Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
waren nicht viele Leute da. Ich fand, ich könnte ein paar Schlucke aus meiner Flasche nehmen. Nur ein paar, um mich aufzuwärmen.«
»Aber du hast es nicht getan.«
»Nein.«
»Es ist schwer. Was du tust, ist schwer. Und heute abend hast du die richtige Entscheidung getroffen. Was auch immer passiert ist, was auch immer falsch läuft, du kannst es mit Trinken nicht ändern.«
»Elise war da.«
»Oh.«
»Sie ist wegen der Ausstellung hier. Ich wußte, daß sie kommt. Aber als ich sie sah, ist alles über mir zusammengestürzt. Sie wollte sich mit mir aussöhnen, aber ich habe es nicht zugelassen.«
Annie zog die Schultern hoch, steckte die Hände in die Taschen und sagte sich, daß sie verrückt sein mußte, auch nur zu
denken, daß Andrew und sie eine Chance hatten. Daß sie eine Chance bei ihm hatte. »Du mußt das tun, was du für richtig hältst.«
»Ich weiß nicht, was richtig ist. Ich weiß nur, was falsch ist.«
Sie gingen abermals in den Park, setzten sich auf dieselbe Bank, und Andrew stellte die Flasche zwischen sie.
»Ich kann dir nicht sagen, was du tun sollst, Andrew, aber ich glaube, wenn du nicht endlich losläßt, dann wird es dir immer weiter weh tun.«
»Das weiß ich.«
»Sie wird nur ein paar Tage hier sein. Wenn du mit ihr deinen Frieden machen kannst, dann ist das besser für dich. Ich habe nie meinen Frieden mit Buster gemacht. Dieser Hurensohn.«
Sie lächelte, in der Hoffnung, ihn damit anzustecken, aber er sah sie nur ernst an. »Oh, Andrew!« Seufzend wandte sie sich ab. »Ich meine, ich habe mich nie darum bemüht, daß wir höflich miteinander umgehen können, und das frißt immer noch an mir. Er war es nicht wert, weiß Gott nicht, aber es frißt immer noch an mir. Er hat mich so oft verletzt, deshalb wollte ich ihn am Ende auch verletzen. Aber das habe ich natürlich nie geschafft, weil es ihm so egal war.«
»Warum bist du überhaupt bei ihm geblieben, Annie?«
Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Weil ich es ihm versprochen hatte. Was man sich im Standesamt gelobt, ist genauso gültig wie das Gelöbnis in einer großen Kirche.«
»Ja.« Er drückte ihre Hand. »Das weiß ich. Ob du es glaubst oder nicht, auch ich wollte mein Gelöbnis halten. Ich wollte beweisen, daß ich es konnte. Und daß ich versagt habe, war für mich der Beweis, daß ich auch nicht anders bin als mein Vater, sein Vater und alle anderen.«
»Du bist du, Andrew.«
»Das ist ein furchtbarer Gedanke.«
Weil er es brauchte und sie auch, beugte sie sich vor und küßte ihn.
Sie konnte spüren, wie verzweifelt er war, aber er ging vorsichtig mit ihr um. Sie hatte viele Männer gekannt, die nicht vorsichtig waren. Sie streichelte sein Gesicht. Ihre Hand fuhr
über seinen Eintagesbart und dann hinunter zu der weichen Haut an seiner Kehle.
Unvermittelt erwachte ihr Verlangen, doch sie hatte Angst davor, weil es ihnen beiden nicht weiterhelfen würde.
»Du bist nicht wie die anderen Männer.« Sie drückte ihre Wange an seine.
»Na ja, heute abend jedenfalls nicht.« Er nahm die Flasche und reichte sie ihr. »Hier, das ist ein hundertprozentiger Gewinn für dich.«
Seine Stimme klang erleichtert. »Ich muß noch zu einer Sitzung, bevor ich nach Hause fahre.« Er stieß die Luft aus. »Annie, wegen morgen abend ... Es würde mir viel bedeuten, wenn du deine Meinung änderst und mitkommst.«
»Andrew, du weißt genau, daß ich nicht zu all den schicken Kunstleuten passe.«
»Du paßt zu mir. Das war schon immer so.«
»Ich habe samstags abends immer viel zu tun.« Ausreden, dachte sie. Feigling. »Ich denke darüber nach. Ich muß jetzt gehen.«
»Ich begleite dich zurück.« Andrew stand auf und ergriff abermals ihre Hand. »Annie, bitte komm morgen.«
»Ich denke darüber nach«, wiederholte sie, hatte aber nicht die Absicht, dies wirklich zu tun. Gegen Elise auf deren Parkett anzutreten war das letzte, was sie wollte.
27
»Du mußt hier mal raus.«
Miranda blickte von ihrem Schreibtisch hoch, auf dem sich ein Berg von Papieren türmte, und sah Ryan in der Tür stehen.
»Warum denkst du eigentlich, daß du alles selbst erledigen mußt?«
Sie spielte mit ihrem Stift. »Bist du unzufrieden mit der Art, wie es erledigt wird?«
»Das habe ich nicht gesagt.« Er trat näher, stützte sich mit den Händen auf die Schreibtischplatte und beugte sich vor. »Du mußt ihr nichts beweisen.«
»Es geht nicht um meine Mutter, es geht lediglich darum, daß der morgige Abend ein Erfolg wird.
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