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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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halb angezogen auf dem Bettrand und schluchzte, dass es ihn schüttelte.
    Ich nahm ihn in die Arme und drückte seinen Kopf an meine Brust, ich kraulte sein Haar und koste ihn lange und zärtlich, bis er allmählich wieder zur Ruhe kam. Als er sich endlich angezogen hatte und aufstand, schlang ich beide Arme um seine Mitte und küsste ihn zärtlich, erst auf die Wange, dann auf die Lippen. Er gab den Kuss sanft und schüchtern zurück, aber der Griff, mit dem er mich umschlungen hielt, war fest und männlich. Seine Lippen schmeckten noch nach den Tränen, die er geweint hatte.
    Alec, der in seinem Nachtkästchen gekramt hatte, drehte sich um. „Ich habe etwas für dich, Robert“, sagte er. „Gib die Hand her. Die rechte, bitte.“ Er langte nach der Hand, die der Mann ihm widerstrebend überließ, und mit einer zeremoniellen Geste steckte er ihm einen Ring an den kleinen Finger, einen schmucklosen Edelstahlring, an dem anstelle eines Steins ein winziges stählernes Ringlein befestigt war. Es war derselbe Ring, wie Alec und ich jeder einen besaßen, doch trugen wir unsere nicht an der rechten, sondern der linken Hand.
    „Das“, ließ Alec ihn wissen, „hat meiner verstorbenen Frau gehört. Es ist mir sehr kostbar, aber ich freue mich, es an dich weiterzugeben. Es ist ein Zeichen, dass wir drei zusammengehören; dass du mehr als ein Freund für uns bist. Von jetzt an sind wir drei enger miteinander verbunden, als es jeder von uns mit anderen Menschen ist. Charmion kann dich haben, sooft sie will, und du kannst sie jederzeit bitten, dir deine Wünsche zu erfüllen. Sie wird es allerdings nur tun, wenn sie Lust dazu hat. Ist das klar?“
    Robert Junkarts war weit über das Stadium hinaus, in dem ihn noch irgendetwas gewundert hätte. Ich hatte den Eindruck, dass er sich fühlte wie Alice im Wunderland – dass er sich in einem Irrgarten gefangen sah, in dem es nichts Besonderes mehr war, wenn Spielkarten „Kopf ab!“ riefen und Katzen grinsten. Er nickte wortlos, hielt die rechte Hand vor sich hin und berührte den Ring daran mit einer scheuen, liebkosenden Geste.
    Keiner von uns wollte weitertrinken, also gingen Robert und ich in die Küche hinunter und kochten Kaffee, während Alec – der sich nicht öfter als nötig mit der Treppe abmühen wollte – in seinem Wohnzimmer auf uns wartete. Robert war so überdreht, dass er, während wir der blubbernden Kaffeemaschine beim Durchlaufen zusahen, aus einem nichtigen Anlass lauthals zu lachen begann und kaum wieder aufhören konnte. Genauso gut hätte er weinen können. Immer wieder murmelte er kopfschüttelnd vor sich hin: „Das ist wahnsinnig ... das ist alles so absolut wahnsinnig.“
    „Ja, aber es ist genau das, was geschehen soll.“
    Während er die Tassen aus dem Schrank kramte und auf ein Tablett stellte, fragte er: „Als du mich das erste Mal gesehen hast – hättest du dir da gedacht, dass es einmal eine Nacht wie diese geben würde?“
    „Ja.“
    „Im Ernst?“
    „Ich habe mich auf jeden Fall ungemein von dir angezogen gefühlt. Erinnerst du dich? Du bist aus dem Hintergarten gekommen, mit einer erdigen Harke in der Hand. Ich spürte, dass du eine gewaltige Kraft ausströmst. Es war so stark, dass ich dachte, es müsste jeden Augenblick etwas passieren – Dinge durch die Luft fliegen oder Feuer ausbrechen.“
    Er trat an mich heran und schloss mich in die Arme, schmiegte die Wange an meinen Scheitel. „Charmion, ich hätte nicht gedacht, dass mein Leben einmal eine so wunderbare Wendung nehmen würde. Wenn ich wieder der Mann sein könnte, der ich vor zehn Jahren war, ich würde es nicht wollen. Ich danke Gott und ich danke euch beiden.“
    Ich schlang die Arme um seinen Rücken und drückte ihn mit aller Kraft an mich. „Weißt du, was ich meine, wenn ich sage: Ich liebe dich?“
    „Ich fange an, es zu verstehen. Ich liebe dich auch, das weißt du. Und trotzdem bin ich froh, dass wir zu dritt und nicht zu zweit sind. Ich hatte die ganze Zeit ein erbärmlich schlechtes Gewissen. – Komm, ich nehme das Tablett, du nimmst die Kanne.“
    „He! Du hast mir nichts zu befehlen!“
    Er sah mich leicht verunsichert an. „Schon gut ... also, wie dann?“
    „Du nimmst das Tablett, und ich nehme die Kanne.“
    Das reizte ihn von neuem zum Lachen, dass ihm die Tränen in die Augen traten. Er schloss mich in die Arme und küsste mich mit einer zugleich intensiven und scheuen Leidenschaft, die mir prickelnde Schauder über den ganzen Leib sandte.
    Wir

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