Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
und was nicht.“ Gleich darauf fügte er jedoch hinzu: „Meine Freundin meint, es ginge darum, das Haus von seinen bösen Geistern zu befreien. Ist das auch Ihre Ansicht?“
„Ja. Vollkommen.“ Junkarts beugte sich vor und äugte Alec neugierig über den Rand seiner Brille an. „Verzeihen Sie mir die Frage, aber Sie erwähnten ein Erlebnis, das Ihre Meinung geändert hätte. Darf ich wissen, was das war?“
„Sie dürfen“, erwiderte Alec trocken. Dann gab er wieder, was wir am Vortag erlebt hatten, wobei er nicht vergaß, wiederholt darauf hinzuweisen, dass ich und Pater Schilmer jede Einzelheit bestätigen könnten.
Junkarts hörte aufmerksam zu. Schließlich erklärte er: „Es wurden schon früher Versuche gemacht, das Haus zu segnen, sogar zu exorzieren, aber sie haben nichts erbracht. Die roten Augen habe ich auch schon gesehen. Sie erscheinen immer, wenn man versucht, dem Bösen im Haus mit religiösen Symbolen zu begegnen. Coco hängte ein Kruzifix über ihr Bett, als sie merkte, dass es hier nicht geheuer ist, und in der darauffolgenden Nacht spukten diese Augen in ihrem Zimmer. Das arme Mädchen wurde völlig hysterisch vor Entsetzen. Sie schrie so gellend, dass wir alle aus den Betten sprangen und zusammenrannten, und sie war nicht dazu zu bewegen, dass sie allein blieb. Wir mussten bis zum Morgengrauen mit ihr beisammensitzen.“
Die ungewöhnliche Reaktion der Schatten auf religiöse Symbole interessierte mich, und ich fragte ihn, ob er in der Geschichte des Hauses Hinweise auf Personen mit einer krankhaften Frömmigkeit gefunden hätte.
Er nickte sofort. Ganz zu Anfang hatte es eine solche Person gegeben, Amelie Schwertsak, die Gattin des Gründers, eine bigotte und bösartige Frau, der man nachsagte, sie habe ein junges Dienstmädchen wegen angeblicher sittlicher Verfehlungen so grausam misshandelt, dass das arme Ding starb.
Damit, dachte ich, hatten wir also bereits drei niederträchtige Schatten – Ricky Kossack, „Schwester Magda“ und Amelie Schwertsak, sofern sie tatsächlich die wirkende Kraft hinter dem Phänomen der Flammenaugen war. Möglicherweise gab es auch noch eine vierte Spukgestalt, die von Joseph Schwertsak, dem Wucherer, der sich mit Karbolsäure umgebracht hatte. Jedenfalls würden wir alle Hände voll zu tun haben.
Als hätte Robert Junkarts meine Gedanken gelesen, erklärte er: „Ich glaube, es sind sieben Schatten, mit denen wir es zu tun haben werden. Sieben böse Erinnerungen an Menschen, die hier gelebt haben und auch hier gestorben sind. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum wir auch sieben sein müssen, um etwas bewirken zu können.“
Ich fragte: „Nachdem Sie sich so ausführlich mit der Geschichte des Hauses befasst haben – sagt Ihnen der Name Mathilde etwas?“
Er dachte kurz nach, dann antwortete er: „Es gab ein kleines Mädchen dieses Namens ... Mathilde Schwertsak. Sie verschwand 1877 unter ungeklärten Umständen. Möglicherweise wurde sie aus dem Garten, in dem sie spielte, gelockt und im Wald, der damals noch die Häuser hier umgab, ermordet, aber konkrete Hinweise gab es keine.“ Er sah mich forschend an. „Warum? Wie kommen Sie gerade auf das Kind?“
„Ich habe gestern mit ihr gesprochen. Ist sie Ihnen denn noch nie erschienen?“
„Ich habe unter den Erscheinungen im Haus ein blondes kleines Mädchen gesehen, das immer nackt ist, aber ich wusste nicht, um wen es sich handelt.“
Alec erhob sich. „Wie auch immer – ich bin jetzt bereit, mich auf das Abenteuer einzulassen. Was Sie angeht, Herr Junkarts – Sie können vorderhand einmal bleiben. Die jungen Leute auch.“
Wenn Robert Junkarts Triumph über seinen Sieg empfand, ließ er sich nichts davon anmerken.
Schwester Magda
Am nächsten Morgen brachen Alec und ich in verschiedene Richtungen auf, um mit unseren Nachforschungen zu beginnen. Mein Freund wollte einen Kollegen kontaktieren, der sich speziell mit der Geschichte der Medizin in der NS-Zeit befasste, und ihn fragen, ob er etwas über das Lazarett in der Larabaya-Straße wusste; danach wollte er mit Mitgliedern des Magischen Zirkels sprechen. Ich hatte ebenfalls eine Quelle ausfindig gemacht, von der ich mir Informationen über „Schwester Magda“ versprach. Die Zeitung, für die ich einst als Journalistin gearbeitet hatte, existierte nicht mehr, aber mir war aus dieser Zeit die Freundschaft mit einer Frau geblieben, die jetzt für ein bedeutendes Nachrichtenmagazin tätig war. Diese Freundin rief ich an und bat
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