nur eben nicht mehr Feinde.«
Sie hatte nicht erwartet, daß er so zynisch reagieren würde. Sie hatte Bedauern, Trauer, vielleicht sogar Wut erwartet. Auf all das war sie vorbereitet gewesen. Aber nicht auf
diese starke Abwehr, die alle ihre guten Vorsätze zunichte machte.
Er hatte sie geliebt. Sie wußte, daß er sie geliebt hatte, sogar noch, als sie die Scheidungsurkunde unterschrieben hatte.
»Wir müssen keine Feinde sein, Elise. Uns verbindet nichts mehr.«
»Gut, dann war das also ein Irrtum.« Sie blinzelte ein paarmal und drängte die Tränen zurück. »Ich wollte nur nicht, daß der morgige Erfolg durch irgendwelche Mißstimmungen verdorben wird. Wenn du dich aufregst und anfängst zu trinken...«
»Ich habe aufgehört zu trinken.«
»Tatsächlich.« Ihre Stimme war jetzt wieder kühl und unbeteiligt. Sie hatte ganz vergessen, daß sie diese Begabung besaß. »Wo habe ich das nur schon einmal gehört?«
»Der Unterschied ist, daß es nichts mit dir, sondern nur etwas mit mir zu tun hat. Ich habe viele Flaschen wegen dir geleert, Elise, aber das ist jetzt vorbei. Vielleicht enttäuscht dich das. Vielleicht bist du beleidigt, weil ich nicht vor dir auf dem Bauch krieche. Aber du bist nicht mehr der Mittelpunkt meines Lebens.«
»Das war ich nie.« Ihre Selbstbeherrschung bekam leichte Risse. »Andernfalls wäre ich noch bei dir.«
Sie wirbelte herum und rauschte hinaus. Als sie am Aufzug angekommen war, traten ihr erneut Tränen in die Augen. Wütend schlug sie mit der Faust auf den Knopf.
Andrew wartete, bis das Klappern ihrer Absätze nicht mehr zu hören war. Dann ließ er den Kopf auf die Schreibtischplatte sinken. Er hatte einen Kloß im Magen und sehnte sich nach etwas zu trinken, um das Gefühl erträglicher zu machen.
Sie war so schön. Wie konnte er nur vergessen haben, wie schön sie war? Er hatte sie einmal besessen, hatte sie jedoch nicht halten können, hatte ihre Ehe nicht aufrechterhalten können, war nicht der Mann gewesen, den sie brauchte.
Er hatte sie verloren, weil er ihr nicht genug gegeben, weil er sie nicht genug geliebt hatte.
Er mußte an die frische Luft. Er mußte gehen, laufen, ihr Parfüm aus der Nase bekommen. Andrew nahm die Treppe,
mied den Flügel, in dem noch gearbeitet wurde, und schlüpfte an den wenigen Abendbesuchern vorbei nach draußen.
Er ließ sein Auto auf dem Parkplatz stehen und ging einfach darauflos, bis das Brennen in seinem Magen nachgelassen hatte. Ging so lange, bis er sich nicht mehr darauf konzentrieren mußte, gleichmäßig ein- und auszuatmen. Er redete sich ein, jetzt wieder klar denken zu können.
Und als er vor dem Laden stand und
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