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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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spirituellen Teil meiner selbst, sondern mein ganzes Sein...
    In meinem Traum stieg ich aus dem Bett und ging hinüber ins Wohnzimmer, um dort das Fenster zu öffnen und die frische Luft hereinzulassen. Im Wohnzimmer herrschte dieselbe feurige Helligkeit. Ich sah jedes einzelne Möbelstück, sah sogar die Fransen der Wolldecke auf dem Sofa von einem scharlachroten Schein erhellt, der von draußen hereindrang. Als ich ans Fenster trat, hoben sich die Zypressen wie schwarze Scherenschnitte gegen den flammenden Himmel ab. Kein Windhauch regte sich.
    Und dann drang plötzlich aus den Tiefen des Gebäudes ein Gepolter, dass mir beinahe das Herz stehenblieb. Irgendjemand rannte in panischer Hast die Stiegen hinunter. Ich hörte ganz deutlich die schweren Tritte, erst über mir, dann unmittelbar vor meiner Türe und zuletzt auf der Treppe, die hinunter ins Erdgeschoss führte. Wer immer es war, schien etwas Schweres zu tragen, denn ich hörte das lärmende Anstoßen eines Gegenstandes auf den hölzernen Stufen. Dann entfernten sich die Schritte den Flur entlang und verhallten.
    Instinktiv stürzte ich zum Fenster und riss beide Flügel weit auf, um die Person vielleicht zu entdecken, wie sie den Gartenweg entlanghastete. Aber in diesem Augenblick muss ich wohl aufgewacht sein, denn als die frische Luft mein Gesicht streichelte, blickte ich in eine vollkommen ruhige und finstere Nacht. Keine Spur eines feurigen Scheins war zu sehen. Der Himmel war tief dunkel blau. Die Straßenlampen verströmten ihr hässliches dunstiges Licht. Das einzige Geräusch kam von einem Moped, das mühsam die Steigung des Hügels hinaufknatterte.
    Wenn ich urplötzlich aus dem Schlaf geweckt werde, bin ich noch eine ganze Weile nicht wach, obwohl ich die Augen offen habe, deshalb dachte ich auch nicht rational. Ich rannte zur Türe hinüber, schob den Riegel zurück und stieß sie auf. Das Treppenhaus war stockdunkel, nur ganz unten schimmerte eine diffuse Lichtblase. Ich drückte den Lichtschalter und stürmte hinunter, ohne darauf zu achten, dass ich barfuß war und nur meinen grauen Seidenpyjama trug. Ich sah Licht unter Robert Junkarts‘ Türe schimmern, und in der plötzlichen Überzeugung, dass die polternde Person dort drinnen sein musste, stürmte ich über den Flur und riss die unverschlossene Türe auf.
    Da war kein Gespenst, aber ein erschrockener Mann, der eben dabei gewesen war, ins Bett zu gehen. Er stand nackt mitten im Zimmer und hielt mit einer törichten Gebärde seine Unterwäsche in der Hand.
    Wir starrten einander an. Er hatte die Brille bereits abgelegt und sah mich offenbar nur verschwommen, denn er blinzelte wie eine Eule im Scheinwerferlicht. Nachdem mir in solchen Situationen immer das Unnötigste auffiel, stellte ich fest, dass er einen hübschen hellhäutigen Penis und einen flachen, wenn auch schlaffen Bauch hatte. Aber dann sah ich noch etwas anderes: Einen kleinen olivfarbenen Leberfleck auf der linken Hüfte.
    Denselben Leberfleck, den ich in meinem seltsamen schwülen Traum gesehen hatte, in dem er San Sebastian gewesen war und ein rosenfarbenes Licht ihn verzehrt hatte.
    Er machte einen Schritt auf den Computertisch zu und tastete nach der Brille, die er dort hingelegt hatte, und diese alltägliche Bewegung weckte mich so weit auf, dass ich hastig hervorstieß: „Entschuldigung – aber ich glaube, ich habe ein Gespenst gehört.“
    „Die Frau mit dem Koffer, ja“, bestätigte er, während er mit einer betulichen Geste die Brille aufsetzte und mit dem Mittelfinger zurechtschob. Anscheinend tat er in kritischen Situationen genau wie ich das am wenigsten Sinnvolle, denn er ließ seine Wäsche fallen und strich mit allen zehn Fingern sein vom Auskleiden zerrauftes Haar glatt. Dann erst wurde ihm bewusst, dass er splitternackt dastand, und er bückte sich verlegen und schlüpfte in die Unterhose.
    Ich entschuldigte mich wortreich. „Ich bildete mir ein, sie wäre hier hereingerannt. Tut mir leid, aber ich war völlig konfus.“
    „Das macht nichts ... ich dachte gar nicht daran, wie es auf Sie wirken muss. Ich höre es kaum noch.“ Während er redete, stieg er hastig in die Cordsamthose, zog sie hoch und schnallte den Gürtel zu. Ebenso eilig warf er ein Hemd über – eines, das schon dringend in die Waschmaschine gehört hätte. Erst dann entspannte er sich.
    Allerdings nicht lange, denn von oben kam Alecs dröhnende Stimme: „Charmion? Wo bist du? Und wer zum Teufel macht diesen Krach?“ Dann stiegen

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