Das Haus der Feuerfrau (German Edition)
Tage im Voraus an der Art, wie er um mich herumstrich. Dann fing er an, meine Gesellschaft zu suchen, und schließlich kam er auf das heiße Thema zu sprechen. Als wir einander an einem strahlenden Junimorgen in der Küche begegneten, wo er Kaffeewasser holte und ich im Eisschrank nach Mineralwasser suchte, überfiel er mich abrupt mit der Frage, ob ich ihm noch böse sei.
Glücklicherweise trug ich an diesem Morgen meinen japanischen Morgenmantel, in dem ich außergewöhnlich schlank und sexy aussah, denn ich merkte sofort, dass unser Mitbewohner vorhatte, diesmal aufs Ganze zu gehen. Wenn ein sonst so nachlässiger Mann plötzlich rasiert und geduscht war, frisch gewaschenes Haar hatte und ein sauberes Hemd trug, dann war das ein sehr verräterisches Zeichen. Robert Junkarts musste in Sachen Sex tatsächlich ziemlich unbedarft sein, wenn er annahm, dass ich es nicht zu deuten wusste.
Ich feixte innerlich, aber äußerlich lächelte ich ihn unschuldig an. „Ich war Ihnen überhaupt nie böse. Warum denn auch? Sie haben mir ja nichts getan.“
„Ich habe Ihnen etwas zugemutet, für das ich mich nachher geschämt habe.“
„Das habe ich bemerkt, aber warum eigentlich? Was war Unrecht daran?“
Er blickte zu Boden. „Es war abnormal. Es war pervers.“
„Sie erklärten mir aber, es hätte Sie glücklich gemacht, als ich Sie im Garten berührt habe.“
Ein heißes Rot stieg ihm vom Hals bis in die Stirn. „Ja, gewiss, das auch. Es stimmt. Ich sehne mich danach. So sehr, dass ich nachts davon träume. Aber ich frage mich, was für ein Mensch ich bin, dass ich solche Wünsche und Sehnsüchte habe. Früher wäre mir so etwas nie in den Sinn gekommen.“
„Wollen Sie sich nicht einen Moment setzen?“, lud ich ihn ein. „Das ist eine zu wichtige Sache, als dass wir sie zwischen Tür und Angel diskutieren dürften.“
Er setzte sich gehorsam an den Küchentisch und stellte den Kaffeekessel weg. Ich schob ihm ein Glas Mineralwasser zu und schenkte mir ebenfalls eines ein, schon um zu demonstrieren, dass wir uns als gute Freunde unterhielten.
Robert kämpfte noch einen Moment lang mit sich, dann platzte er heraus: „Es war mir ungeheuer peinlich, dass ich körperlich so ... so abnormal reagiert habe. Ich hoffte, es würde nicht dazu kommen. Bislang war es auch nie so stark gewesen ... ich meine ... wenn ich alleine war und meinen Fantasien nachgab. Wenn ich mich selbst befriedigte.“
„Ich verstehe schon.“
Er sprach mit erstickter Stimme weiter. „Dann merkte ich auch, dass das Fleisch sich rötete und empfindlich wurde, manchmal bekam ich Nasenbluten, aber es war so schwach, dass man darüber hinwegsehen konnte. Wenn ich gewusst hätte, wie stark es sein würde ... mein Gott, ich kam mir vor wie ein Zirkusfreak.“
Ich zuckte betont gleichgültig die Achseln. Obwohl ich wusste, dass derartig hysterische Reaktionen, wie er sie zeigte, nur selten vorkamen, war ich vor allem bestrebt ihn zu beruhigen. „Manche Menschen neigen stärker als andere zu psychosomatischen Symptomen. Und bei Ihnen war ja auch das Trauma ungewöhnlich schlimm.“
Ungläubig fragte er: „Sie reden in einem so klinischen Ton darüber. Hat es Sie denn nicht abgestoßen?“
In der Hinsicht konnte ich ihn wirklich beruhigen. „Es hat mich im ersten Augenblick überrascht, aber dann ... nein, es hat mir nichts ausgemacht. Ich habe keine Angst vor Blut. Ehrlich gesagt: Ich schmecke es sogar gerne.“
Robert Junkarts warf mir einen argwöhnischen Blick zu, als fragte er sich, ob ich ihn am Ende zum Besten hielt. Dann kam er drauf, dass das nicht der Fall war, und das erschien ihm beinahe noch schlimmer. Seine Stimme klang ehrlich erschrocken, als er sagte: „Das ist aber ... nicht normal.“
„Ich habe auch nie behauptet, dass ich normal bin.“ Ich lachte ihn an und schenkte sein Glas von Neuem voll. „Aber Sie können mir glauben, es hat mir wirklich nichts ausgemacht. Sie haben mir nur leidgetan ... es war ein Zeichen für mich, wie furchtbar Sie gelitten haben.“
Er trank ein paar Schluck, dann setzte er das Glas ab und blickte mich voll an – tief unglücklich, aber fest entschlossen, noch einmal durch die Feuerwand seiner Begierden zu gehen.
„Es fing an, sehr bald, nachdem ich hier eingezogen war“, gestand er. „In dem Maß, in dem meine Männlichkeit zurückkehrte, wuchs auch dieses Verlangen. Ich hatte von Anfang an Fantasien, dass eine Frau mich überall dort berühren sollte, wo ich verletzt worden war.
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