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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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Landkarten und andere historische Zeugnisse. Wenn sich auf diesem Grund hier ein schicksalsträchtiger Ort befunden hat wie vielleicht eine Richtstätte, oder ein heidnisches Heiligtum, dann hätten wir schon einen Anhaltspunkt.“
    In den nächsten Tagen ereignete sich nichts Besonderes. Das Wetter war herrlich frühsommerlich, der Himmel strahlend blau, der Wind frisch, der Sonnenschein golden, so dass einem nichts ferner lag als der Gedanke an Gespenster und Flüche. Robert Junkarts (der es sorgfältig vermied, mir allein zu begegnen) legte seine Kompostgrube in der entgegengesetzten Ecke des Hintergartens an, ohne dabei auf irgendetwas Besonderes zu stoßen. Alec und ich waren abwechselnd damit beschäftigt, unsere Apartments fertigzustellen und der Geschichte der Villa Maunaloa nachzuforschen, wobei wir uns die Aufgaben teilten und dann die Ergebnisse verglichen. So machte ich mich ins Bezirksmuseum auf, um die Vorgeschichte des Grundstücks zu recherchieren, während mein Gefährte sich um einen Termin mit dem Hellseher, Tom Kornisch, bemühte. Der war offensichtlich ein schwer beschäftigter Mann, denn Alec behauptete, eine Audienz beim Papst sei leichter zu bekommen.
    An dem Tag hatte Coco einen Termin beim Friseur im „Städtchen“ unten, wie der Stadtteil um die Barockkirche genannt wurde, und als sie hörte, dass ich ins Bezirksmuseum wollte, hängte sie sich an mich an. Es störte mich nicht weiter. Sie war ein einfältiges, aber davon abgesehen sehr nettes Mädchen, warmherzig und liebenswürdig. Außerdem ergab sich auf diese Weise eine Gelegenheit, mit ihr allein zu sprechen.
    Wir schlenderten zu Fuß den Hügel hinunter. Coco trug ein rotes Strickkleid, dessen Oberteil fast nur aus Dekolleté bestand, und darüber eine kurze rote Lacklederjacke. Ihr Haar wehte im Wind. Ich merkte, dass mehr als ein Autofahrer den Hals nach der blonden Schönheit verdrehte, und wünschte, ich hätte meinen Verstand, aber Cocos Äußeres.
    Es war nicht schwer, die Rede auf den Spuk im Haus zu bringen.
    „Meinen Sie, Schwester Magda ist jetzt weg, nachdem man das Skelett gefunden hat?“, fragte Coco.
    Darauf wusste ich keine Antwort. Gesehen hatte die unholde Tote bislang noch niemand, aber sie war ja sonst auch nicht täglich erschienen. „Ich weiß nicht“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Wir müssen eben abwarten, ob sie sich wieder blicken lässt. Dr. Marhold und ich hoffen, dass der Priester sie vertreiben kann, falls sie noch da sein sollte, aber zuerst müssen wir ihm Unterlagen beschaffen. Deswegen will ich ja im Bezirksmuseum nachsehen.“
    Sie nickte. Nach einer Weile bemerkte sie: „Witzig, dass Sie das Haus ‚Maunaloa‘ genannt haben. Heißt das etwas Bestimmtes oder ist es nur so ein Wort?“
    „Nein, das heißt etwas. Maunaloa ist ein Vulkan auf Hawaii, der einer Göttin geweiht war. Man nannte sie Madame Pele, und sie erschien immer als alte Frau mit langen Haaren.“
    „So wie Sie“, rief Coco und lachte. Dann fragte sie: „Haben Sie schon einmal von dem roten Licht geträumt?“
    „Nicht, dass ich wüsste. Welchem roten Licht?“
    „Wir träumen alle davon, seit wir hier wohnen. Es ist wunderschön, und Robert sagt, dieses Licht macht es, dass wir Glück haben – dass Terry wieder gesund geworden ist und mir nichts passiert ist und es Elena und Robert gut geht.“
    Als sie weiterredete, wurde mir bewusst, dass ich doch schon davon geträumt hatte, und zwar in der ersten Nacht, die ich in diesem Haus geschlafen hatte. Da hatte ich mein Apartment von einem leuchtend roten Licht erhellt gesehen, das von draußen hereinzudringen schien, aber als ich das Fenster geöffnet hatte, war es verschwunden, und ich hatte nur noch die schwarze Nacht vor Augen gehabt. Nein – ich hatte sogar schon mehrmals davon geträumt! War nicht auch in meinen erotischen Träumen, die Robert Junkarts zum Gegenstand hatten, ein glühendes Licht erschienen, das in einer Feuersäule zur Decke emporwuchs?
    Ich erfuhr, dass solche Träume für die Mieter ein fast alltägliches Ereignis waren. Sie verliefen nicht immer gleich: Manchmal leuchtete das rote Licht vor den Fenstern, als stünde alle Welt draußen in feuriger Lohe, manchmal tropfte es wie ein glutflüssiger Vorhang von der Decke herab, manchmal nahm es die Gestalt von Flammen an, die durch das Haus wanderten oder aus den Wänden herauslohten, und hin und wieder schien es sich in glühenden Spiralen aus dem Boden des Souterrain emporzuwinden. Einmal war es

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