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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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allein gelassen, ach, Senhor Pereira, ich weiß gar nicht mehr, was ich da rede. Beruhigen Sie sich, Senhor Silva, beruhigen Sie sich, es war ein Glück für uns, dass wir ihn kennengelernt haben, und er hatte das Glück, dass er so lange gelebt und zum Schluss noch über seine Gespenster gelacht hat. Wäre das schön, wir hätten auch einen, der uns ein solches Ende bereiten würde.
    Wir gingen es allen sagen. Anísio bekreuzigte sich und begann zu beten. Und die Leute wurden alle traurig bei der Nachricht. Im Haus der glücklichen Alten waren die Leute immer in Trauer, dafür war ein Heim für bejahrte Menschen ja da.
    Zu dieser Zeit kam Elisa mich besuchen. Sie merkte, um wie viel Zeit mich der Tod dieses Freundes zurückgeworfen hatte. Der Tod, sagte ich ihr, kommt wirklich von allen Seiten, er nimmt uns alles, selbst das, woran wir uns klammern, um ihm zu entfliehen. So wie die Zeit nicht linear ist, kommt der Tod nicht nur aus einer Richtung, er hält uns umzingelt. Ein Belagerungsring, der immer enger wird. Esteves war wie die Boje, die mich an der Wasseroberfläche hielt, jetzt gehe ich unter, Elisa, es ist alles zu schrecklich. Sie versuchte, mir Mut zuzusprechen, so gut sie es verstand, erfolglos. In letzter Zeit blieb ich länger im Bett liegen. Anfangs ging ich noch zu den Mahlzeiten hinunter, dann wurde ich widerspenstig und wollte, dass man mir wie den Bettlägerigen das Essen auf das Zimmer brächte. Senhor Silva, redete Américo auf mich ein, das muss doch noch nicht sein und Sie wollen es eigentlich ja auch gar nicht, seien Sie kein Dickkopf. Ich gab mir Mühe. Aber dann fing ich wieder damit an und verkroch mich unter der Bettdecke, als wäre es mir draußen zu kalt und als wolle ich nur noch schlafen. Elisa bat mich, ihr wenigstens zu erlauben, die Fensterläden zu öffnen, damit Licht reinkäme, vielleicht würde ich ja merken, dass draußen die Tage weitergingen wie immer. Ich wusste genau, was sie damit erreichen wollte. Wir sollten den Schmerz überwinden, bis uns schließlich die Tage allein durch sich selbst wertvoll genug vorkämen. Bis uns das Sonnenlicht als ein unschätzbares Geschenk erschiene und wir sähen, dass es lohnt, allein dafür zu leben, dass wir nachmittags die Photosynthese vollziehen, am besten bei einem sorglosen Gespräch mit den Nachbarn. Sie öffnete die Fensterläden, kam wieder zu mir und setzte sich auf den weißen Stuhl, den sie ans Bett geschoben hatte. Sie tätschelte mir ein paarmal den Kopf, strich mir übers Haar, und ich richtete mich ein wenig auf. Noch liegend streckte ich mich. Dann beschloss ich, mich hinzusetzen. Ich wickelte mich bis zum Hals in die Decke und sah meine Tochter an, in der die Hoffnung wieder aufkeimte, sie könnte nach Hause gehen, ohne sich traurig zu fühlen. Ich sah sie an und fragte, was meinst du, wie überzeugt man einen alten Mann wie mich vom Wert des Lebens, nachdem deine Mutter gestorben ist. Was meinst du, wie lässt sich das Leben rechtfertigen für jemanden, der über achtzig ist, wenn er die Frau verliert, die er geliebt hat und mit der er ein halbes Jahrhundert lang alles geteilt hat? Achtundvierzig Jahre. Elisa war den Tränen nahe. Sie hatte feuchte Augen, die angestrengt nach einem abstrakten Fixpunkt suchten, der sie eine Antwort auf eine Frage ohne Antwort finden ließe. Sie konnte nicht mehr tun, als mich zu bitten, am Leben zu bleiben, für sie, für ihre Kinder. Für eine andere Liebe, die weiterbestand und die man nicht geringschätzen durfte. Ich wollte, dass meine Tochter glücklich war und nicht einen Kummer ertragen musste, den ich ihr bereitete. Ich wollte, dass sie von ihrem Vater keine einzige schmerzliche Erinnerung zurückbehielt, weil dieser sie verraten, im Stich gelassen oder einfach enttäuscht hätte. Ich wollte sehr, dass es nicht mein Alter sein sollte, das die Ehe überlebt hatte, denn Laura könnte mit ihrer besonderen Standhaftigkeit besser als ich implodieren und dabei den äußeren Rahmen vollkommen wahren und unfehlbar auf die alltäglichen Appelle unserer Angehörigen reagieren. Ich wollte der pragmatische Teil des Ehepaars sein. Aber ich war der mit den Gedichten, der dümmsten und untauglichsten Seite der Gefühle, wenn auch hier und da mit so viel Phantasie und Schönheit begabt.
    Der europäische Silva kam und begrüßte meine Tochter. Er sah, dass ich mich schon hingesetzt hatte, und freute sich darüber. Ihr Vater hat die Ruhe weg, ich versuche zwar, ihn auf Abwege zu bringen, aber er

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