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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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haben, und sie fuhr über mich drüber wie ein Mähdrescher. Sie hätte auch noch mehr mit mir getrieben, aber ich hatte solchen Bammel davor, ihr ein Kind zu machen und dann dafür Alimente zahlen zu müssen. Mein Vater hätte mich umgebracht ... nicht wegen der Unmoral, sondern weil es Geld kostete.“ Er lachte leise und streckte sich wollüstig durch. „Also einigten wir uns auf eine Methode, bei der nichts passieren konnte.“
    „Selige Zeiten, in denen noch niemand Angst vor AIDS hatte. – Erzähl mir noch von anderen Mädchen.“ Ich wollte, dass er konzentriert an die Frauen in seinem Leben dachte, während ich ihn in seiner Hilflosigkeit liebkoste.
    „So viele gab es da nicht“, antwortete er verlegen. „Du musst bedenken, ich war ein erzkonservativer, kurzsichtiger, rothaariger Junge, der als Streber verschrien war. Nicht gerade der Typ, bei dem die Mädchen ausflippten.“
    „Aber du warst verheiratet. Hat es dir deine Frau auch so gemacht?“
    Ich sah die nervöse Röte auf seinem halb verdeckten Gesicht, und seine Stimme klang belegt, als er antwortete: „Ja, doch. Ich ... ich musste sie eine ganze Weile bedrängen, bis sie dazu bereit war, sie hatte nicht viel übrig für Praktiken, die ihr unnatürlich erschienen, aber ich gab nicht nach, ich schmeichelte und schmollte und bestach sie mit Geschenken, und zuletzt gab sie nach. Sie war eine so weiche Frau, so fügsam, sie konnte mir nie lange widerstreben, wenn ich etwas wollte. Mich kitzelte ein heißes Gefühl der Macht, wenn sie vor mir kniete und mich liebkoste, und ich tat gar nichts, ich hielt bloß mein Glied steif und ließ es mir gut gehen ...“
    „So wie jetzt?“, fragte ich leise.
    Er gab keine Antwort, aber ich fühlte die glühende Welle der Erregung, die sofort seinen Körper durchströmte und in atemloser Erwartung des Höhepunkts erstarren ließ, und ich erlebte mit ihm, wie drei Situationen – dieser lang vergangene Augusttag mit Marnie, die Erinnerung an seine Frau, und ich – in seiner Fantasie zu einer verschmolzen, als er ergeben die Schenkel öffnete, soweit er das in den Fesseln vermochte, und sich mit einer Geste rückhaltloser Selbstaufgabe meinem Mund und meinen Händen überantwortete.

Als ich am Morgen des 18. August, meines Geburtstags, erwachte, sah ich, dass das Wetter in der Nacht umgeschlagen hatte. Es war schon am Morgen drückend schwül, der Himmel von seltsam gefärbten Wolken bedeckt, und wenn die Sonne einmal durchbrach, so schillerte ihr Licht in einem kranken, unheimlichen Glanz. Das Thermometer zeigte 32 Grad, das Hydrometer eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit und das Barometer einen Luftdruck unter 1000 Bar. Bei jedem Schritt und jeder Bewegung brach uns allen der Schweiß aus. Es sah ganz so aus, als sollten wir meinen Geburtstag unter Blitz und Donner feiern. Ich fühlte mich an das „Haus der Phantome“ in Disneyland erinnerte, wo Hologramme einen Brautwalzer tanzten, während vor den hohen vorhanglosen Fenstern des Saales ein fürchterliches Gewitter tobte.
    Mir wurde ein wenig bange bei dem Gedanken, dass wir alle die Gespenster unseres Hauses und unseres Lebens zu Gast gebeten hatten. Vielleicht würde es uns ergehen wie dem vorwitzigen Iren, der in der Nacht von Halloween am Friedhof vorbeigegangen war und alle Toten auf einen Umtrunk eingeladen hatten. Sie waren gekommen, und wie es bei Iren, seien sie tot oder lebendig, der Brauch ist, hatten sie sich sinnlos betrunken und die Einrichtung zu Bruch geschlagen, ehe sie sich mit dem ersten Hahnenschrei wieder verflüchtigten.
    Dann hatten wir jedoch so viel zu tun, dass sich meine düsteren Vorahnungen in den Hintergrund verzogen. Alle zusammen – sogar Alec, soweit es seine Behinderung zuließ – brachten wir das Haus auf Hochglanz. Sobald das erledigt war, begannen wir in der Diele im Erdgeschoss das Festmahl für unsere Gäste aufzubauen. Natürlich wussten wir nicht, was sie im Einzelnen schätzten, also beluden wir die Tische mit den verschiedensten Sorten Wein, einer Auswahl von Spirituosen, Aufschnitt und Kuchen, Zigarren und Zigaretten. Wir bereiteten einen eigenen Tisch für die Kinder vor, mit Naschwerk, Limonaden und Spielzeug. Ich hoffe, dass der Tisch meine unsichtbare kleine Freundin anlocken würde. Ich wünschte mir, zu erfahren, was mit ihr geschehen war, ehe sie sich endgültig verabschiedete. Wolfram Hartmanns Andeutung, dass sie ermordet worden war, hatte mir keine Ruhe gelassen. Wenn sie erschien, dann wollte ich sie

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