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Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Das Haus der Feuerfrau (German Edition)

Titel: Das Haus der Feuerfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Büchner
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zusammengerollt unter dem Steißbein liegt. Nun schien diese Schlange sich zu entrollen; ein warmer Schauder durchlief mich bei dem Gedanken, dass es die Flamme der Feuerfrau sein mochte, die als mystisches rotes Licht im Haus Maunaloa glühte.
    Ich dankte dem Kustos und machte mich auf den Heimweg.
    Während ich langsam den „sanft gerundeten“ Hügel emporstieg, den der Reisende in so poetischen Worten beschrieben hatte, kehrten meine Gedanken zu dem Traum zurück, in dem ich das Licht im Keller gesehen hatte. Ich wusste, dass meine Träume häufig
clairvoyant
waren, und ich hatte es, was diesen Traum betraf, bestätigt gefunden, als ich entdeckte, dass Robert Junkarts tatsächlich einen olivbraunen Leberfleck auf der linken Hüfte aufwies, genauso, wie ich ihn im Traum gesehen hatte. Die längste Zeit jedoch hatte ich angenommen, dass es ein nicht ungewöhnlicher erotischer Traum gewesen sei, ausgelöst von der Ideenverbindung der „San-Sebastian-Seminare“ und meinem damals schon aufkeimenden Interesse an dem Mann. Ich hatte gedacht, sein Sujet sei Robert Junkarts, aber möglicherweise war es etwas Anderes – nämlich das kirschrote Feuer, das aus dem Kellerboden quoll.
    Dort, unter den Fundamenten des Hauses, hatte sich die Mulde befunden, die man die Feuerquelle nannte, und dort hatte ich auch die „heiße Zone“ gespürt, in der mich so wunderliche und leidenschaftliche Gedanken überkommen hatten ...
    Natürlich erzählte ich Alec brühwarm, was ich im Bezirksmuseum erfahren hatte, aber er zeigte sich nur mäßig beeindruckt davon.
    „Das ist eine Volkssage, Charmion. Solche Sagen gibt es zu Hunderten. In jedem alten Baum wohnt eine Fee und in jedem Brunnen eine Frau Holle.“
    Dass er mich auf meinem ureigensten Gebiet schulmeisterte, ärgerte mich, und ich forderte ihn zu einem Experiment heraus. „Komm mit. Stell dich genau auf die Stelle, die ich dir zeige. Und dann sag mir, was passiert.“
    Er sträubte sich erst, aber da ihn Experimente interessierten, gab er rasch nach und folgte mir in die Diele. „Also, wo genau muss ich mich hinstellen?“, wollte er wissen und sah mir amüsiert zu, wie ich hin und her lief und den genauen Ort des Kraftfeldes auszumachen versuchte. Schließlich hatte ich das Feld lokalisiert, schon deswegen, weil mir plötzlich heiß wurde und meine Gedanken sich kuriosen und ungewohnten Dingen zuwandten – stark duftenden, braunen und roten Gewürzen ... dicht verschlossenen grünen Jalousieläden in gesichtslosen Mauern ... Erde, die von einer gnadenlosen Sonne zu Aschfarbe gebleicht war. Mein Becken begann sich anzufühlen, als rollten viele kleine, schwere kupferne Kugeln darin herum. Es zog mich an nach unten, als steckten meine Füße in bleiernen Schuhen. Ich fühlte, wie die Kraft aus dem Boden stieg und sich wie glühend rote Bougainvillea um meine Waden ringelte. Dann überkam mich das possierliche Gefühl, dass mein Hinterteil immer schwerer wurde – es zog mich ebenfalls nach unten. Wie in einem Traum meinte ich in den Boden einzutauchen und hinunter zu sinken in ein wirbelndes Chaos von heißer Erde und flatternden Rosenblättern und Blut, das aus dem Nichts auf meine Hände tropfte. Zoll für Zoll sank ich in eine labyrinthische Tiefe, aus der jetzt Geräusche zu mir heraufschallten – das dumpfe Tom-Tom von Trommeln, die in einem archaischen Rhythmus geschlagen wurden, und das Lachen und Singen eines uralten Rituals ... Ich sank in die Tiefe, hinunter zu Frau Holles Haus, und wusste nicht, ob ich dort als Goldmarie oder Pechmarie vorsprechen würde.
    Das alles dauerte nur Sekunden, in denen ich mich von einem schwarzen Wirbelwind ergriffen fühlte; gleich darauf war alles wieder klar und alltäglich. Alec stand vor mir und beobachtete mich mit der freundlichen Geduld eines hochberühmten Professors, der seiner Lieblingsstudentin bei einer Demonstration zusieht.
    „Und was“, fragte er, „müsste jetzt passieren?“
    „Warte ab. Irgendetwas passiert sicher. Fühlst du dich nicht anders als sonst?“
    „Nein, nur etwas ratloser. Charmion, ich stehe diesen esoterischen Fabeln sehr skeptisch gegenüber.“
    „Das sind keine esoterischen Fabeln. Das sind –“
    Wir wurden unterbrochen, denn in dem Augenblick kam Robert Junkarts – in bester Laune, wie immer, wenn er in seinem geliebten Garten gearbeitet hatte – zur Hintertüre herein. Natürlich hatte ihn die Neugier getrieben, aber er fragte unschuldig: „Ist etwas? Ich meine –“
    Alec streckte

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