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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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lief nach unten. Da war sie, im Hof, wie immer bei den albernsten Blumen und mit einem Gesichtsausdruck, als stünde der allerschönste Moment bevor. Wie gewöhnlich, wenn ich sie belauerte, hielt ich mich etwas abseits. Ich setzte mich auf einen Stuhl ein paar Meter entfernt. Von dort aus hatte ich freie Sicht, um ihr Mienenspiel zu beobachten. Und ich hätte ich mich sehr wohl gefühlt, wenn nicht Anísio gekommen wäre. Froh, mich zu sehen, stieß er einen Freudenschrei aus, womit er meine Anwesenheit auf hundert Meter weit verriet. Dona Marta blickte vom Brief auf, den sie gerade lesen wollte, und sah uns. Sofort schrie sie, Sie altes Schwein, Sie Perverser, Sie Mörder! Warum lässt man Sie hier eigentlich noch frei rumlaufen? Dann drehte sie mir den Rücken zu und wirkte wie ein Kind, das allein, ohne was abzugeben, seine Schokolade aß. Nur ab und zu blickte sie sich wie ein kleiner Neidhammel um und vergewisserte sich, dass wir sie nicht beobachteten. Anísio lachte und tröstete mich, die Sonne heute darf man sich wirklich nicht entgehen lassen, wie gut sie tut, unglaublich! Ich antwortete, ich hätte heut grad mal Lust gehabt runterzukommen. Er erzählte, Sie haben ganz schön was verpasst. Gestern haben wir stundenlang über die Maschine theoretisiert, mit der sich die Metaphysik rauben lässt. Ich lächelte. Ich wusste schon, worauf er hinauswollte, mit etwas Geschick würde das für ein Gespräch von mehreren Wochen reichen. Anísio sagte noch mal, wie sehr er sich nach unseren Gesprächen zurücksehne, manchmal mache er meine Zimmertür einen Spalt weit auf und sähe mich mit geschlossenen Augen im Bett liegen, schlafen. Zwar habe er versucht, mich zu überreden, mit auf den Hof zu kommen, aber ich hätte geschlafen oder so getan als ob. Die List, gestand ich, ist die raffinierteste Waffe der Alten. Sie ist die Intelligenz in ihrem fortgeschrittensten Zustand. Dona Marta starrte uns wieder geringschätzig an, und ich sagte, iss Schokolade, kleine Schwindlerin, iss Schokolade. Ich lachte, Anísio stimmte kurz in mein Lachen ein, und wir verstummten wieder. Ich gestand ihm, ich werde nur schwer damit fertig, dass wir Esteves verloren haben. Er nickte. Ich sagte weiter, was rechtfertigt das Leben eines über achtzigjährigen Mannes, wenn er die Frau verliert, die er liebte und mit der er beinahe ein halbes Jahrhundert lang alles geteilt hat. Achtundvierzig Jahre. Anísio musterte mich und antwortete, es ist leichter, wenn wir über die Diktatur reden, Senhor Silva, und darüber, wie sehr Senhor Cristiano mit seinen Wahnvorstellungen sogar recht hat. Ich fragte, wo treibt sich dieser Hirni denn rum.

14 Nicht praktizierende Staatsbürger

    In Esteves’ Zimmer, wo der nachts immer so stöhnende Senhor Medeiros wohnte, kam ein Spanier rein. Der erste und einzige Spanier bei den glücklichen Alten. Es stimmt, der Typ stammte aus Badajoz und hatte schon vor über vierzig Jahren die portugiesische Staatsbürgerschaft angenommen, er hatte aber völlig den Verstand verloren und sprach außerdem mit einem Akzent, als wäre er noch keine zwei Tage von zu Hause fort. Er hieß Enrique und wirkte irgendwie so durchgeknallt, dass man in ihm nicht so sehr einen Alten sah als vielmehr einen Verrückten. Alt war er zwar auch, vor allem aber war er nicht mehr richtig im Kopf, und um ihn mit Beruhigungsmitteln vollzupumpen und am Bett festzuschnallen, wo er von Außerirdischen phantasierte, war das Zimmer mit Senhor Medeiros besser geeignet als irgendein anderes. Als er ins Heim eingeliefert wurde, schrie er aus Leibeskräften. Er brüllte, er käme aus Badajoz in Portugal, ich bin aus Badajoz in Portugal, ich kenne meine Rechte. Wenn nämlich jemand, der sich mit ihm einließ, feststellte, dass er Spanier sei, regte er sich fürchterlich auf und verlangte, dass man ihn mit Respekt behandele. Ich guckte ihn mir zusammen mit Anísio und Senhor Pereira an, als er in der Aufnahme herumtobte, wo er von Krankenwärtern und einer Frau, sicherlich seiner Ehefrau, in einem Rollstuhl festgehalten wurde. Sie sagte zu ihm, es wird dir gutgehen hier, sie behandeln dich gut hier. Und du weißt, dass wir dich ganz doll lieb haben und dich immer besuchen kommen. Er lief rot an vor Wut, als hätte er einen Vulkan im Leib, und schrie, lasst mich in Ruhe, ich bin Portugiese, ich will frei sein in meiner Heimat. Er tobte wie wild, so sehr, dass wir ihn fast für ein Tier gehalten hätten, für alles andere als einen Menschen, und es war

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