Das Haus der Donna: Roman (German Edition)
Tochter erfüllt alle meine Wünsche.«
»Du warst fleißig«, sagte sie zu Miranda.
»Stimmt. Wir haben in den letzten zwei Tagen diesen Flügel hier für die Öffentlichkeit geschlossen. Die ganze Mannschaft hat hart gearbeitet, aber es wird sich auszahlen.«
»Ja, das sehe ich.« Elizabeth blickte sich prüfend im Raum um, war beeindruckt und erfreut. Doch sie sagte nur: »Du hast jetzt sicher noch zu tun. Du kannst ab jetzt auf die Talente von Standjo zurückgreifen. Ein paar Mitarbeiter sind heute abgeflogen, weitere werden morgen ankommen. Sie wissen Bescheid. Elise und Richard sind schon hier, außerdem Vincente und seine Frau.«
»Weiß Andrew, daß Elise da ist?«
Elizabeth zog die Augenbrauen hoch. »Wenn nicht, dann wird er es in Kürze erfahren.« In ihrer Stimme lag eine deutliche Warnung. Familiäre Angelegenheiten standen nicht zur Diskussion. »Dein Vater kommt heute abend. Er wird dir eine unschätzbare Hilfe bei der endgültigen Auswahl der Artefakte sein.«
»Ich habe die endgültige Auswahl bereits getroffen«, erwiderte Miranda gepreßt.
»Ein Projekt dieser Größenordnung profitiert immer von einem unbelasteten Blick von außen.«
»Willst du mir jetzt dieses Projekt auch wieder wegnehmen?«
Einen Augenblick lang schien Elizabeth antworten zu wollen. Ihre Lippen zitterten, doch dann preßte sie sie zusammen und wandte sich an Ryan. »Ich würde sehr gern Ihre Vasaris sehen.«
»Ja, Ryan, zeig ihr die Vasaris. Sie sind im nächsten Raum. Wenn ihr beide mich jetzt bitte entschuldigen wollt, ich habe einen Termin.«
»Ich muß Ihnen sagen, Elizabeth«, begann Ryan, als Miranda gegangen war, »daß diese eindrucksvolle Ausstellung ohne Ihre Tochter nicht möglich gewesen wäre. Sie hat sie geplant, entworfen und durchgeführt.«
»Ich bin mir Mirandas Begabung sehr wohl bewußt.«
»Tatsächlich?« Er sagte es ganz freundlich, zog aber leicht spöttisch eine Augenbraue hoch. »Dann irre ich mich offenbar. Da Sie die Ergebnisse ihrer vierwöchigen intensiven Arbeit mit keinem Wort lobten, nahm ich an, daß Sie sie nicht ganz ausreichend fanden.«
Leise Verlegenheit flackerte in ihrem Blick. Er hoffte es jedenfalls. »Keineswegs. Ich habe volles Vertrauen in Mirandas Fähigkeiten. Wenn sie einen Fehler hat, dann ist es eine zu große Begeisterungsfähigkeit und die Tendenz, stets zu sehr persönlich beteiligt zu sein.«
»Das würden die meisten Menschen eher als Vorzüge denn als Fehler bezeichnen.«
Er griff sie an, aber sie verstand den Grund nicht. »In geschäftlicher Hinsicht ist Objektivität ein ganz wesentlicher Grundsatz. Sie stimmen mir da sicher zu.«
»Ich ziehe in jeder Hinsicht Leidenschaft vor. Es mag zwar riskanter sein, aber es bringt einem mehr ein. Miranda besitzt Leidenschaft, neigt aber dazu, sie zu unterdrücken. Wahrscheinlich, weil sie dadurch Ihre Zustimmung erlangen möchte. Zeigen Sie sie ihr jemals?«
Elizabeths Blick wurde eisig, und ihre Stimme ebenso. »Meine Beziehung zu Miranda geht Sie nichts an, Mr. Boldari, genausowenig wie Ihre Beziehung zu ihr mich etwas angeht.«
»Seltsam. Ich würde sagen, eher das Gegenteil ist der Fall, da Ihre Tochter und ich uns lieben.«
Ihre Finger umschlossen den Griff ihres ledernen Diplomatenkoffers fester. »Miranda ist erwachsen. Ich mische mich in ihre persönlichen Angelegenheiten nicht ein.«
»Aber doch auf jeden Fall in ihre geschäftlichen? Erzählen Sie mir von der Dunklen Lady.«
»Wie bitte?«
»Die Dunkle Lady.« Er sah sie fest an. »Wo ist sie?«
»Die Fiesole-Bronze«, erwiderte Elizabeth gleichmütig, »wurde vor ein paar Wochen aus einem Lagerraum des Bargello gestohlen. Weder ich noch die Behörden haben irgendeine Ahnung, wo sie sich jetzt befindet.«
»Ich habe nicht von der Kopie gesprochen, ich meinte das Original.«
»Original?« Ihr Gesicht blieb scheinbar ausdruckslos. Er bemühte sich, dennoch darin zu lesen. Erkenntnis, Schock, Nachdenklichkeit – es war schwierig, bei einer Frau wie Elizabeth, die über eine solche Selbstbeherrschung verfügte, sicher zu sein.
»Elizabeth?« Eine Gruppe von Leuten kam herein, angeführt von jemandem, der Elise sein mußte. Ryan erblickte eine kleine, zarte Frau mit üppiger Haarpracht und großen, strahlenden Augen. Hinter ihr betrat ein fast kahlköpfiger, blasser Mann, den er für Richard Hawthorne hielt, den Raum, dann eine wohlproportionierte Frau, die Sophia Loren ähnlich sah und sich bei einem kräftigen Mann mit olivfarbenem Teint und
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