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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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wie es mir ging, das kam von den Albträumen, ach, Doktor, Sie müssen mich aus dem Zimmer da rausholen. Es war, als würden, mit sonderbaren Dingen in der Hand, Bewaffnete eindringen, mich in einen Sack stecken, in dem ich kaum Atem bekam, dann nach draußen laufen und noch mehr Leute holen, die hereinkamen und irgendwelche Berechnungen anstellten, und ich bettelte nur immer wieder, sie sollten mich schlafen lassen, aber es kümmerte sie gar nicht, sie wollten bloß, dass ich gehorche und ruhig bin. Einer von ihnen begrüßte Senhor Medeiros, er kam herein und ging schnurstracks zu ihm, denn er wusste genau, wer Senhor Medeiros war, und der stöhnte auf einmal laut auf, nannte mich einen Dreckskerl, streckte ihm die Hand hin und bewegte sich und so. Ach, Doktor Bernardo, da muss ich aber lachen, ich und mich zu Senhor Silva ins Bett legen, da sehen Sie, was ein Albtraum im Kopf eines Menschen anrichtet. Nun, und ich habe solche Albträume, weil man mich in eins der Zimmer da oben gesteckt hat. Ich kann noch aufstehen, aber da ans Fenster gehen und mir den Friedhof angucken, das mag ich nicht. Doktor Bernardo antwortete, womöglich besteht die Lösung darin, Sie tatsächlich jede Nacht mit Senhor Silva zusammen schlafen zu lassen. Esteves lachte, warf den Kopf lachend nach hinten und sagte, das fände ich entzückend, hören Sie, seine Gesellschaft würde mich träumen lassen von Sachen. Mehr sagte er nicht. Vermutlich wollte er sagen: von schönen Sachen, von hübschen, ruhigen, friedlichen, stillen, glücklichen Sachen, Sachen welcher Art auch immer. Aber nein, er sagte kein Wort mehr. So blieb er, während er gerade irgendwie lächelte, er lachte sogar, und Doktor Bernardo fragte, ach, Senhor Esteves, bringen Sie den Satz zu Ende, was für Sachen denn nun, krumme Sachen? Aber der wunderbare Esteves sollte nicht mehr über diesen Witz lachen. Er konnte nicht mehr darüber lachen, dass er sich in der Nacht seines hundertsten Geburtstags im Schlaf an einen Mann geklammert hatte.
    Wer würde mir jetzt glauben, wenn ich sagte, der unmetaphysische Esteves aus dem Tabakladen, den Fernando Pessoa unter dem Heteronym Álvaro de Campos geschrieben hat, habe wirklich hier gelebt? Wer würde nicht meinen, ich sei verrückt geworden, wenn kein Buch die Existenz eines solchen Mannes bestätigt? Wie ließe sich beweisen, was durch die Spontaneität und die Lebendigkeit bewiesen war, mit der er sprach? Die Einzelheiten würden verlorengehen, die winzigen Übergänge, aus denen die gut erzählte Geschichte dieser Episode mit dem Dichter bestand. Unsere Erfindungsgabe würde verarmen. Das bedeutsamste Element der Fabulierkunst der glücklichen Alten würde verlorengehen. Nun würden wir noch stärker altern und würden vergreisen, zu uninteressanten Dummköpfen ohne besonderen Wert. Nur ein Haufen morscher Knochen, der ohne jeden besonderen Ruhm die Zeit abwarten würde. Doktor Bernardo legte mir die Hand auf die Schulter, und ich setzte mich. Ich wäre umgekippt, hätte ich das nicht getan.
    Diskret war Esteves schon aus dem Sprechzimmer des Direktors in die Leichenhalle des Heims geschafft worden. Wir kannten die Anweisungen. Niemand durfte die Leichenhalle betreten. Nur, wenn wir die Augen für immer zugemacht hätten, würden wir reinkommen, sagten wir gewöhnlich, erst wenn wir an der Reihe wären. Damit stand fest, dass wir unseren Freund nie wiedersehen würden. Man würde ihn in einen Sarg legen, ohne dass wir genau wüssten, wann, und irgendein Verantwortlicher würde ihn abholen und in die Familiengruft bringen. Esteves hatte noch zwei Enkel, sagte Doktor Bernardo zu mir. Das waren junge Leute aus Ponte de Lima, die sich von nun an um alles kümmern würden. Sie sind nach Ponte de Lima gezogen?, fragte ich. Ja, sie sind nach Ponte de Lima gezogen. Die Welt dreht sich. Alles dreht sich im Kreis. Auch wir.
    Ich rief Senhor Pereira und sagte ihm, der Mann, mit dem Sie mich bekannt gemacht haben, ist gestorben. Esteves ist gestorben, Senhor Pereira, heute Vormittag ist Esteves gestorben, an irgend so einem Glücksanfall. Von nun an würde es nur noch so gesagt werden, dass er an einem Glücksanfall gestorben war. Er habe noch gelacht, etwas über die verrückten Träume erzählt, die er gehabt habe, und sei dann gestorben. Er behielt ein Lächeln auf den Lippen, weil er nicht einmal merkte, dass ihn der Körper mitten im Lachen abberufen hatte. Steif blieb der Leichnam dort liegen, schon ohne Esteves. Der Körper hatte ihn

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