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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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ihm, der sich nie viel mit Religion beschäftigt hatte, nichts.
    „Fromme Juden“, erklärte ich ihm, „halten von Rosch Haschanna bis zu Jom Kippur, dem großen Versöhnungstag, die zehn Tage der Umkehr, in denen sie ihr Leben überdenken und gewissermaßen die Bücher des vergangenen Lebensjahres noch einmal durchgehen. Mich hat dieser Brauch so angesprochen, dass ich jedes Jahr meine Tage der Umkehr halte, allerdings für gewöhnlich zwischen Weihnachten und Neujahr. Diesmal ist es mein Geburtstag, der für mich Jom Kippur werden soll. Mir ist da ein Gedanke gekommen, über den ich ohnehin gern mit dir reden würde. Bin gespannt, was du dazu sagst.“
    Er lächelte mich an. „Dann hänge ich das Schildchen ‚Bitte nicht stören‘ jetzt vor die Tür.“
    Damit war ich einverstanden. Als er zurückkam, merkte ich überdies, dass er nicht ohne Absicht gekommen war. Er setzte sich in den Rattanstuhl meinem Bett gegenüber und fragte: „Was wir zu bereden haben, wird eine Weile dauern, nicht wahr?“
    „Das schon.“
    „Dann bitte ich dich, dass du mir für die Zeit, wo ich dir zuhöre, die Hände fesselst. So.“ Er legte die Handgelenke hinter der hölzernen Lehne zusammen. „Ist das möglich?“
    Ich zögerte. „Ich bin nicht in der Stimmung für Sex.“
    „Ich auch nicht. Ich möchte nur gerne spüren, dass ich gebunden bin, während ich mit dir rede.“
    Dass ich ihm dann den Willen tat, hing mit einer Veränderung zusammen, die ich schon seit einiger Zeit beobachtete. Die heftigen sexuellen Ausbrüche, mit denen er früher auf jede Erinnerung an seine Leiden reagiert hatte, hatten nachgelassen; es war jetzt öfter so, dass er ein träges Wohlbehagen empfand, wenn ich seine Narben berührte. Zwar war es ein durchaus sinnliches Wohlbehagen, aber er wirkte dabei ruhig und entspannt, und das erschreckende Phänomen des Blutens aus den Narben zeigte sich seltener.
    Ich legte beide Arme um seinen Nacken und küsste sanft seine Wange. „
No Sex
. Ich habe dich gewarnt.“
    Er gab den Kuss zärtlich zurück. „Wie ich uns beide kenne, achten weder du noch ich auf Warnungen. Aber ich verspreche dir, wenn ich trotzdem geil werde, verkrieche ich mich im Keller und hole mir dort einen runter.“
    Ich musste lachen. „Du redest wie ein ordinärer Junge.“
    „Du hättest mich erst hören sollen, als ich auf der Straße war ... schließlich wollte ich mir nicht anmerken lassen, dass ich einmal ein ‚feiner Herr‘ gewesen war.“ Seine kräftigen Hände umklammerten meine Oberarme mit einem Druck, der nichts Devotes an sich hatte. „Komm, Charmion. Lass mich nicht lange drum bitten. Ich bin ziemlich scharf drauf ... so wie du auf dein giftiges Zeug da.“ Er wies mit dem Kinn auf die Glasschale.
    Also tat ich ihm den Gefallen. Er setzte sich eifrig in Positur und legte die Handgelenke über Kreuz auf den Rücken. Ich holte ein etwa ein Meter langes Stück einer kleinfingerdicken, metallenen Kette und schlang sie erst um seine Handgelenke, dann mehrfach um die Sprossen des Stuhls; an den Kreuzungspunkten fixierte ich sie mit kleinen Karabinern, die man zuschrauben konnte. Mit der beweglichen, rundgliedrigen Kette gefesselt hätte er stundenlang sitzen können, ohne Schaden zu nehmen, und außerdem wirkte sie sehr dekorativ.
    Sobald Robert merkte, dass er die Hände nicht mehr frei bewegen konnte, entspannte er sich völlig. Sein Kopf sank in den Nacken, er schloss halb die Augen und atmete tief und wollüstig durch. Ich spürte förmlich mit, wie es heiß durch seinen ganzen Körper prickelte. Er lächelte mich an, so gelöst und zufrieden, als liege er am Strand in der Sonne. Wie jedem echten Bondage-Fan schenkte ihm seine hilflose Unbeweglichkeit ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit, etwa so, wie man es in einem stramm sitzenden Korsett empfindet.
    Ich küsste ihn und streichelte mit zwei Fingern seine Wange, auf der ein feiner rotblonder Bartschatten fühlbar war. „Geht es dir gut“
    „Ja, sehr gut. Nur ...“ Er schlüpfte mit einer raschen Bewegung aus den Mokassins und stellte die nackten Füße auf den sonnbeschienen Boden. „Könntest du mich unten auch fesseln?“
    Ich schlug ihn sanft auf die Wange. „Ich hasse Männer, die den Hals nicht voll kriegen.“ Aber natürlich erfüllte ich trotzdem seinen Wunsch, und als er dann so reglos da saß, an fast jeder Bewegung gehindert, sah ich einen vollkommen glücklichen Mann vor mir. Er hatte sehr wohlgebildete Füße, und das Spiel der gehemmten

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