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Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Das Haus der Donna: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Donna: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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auf die Flaschen starrte, die Erleichterung, Freude und Flucht versprachen, redete er sich ein, daß er es bei ein paar Drinks belassen würde.
    Schließlich hatte er sie verdient. Verdient, weil er die Begegnung mit der Frau überstanden hatte, die er versprochen hatte zu lieben und zu ehren. Die ihm das gleiche versprochen hatte. Bis in den Tod.
    Andrew trat ein und starrte auf die Regale voller Flaschen. Sie warteten auf ihn, bettelten geradezu darum, ausgesucht zu werden.
    Probier mich und es wird dir bessergehen. Du wirst dich wieder gut fühlen. Du wirst dich phantastisch fühlen.
    Glänzende Flaschen mit farbigen Labels.
    Wild Turkey, Jim Beam, Jameson.
    Er nahm eine Flasche Jack Daniel’s und fuhr mit dem Finger über das vertraute schwarze Label. Auf seinem Rücken bildete sich Schweiß.
    Guter alter Jack. Verläßlicher Jack Black.
    Er konnte ihn schon auf der Zunge spüren, konnte spüren, wie er heiß seine Kehle hinunterglitt und seinen Magen mit tröstlicher Wärme erfüllte.
    Andrew stellte ihn auf den Tresen und holte mit ungeschickten Fingern seine Brieftasche heraus.
    »Ist das alles?« Der Verkäufer tippte die Summe ein.
    »Ja«, erwiderte Andrew. »Für mich ist das alles.«
    Er nahm die Flasche in einer kleinen Papiertüte mit, und während er weiterging, konnte er ihr Gewicht, ihre Form spüren.
    Einmal kurz am Verschluß gedreht, und seine Probleme waren vorbei. Der Schmerz in seinem Magen vergessen.
    Während die Sonne langsam unterging und die Luft kühler wurde, ging Andrew in den Park.
    Der Rasen war übersät von Narzissen. Sie standen wie ein gelbes Meer vor den eleganteren roten Kelchen der Tulpen. Eichen und Ahornbäume entfalteten bereits ihre Blätter, die in der Sommerhitze Schatten spenden würden. Der Brunnen plätscherte in der Mitte des Parks.
    Der Spielplatz war verlassen. Die Kinder werden jetzt zu Hause für das Abendessen fertiggemacht, dachte er. Er hatte auch Kinder gewollt. Er hatte sich immer vorstellen können, eine Familie zu haben, eine richtige Familie, in der sich alle liebten. Lachen, Gutenachtgeschichten, lärmende Familienessen.
    Das hatte er auch nicht geschafft.
    Andrew setzte sich auf eine Bank, starrte auf die leeren Schaukeln, lauschte dem Geplätscher des Brunnens und fuhr mit der Hand an der Flasche in der Tüte entlang.
    Ein Drink, dachte er. Sogar nur ein Schluck aus der Flasche. Dann würde nichts mehr ihn quälen können.
    Zwei Schlucke, und er würde sich fragen, warum ihn überhaupt jemals etwas quälen konnte.
     
    Annie zapfte gerade Bier, während im Mixer neben ihr die Zutaten für Margaritas wirbelten. Die Happy Hour am Freitagabend war beliebt. Hauptsächlich kamen Geschäftsleute, aber an ein paar Tischen saßen auch Studenten, die die günstigen Preise ausnutzten und an ihren Drinks nippten, während sie über ihre Professoren herzogen.
    Annie streckte sich ein wenig, um die leichten Rückenschmerzen zu lindern. Dabei sah sie sich im Raum um, um sicherzugehen, daß ihre Kellnerinnen die Gäste anständig bedienten. Dann rieb sie die Ränder der Margaritagläser mit Zitronensaft und Salz ein.
    Einer ihrer Stammgäste erzählte gerade einen Witz von einem Mann und einem tanzenden Frosch. Sie machte ihm einen frischen Wodka Collins und lachte über die Pointe.
    Im Fernseher über der Bar lief ein Baseballspiel.
    Sie sah Andrew hereinkommen, sah, was er in der Hand hielt. Ihr Magen hob sich, aber sie ließ sich nichts anmerken
und arbeitete weiter. Tauschte volle Aschenbecher gegen saubere aus, wischte den Tresen mit einem feuchten Lappen ab. Doch dabei beobachtete sie, wie er sich auf einen freien Barhocker setzte und die Flasche auf den Tresen stellte.
    Ihre Blicke begegneten sich. Annies Augen waren vollkommen ausdruckslos.
    »Ich habe sie nicht aufgemacht.«
    »Gut. Das ist gut.«
    »Ich wollte es aber gern. Ich will es immer noch.«
    Annie gab ihrer Oberkellnerin ein Zeichen und zog ihre Schürze aus. »Übernimm bitte für mich. Laß uns ein bißchen spazierengehen, Andrew.«
    Er nickte, doch als er ihr folgte, nahm er die Flasche mit. »Ich bin zu einem Spirituosengeschäft gegangen. Es war ein gutes Gefühl.«
    Mittlerweile brannten die Straßenlaternen, kleine Lichtinseln in der Dunkelheit. Feierabendverkehr verstopfte die Straßen, und aus offenen Wagenfenstern drang die Musik unterschiedlicher Radiosender.
    »Ich bin in den Park gegangen und habe mich auf eine Bank am Brunnen gesetzt.« Andrew nahm die Flasche in die andere Hand. »Es

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