Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
weißen Haaren eingehängt hatte. Die Morellis, dachte er. Ihnen folgte mit strahlendem Lächeln John Carter.
»Entschuldigung.« Elise verschränkte ihre hübschen Hände. »Ich wußte nicht, daß du zu tun hast.«
Dankbarer für die Unterbrechung, als sie je zugegeben hätte, stellte Elizabeth die Anwesenden einander vor.
»Ich freue mich so, Sie kennenzulernen«, sagte Elise zu Ryan. »Ich war erst letztes Jahr in Ihrer Galerie in New York. Sie ist wundervoll. Und das hier...« Ihre Augen glänzten, während sie sich langsam drehte, um alles aufzunehmen. »Das ist großartig. Richard, reiß dich mal von der Landkarte los, und sieh dir die Gemälde an.«
Der Angesprochene wandte sich mit einfältigem Lächeln um. »Ich kann keiner Landkarte widerstehen. Es ist eine ausgezeichnete Ausstellung.«
»Ihr müßt ja gearbeitet haben wie die Tiere.« Vincente versetzte Carter einen herzlichen Schlag auf den Rücken.
»Ich habe jeden Moment damit gerechnet, zum Bödenschrubben abkommandiert zu werden. Miranda hat uns durch Reifen springen lassen.« Carter lächelte abermals. »Die Restaurierung des Bronzino ist erst gestern abgeschlossen worden. Angeblich ist jeder im Unternehmen zusammengezuckt, wenn er sie kommen sah. Und alle Abteilungsleiter haben in den letzten zwei Wochen pausenlos Magentabletten geschluckt. Miranda scheint das alles nichts auszumachen. Die Frau hat Nerven aus Stahl.«
»Sie hat hervorragende Arbeit geleistet.« Elise blickte sich noch einmal um. »Wo ist sie denn?«
»Sie hat einen Termin«, sagte Elizabeth.
»Dann suche ich sie später. Ich hoffe, sie läßt uns mitarbeiten.«
»Sie weiß, daß ihr zur Verfügung steht.«
»Gut, ich, ähm, ich denke, ich sehe mal nach, ob Andrew kurz Zeit hat.« Sie lächelte Elizabeth entschuldigend an. »Ich möchte gern wissen, wie es ihm geht. Wenn du mich jetzt gerade nicht brauchst...«
»Nein, geh nur.« Leicht amüsiert sah Elizabeth zu Gina Morelli hinüber, die vor dem Ausstellungstisch mit dem Schmuck stand und in Begeisterungsschreie ausgebrochen war. »Richard, ich weiß, daß Sie darauf brennen, sich die Bibliothek anzusehen.«
»Ich bin leicht zu durchschauen.«
»Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen.«
»Wir wissen immer, wo wir ihn finden können«, sagte Vincente. »Er ist ständig unter Büchern begraben. Ich werde hier warten, bis Gina sich jedes einzelne Teil angesehen hat – und dann wird sie mich zum Einkaufen mitschleppen.« Er schüttelte den Kopf. »Auch sie ist leicht zu durchschauen.«
»Zwei Stunden«, verkündete Elizabeth im Ton der Direktorin. »Dann treffen wir uns wieder hier und machen uns an die Arbeit.«
Elise zögerte vor Andrews Tür. Seine Assistentin saß nicht an ihrem Schreibtisch, und sie war dankbar dafür. Ms. Purdue war Andrew treu ergeben und würde den unangemeldeten Besuch der Exfrau nicht gutheißen. Sie hörte seine Stimme durch die offene Tür. Es war eine kräftige Stimme, und sie weckte alte Sehnsüchte in ihr.
Sie hatte seine Stimme immer gemocht. Die Klarheit, den Oberschichtakzent, der fast wie bei einem der Kennedys klang.
Eigentlich hatte ihre Ehe die besten Voraussetzungen gehabt, dachte sie. Sie hatte solche Hoffnungen daran geknüpft. Aber letztendlich war ihr nichts anderes übriggeblieben, als sich scheiden zu lassen und sich auf eigene Beine zu stellen. Und soweit sie wußte, war sie dabei wesentlich erfolgreicher gewesen als Andrew.
Sie setzte ein fröhliches Lächeln auf und klopfte leise an.
»Wir erwarten fünfhundert Gäste«, sagte er gerade in den Hörer, dann blickte er auf und erstarrte.
Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Wie er sie zum ersten Mal gesehen hatte, als sie als Assistenzlabormanagerin auf Empfehlung seines Vaters angefangen hatte. In einem Laborkittel und mit Schutzbrille. Wie sie die Schutzbrille auf den Kopf geschoben hatte, als Miranda sie miteinander bekannt machte.
Wie sie gelacht und zu ihm gesagt hatte, es würde aber auch langsam Zeit, als er es endlich wagte, sie zu fragen, ob sie mit ihm ausgehen wolle.
Wie sie sich das erste Mal geliebt hatten. Und das letzte Mal.
Wie sie an ihrem Hochzeitstag ausgesehen hatte, strahlend und zart. Wie sie ausgesehen hatte, als sie ihm gesagt hatte, daß es vorbei sei, so kalt und distanziert. Und all die Stimmungen in der Zwischenzeit, wie aus Hoffnung und Glück Unzufriedenheit und Enttäuschung und schließlich Mangel an Interesse geworden war.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung rauschte in seinen
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