Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
man etwas brauchte. Das sah Alec ein. Er beschloss, eine einfache hölzerne Treppe anlegen zu lassen.
Wir hatten alle erwartet, dass die schweren Steinplatten das eigentliche Fundament des Gebäudes gebildet hatten, aber als sie entfernt wurden, stellten wir überrascht fest, dass in einem Teil des Kellers der Grund aufgeschüttet worden war. Es gab keinen Zweifel, dass der Boden an den Seiten von anderer Konsistenz war als in der Mitte: Er bestand dort – in einem Kreis von etwa zehn Fuß Durchmesser – aus einem Konglomerat von Erde und Schotter, das eindeutig künstlich angelegt worden war.
Alec gab Anordnung, weiter zu graben.
Die Männer waren schon mitten in der Arbeit, als mir plötzlich ein Licht aufging, was ich hier vor mir hatte. Diese Mulde, die mit Schotter und Erde aufgefüllt worden war – das war die geheimnisvolle „Feuerquelle“, die den Reisenden über den Larabaya-Hügel solche Angst gemacht hatte!
„Alec!“, rief ich. „Erinnerst du dich, was ich dir erzählt habe? Vom Feuerwald? Und der Feuerquelle? Kann sein, dass hier noch etwas Aufregendes drunter ist!“
Wir standen alle rundherum und sahen neugierig zu, wie die Mulde frei gelegt wurde. Es dauerte nicht lange, da klirrte eine der Schaufeln gegen etwas Metallisches, und als vorsichtig weitergegraben wurde, tauchte aus der Schottermasse ein spitzes Stück dunkles Metall auf. Es wurde nach unten zu immer breiter, und wir sahen bald, dass wir drauf und dran waren, eine Pyramide freizulegen. Sie war nicht sehr groß, wies nur etwa 90 Quadratzentimeter Grundfläche und eine Höhe von rund 60 Zentimeter auf. Aber selbst jetzt, wo sie von Lehm und Erde verkrustet war, konnten wir deutlich sehen, dass es sich um ein ungewöhnliches Artefakt handelte. Die äußerste Spitze war vergoldet, der Mantel mit kuriosen Ornamenten bedeckt, die nach arkanen Symbolen aussahen – allerdings keinen, die mir bekannt waren. Die Grundfläche ruhte auf einem zwölfeckigen Stein, einer Obsidian-schwarzen Platte mit grünen Einsprengseln.
Wir alle starrten die Pyramide an, aber merkwürdigerweise wagte niemand, sie zu berühren. Alec ließ schließlich ein großes Stück Gummiplache darüberbreiten, damit sie bei den weiteren Arbeiten nicht zufällig beschädigt würde. Er trieb die Männer an, die letzten Reste des alten Souterrains so schnell wie möglich zu entfernen. Wir könnten, erklärte er, den Nachbarn nicht zumuten, dass wir noch eine Nacht durcharbeiteten, und es gab noch viel zu tun. Die Hintertüre musste ersetzt werden und die Öffnung in der Kellerwand musste zumindest mit einer provisorischen Türe verschlossen werden, jetzt umso dringlicher, wo sich ein offenkundiger Wertgegenstand in unserem Keller befand.
„Was meinst du, was es ist?“, fragte ich ihn.
Er zuckte ratlos die Achseln. „Keine Ahnung. Das musst du einen Historiker fragen. Aber bevor wir noch irgendetwas in der Richtung unternehmen, rufe ich Pater Schilmer an und lasse den Keller noch einmal segnen, und ich bin sehr gespannt, ob uns diesmal wieder etwas erscheint!“
Die Pyramide
Es war ein Traum, den ich in dieser Nacht hatte, nichts weiter als ein Traum, aber er öffnete mir Pforten der Wahrnehmung, die ich nie zu durchschreiten gehofft hatte. Ich stieg in diesem Traum hinunter in die Kloaken meines Körpers und meiner Seele: Tief unter der Oberfläche lagen dort mächtige schwarze Gewölbe, von grauem Salpeter überkrustet, voll strudelnder, stinkender Schmutzgewässer, in denen Kanalräumer nach Leichen fischten. Es war dunkel darinnen, ich hätte mich verirrt, hätte nicht einer der Kanalräumer – einer ihrer Direktoren – mich begleitet. Er wies mir den Weg, der hinein und auch wieder hinaus führte, er zeigte mir die „Totenlöcher“ genannten Stellen, wo die Leichen angeschwemmt wurden und sprach mit den Männern, die dort ihrem traurigen Geschäft nachgingen.
Nach einer Weile musste ich dringend auf die Toilette und bat ihn, mir eine zu zeigen. Er wies mich zu einer Türe aus dicken Bohlen, die etwas Unsauberes und Unheimliches an sich hatte; selbst in diesem Kerker aus Finsternis und Schmutz schien sie in Bereiche zu führen, die noch um vieles schmutziger und unbehaglicher waren – die Kloake der Kloaken, das tiefste und widerlichste Geheimnis dieses abstoßenden unterirdischen Labyrinths. Und tatsächlich, ich merkte, dass sich dahinter mehr als nur eine Latrine verbarg, denn auf einem der abgerissenen Zettel, die an der Türe klebten, stand in
Weitere Kostenlose Bücher