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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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Bewegungen, mit denen er die Reichweite der Fessel austastete – ich hatte die Kette so um die Stuhlbeine geschlungen, dass er etwa eine Spanne Spielraum hatte – war ungemein verführerisch. Nichts reizte mich so sehr wie ein solches Bild gebundener Kraft. Je stärker ein Mann war, desto mehr erregte mich seine Hilflosigkeit, und Robert Junkarts hatte zudem die Gabe, sich mit unnachahmlicher Grazie in seine Fesseln zu fügen. Seine sonst eher schlampige Haltung verschwand dann völlig und machte einer lässigen, völlig natürlich wirkenden Anmut Platz.
    In letzter Zeit hatte er immer deutlicher einen weichen, weiblichen Zug entwickelt, der sich auf eine sehr reizvolle Weise mit seiner Kraft paarte. Es hatte damit begonnen, dass seine Gleichgültigkeit gegenüber seiner äußeren Erscheinung verschwand und ein neues Körpergefühl an ihre Stelle trat. Es war schon viel gewesen, dass er badete, um sauber zu sein, aber jetzt badete er, weil es ihm Vergnügen machte. Einmal ertappte ich ihn sogar dabei, wie er vor einem Spiegel stand und mit schüchternem Selbstgefallen seine kräftigen rot-braun-goldenen Locken über die Finger zog. Allerdings war es ihm peinlich, dass ich ihn gesehen hatte, und er tat rasch so, als juckte es ihn hinter dem Ohr. Die knabenhaft unbeholfene Art, die er in allen erotischen Dingen gezeigt hatte, ließ nach, er wurde reifer, sinnlicher und selbstsicherer. Es mag seltsam klingen, aber je stärker diese weibliche Seite in ihm sich entwickelte, desto besser wurde er als Mann.
    Ich spürte, wie mein Herz zu klopfen begann, und fragte mich, ob ich es mit der Bemerkung, ich sei nicht in der Stimmung für Sex, wirklich so ernst gemeint hatte. Dann verwarf ich den Gedanken wieder. Es gab etwas, über das ich mit ihm reden musste; das war wichtiger als meine Begierden.
    „Robert“, erklärte ich, „wenn wir dieses Fest feiern, dann geht es dabei nicht nur um die Geister, die hier im Haus spuken.“
    Er sah mich neugierig an. „Worum dann?“
    „Du und ich ... und Alec und alle anderen ... wir haben unsere eigenen Geister mitgebracht.“
    Ich merkte, dass er sofort verstand, was ich meinte; sein Blick flackerte, und er machte eine rasche, unbehagliche Bewegung des ganzen Körpers. Dann jedoch entspannte er sich wieder. „Daran habe ich auch schon gedacht“, gab er zu.
    „Wir sollten die Gelegenheit nutzen, auch mit ihnen einig zu werden.“
    „Wie willst du das tun?“
    Darüber hatte ich bereits nachgedacht. „Ich werde jedem dieser Geister einen Brief schreiben, in dem ich ihnen vergebe, und sie bitte, mir zu vergeben und mein Leben zu verlassen und alles, was mich an sie bindet, zu zerschneiden; dann, wenn wir das Fest für die Geister des Hauses feiern, werde ich diese Briefe zu den anderen Gaben auf den Tisch legen.“
    Robert schwieg lange. Dann antwortete er: „Du meinst, das wird sie bewegen uns zu verlassen?“
    „Auf jeden Fall fällt mir nichts Klügeres ein.“
    Wieder dauerte es eine ganze Weile, ehe er sagte: „Ich glaube, da müsste ich verdammt viele Briefe schreiben. Ich weiß nicht einmal mehr, wie viele Dummköpfe ich ruiniert habe.“
    „Denk nicht mehr dran.“ Ich fuhr mit gespreizten Fingern durch sein dichtes kürbisfarbenes Haar. Irgendwie bildete ich mir ein, dass es sogar nach frischen Kürbissen
roch,
so überwältigend war die Farbe.
    Er genoss die Berührung mit geschlossenen Augen. Wie ich erwartet hatte, hatte er sich selbst überschätzt, als er versprochen hatte nicht geil zu werden; sein Körper sprach eine andere Sprache, und die leichte Baumwollhose war nicht dazu geschneidert, Geheimnisse zu verbergen. Aber schließlich hatte ich mich selber auch falsch beurteilt. Ich hätte wissen müssen, dass ich es nicht unbeteiligt hinnehmen würde, einen Mann, den ich liebte, in einer so reizvollen Position vor mir zu sehen.
    Ich lauschte seinen tiefen, wohligen Atemzügen, und plötzlich kam mir ein Gedanke. „Lass die Augen zu“, befahl ich ihm. „Ich habe eine Überraschung für dich.“
    Er sog scharf die Luft ein, nickte aber gehorsam.
    Ich nahm ihm die Brille ab und legte sie sorgfältig auf eine Kommode. Der Gedanke, dass er ohne Brille halb blind war, erregte mich noch mehr, und ich beeilte mich mit meinen Vorbereitungen. Er stieß einen leisen Schrei der Überraschung aus, als ich hinter ihn trat und einen schmalen schwarzen Seidenschal über seine Augen band. Eine Welle der verschiedensten Emotionen durchschauderte seinen gefesselten Körper

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