Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Und jetzt muß ich mich noch um ein paar Details kümmern.«
Ryan nahm ihr den Bleistift aus der Hand und zerbrach ihn in zwei Stücke.
Sie blinzelte erschrocken. »Na, das war eine tolle Leistung.«
»Auf jeden Fall toller, als dir den Hals umzudrehen.«
Ihr Gesicht nahm einen verschlossenen Ausdruck an.
»Schieb mich nicht weg. Sitz nicht ewig da und spiel mit einer deiner allgegenwärtigen Listen, als ob es für dich nichts Wichtigeres gäbe, als den nächsten Punkt abzuhaken. Ich bin kein Fremder, und ich weiß verdammt gut, was in dir vorgeht.«
»Fluch nicht.«
Ryan drehte sich auf dem Absatz um und ging zur Tür. Miranda erwartete, daß auch er hinausgehen würde, wie alle anderen vor ihm. Statt dessen schlug er die Tür zu und schloß sie ab. Zitternd stand sie auf.
»Ich weiß gar nicht, warum du so wütend bist.«
»Ach, das weißt du nicht? Glaubst du, ich habe deinen Gesichtsausdruck nicht deuten können, als ich dir sagte, von wem die e-Mail gekommen ist? Glaubst du eigentlich, du bist so beherrscht, Dr. Jones, daß man dir das Entsetzen nicht anmerkt?«
Es brachte ihn um den Verstand. Ihr kompliziertes Wesen, ihre Verschlossenheit machten ihn fertig. Er wollte das nicht. Er wollte sich nicht ständig zu ihr durchkämpfen müssen.
»Ich habe dein Gesicht gesehen, als deine Mutter hereinkam. Wie wachsam und kalt du wurdest.«
Das saß. Und tat weh. »Du hast mir gesagt, ich müsse akzeptieren, daß meine Mutter mich möglicherweise mißbraucht, betrogen und terrorisiert hat. Daß sie in einen großangelegten Kunstdiebstahl verwickelt ist, der bereits drei Menschenleben gefordert hat. Das hast du mir alles gesagt, und jetzt kritisierst du die Art, wie ich damit umgehe?«
»Ich hätte es lieber gesehen, daß du sie zur Rede gestellt und eine Erklärung verlangt hättest.«
»Das mag vielleicht in deiner Familie funktionieren, aber wir sind nicht so offen.«
»Stimmt, du ziehst die eisige Klinge vor, die ohne Blutvergießen schneidet. Ich kann dir sagen, Miranda, Heißblütigkeit ist sauberer und wesentlich menschlicher.«
»Was hast du von mir erwartet? Was denn, verdammt noch mal? Daß ich sie anschreie, einen Wutanfall bekomme und sie beschuldige?« Mit einer wütenden Handbewegung fegte sie die ordentlich aufgeschichteten Papiere und sorgfältig gespitzten Bleistifte vom Schreibtisch. »Sollte ich von ihr verlangen, mir die Wahrheit zu sagen? Daß sie gesteht oder leugnet? Wenn sie mich so sehr haßt, daß sie mir das antut, dann haßt sie mich auch so sehr, daß sie mir ins Gesicht lügt!«
Heftig schob sie ihren Schreibtischstuhl zurück. »Sie hat mich nie geliebt. Hat mir nie offen ihre Zuneigung gezeigt. Keiner von beiden Eltern, weder mir noch Andrew gegenüber. Mein ganzes Leben lang hat keiner von beiden je gesagt, daß er mich liebt, und sie haben sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, es mir vorzulügen. Du weißt nicht, wie das ist, es nie gesagt zu bekommen, nie im Arm gehalten zu werden, obwohl man sich so sehr danach sehnt!«
Miranda preßte sich die Hände auf den Magen, als habe sie unerträgliche Schmerzen.
»Nein, ich weiß nicht, wie das ist«, erwiderte er leise. »Sag es mir.«
»Es war, als ob du in einem verdammten Labor aufwächst, wo alles steril und ordentlich ist, alles dokumentiert und berechnet, aber vollkommen freudlos. Regeln, das war alles. Regeln, was man zu sagen hatte, wie man sich zu benehmen hatte, was man lernen mußte. Tu dies und tu es so und nicht anders, weil es anders nicht akzeptabel ist. Anderssein ist nicht korrekt. Wie viele dieser Regeln hat sie gebrochen, falls sie mir das angetan hat?«
Miranda atmete schwer. Tränen standen in ihren Augen, die Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Ryan sah sie an, hörte ihr zu und hatte sich weder bewegt, noch seine Stimme erhoben. Das einzige Geräusch im Zimmer war ihr heftiges Atmen.
Sie fuhr sich durch die Haare und rieb sich über ihr heftig klopfendes Herz. Dann erst merkte sie, daß ihr Tränen über die Wangen strömten.
»Wolltest du, daß ich mich so aufführe?« fragte sie, während sie sich die Verwüstung ansah, die sie angerichtet hatte.
»Ich wollte, daß du es herausläßt.«
»Das habe ich jetzt ja wohl getan.« Sie preßte sich die Finger an die Schläfen. »Ich bekomme von Wutanfällen immer Kopfschmerzen.«
»Das war kein Wutanfall.«
Sie lachte leise. »Wie würdest du es denn sonst nennen?«
»Aufrichtigkeit.« Er lächelte. »Selbst ich weiß, was das ist. Du bist
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