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Das Haus der glücklichen Alten

Das Haus der glücklichen Alten

Titel: Das Haus der glücklichen Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valter Hugo Mae
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für Körnchen pickte, vorsichtig, ängstlich, von Zweifeln geplagt jeden Tag, und in schlaflosen Nächten. Doktor Bernardo konnte sich seine väterliche Herablassung ruhig sparen, diesen sanften Ton, der mich krank machte im Kopf. Er konnte sich ruhig jeden Kommentar sparen, weil ich, so wütend, wie ich war, in der Frage der Vermögensaufteilung nie einen Rückzieher machen und meinem Sohn das Gleiche wie Elisa geben würde. Woran man sehen kann, dass nicht alles garantiert und vorhersehbar ist. Eigentlich gar nichts. Weil ich eigentlich immer ein Familienmensch gewesen war, für die Familie da, wie ein allzeit grimmiger und zu jedem Angriff fähiger Wolf, der seine Brut mit aller Kraft beschützte. Wenn aber ein Mitglied des harten Kerns meiner Welt durch sein Verhalten nicht mehr würdig war, zu uns zu gehören, dann konnte ich das nicht länger sein. Genau das sagte ich Doktor Bernardo und Elisa unmissverständlich: dass Ricardo nicht glauben dürfe, es wäre alles nur ein Irrtum gewesen, und damit wäre er meiner und Lauras wieder würdig. Wie eine falsche Liebe. Früher hatten wir ihn ins Herz geschlossen, er aber wollte weg, er gehört nicht mehr zu uns, und er ist auch nicht mehr hier drinnen. Es war ein Missverständnis, ein Missverständnis der Natur, wenn man so will, aber das genügte, mein Entschluss stand fest, ich habe nicht einmal das Gefühl, dass es überhaupt ein Entschluss war, es ist einfach stärker als ich.
    Ich erklärte Doktor Bernardo, dass meine Aussöhnung mit Mariechen die höfliche Geste eines Kavaliers sei und nicht auf einer Wandlung meines fehlenden Glaubens an ein Leben nach dem Tod beruhe. Wenn ich sie in die Betttücher einwickelte und festhielt, als wäre ich ein Schiff und hielte mich am Kai fest, so deshalb, weil ich in meinen Grübeleien etwas auf Abwege geraten war und mir gern einredete, jemand würde mir Gesellschaft leisten. Aber das hatte nichts weiter zu bedeuten. Ganz und gar nicht. Ich glaubte nicht einmal, dass die Statuette irgendwelche menschlichen Spuren an sich hätte und plötzlich mit mir zusammenleben wolle. Dieses Etwas, diese Heilige Jungfrau von Fátima, lebt nicht mit mir zusammen. Verstehen Sie, Doktor, es gibt keine Heilige Jungfrau, es gibt keinen Gott, und Fátima ist nur ein Ort, wo die Leute krank im Kopf geworden sind. Elisa war hinausgegangen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen, und ich beendete entrüstet das Gespräch. Wütend stieß ich Drohungen aus, damit sie es ja nicht wagten zu versuchen, mich zu entmündigen. Damit sie mich nicht für unfähig erklärten, über meinen kärglichen Nachlass selbst zu entscheiden. Für einen Menschen, der nicht erwartet, jenseits des Todes noch jemandem zu begegnen, ist das der schlimmste Raub. Mir nicht die Freiheit zu lassen, mir selber auszusuchen, wem ich vererben konnte, was schließlich das konkrete wirkliche Ergebnis des Lebens ist, das bisschen Zeugs, das wir angehäuft haben. Wer sich dort mit seinem Arsch hinsetzt und den Ausblick von meiner Veranda genießt, wird das vollkommene Sinnbild dessen sein, der ich war, er wird besitzen, was ich war, das, und sonst nichts, denn an keinem anderen Ort werde ich weiterexistieren. Wenn ich etwas gewesen bin, dann dieses Leben dort mit meiner Laura, wenn wir die Aussicht genossen und glaubten, dass wir nach so vielen Jahren immer noch nicht auf den Kopf gefallen waren. Zwingt mich nicht, alles dem auszuliefern, den ich nicht mag, dem ich nicht das Recht zubillige, sich den anzueignen, der ich war und schließlich und endlich immer noch bin.
    Ich betrat Anísios Zimmer, ohne anzuklopfen oder auf andere Weise Respekt zu bezeugen. Da waren all diese Heiligen auf den Möbeln und an den Wänden, die mich aufregten. Er erschrak über mein unhöfliches Gebaren und merkte, dass ich verärgert war. Minutenlang schimpfte ich. Schwang Reden über etwas, woran ich mich nicht mehr erinnere. Ich brachte eine Menge Beschwerden und Drohungen vor, die mich nur selbst zur Verzweiflung bringen konnten. Dann beruhigte ich mich. Mir blieb die Luft weg, und ich setzte mich aufs Bett, als Anísio sagte, Senhor Silva, Ihre Panik bringt nichts. Ich antwortete, wer sich auf den päpstlichen Stuhl setzt, jeder neue Papst, setzt in Wahrheit eine lange Ahnenreihe von Mördern fort. Schämen müssten die sich. Und die Leute erwarten von einem solchen Mann das Heil aller Völker und denken nicht daran, dass es Tradition des Hauses ist, andere grausam zu diskriminieren und bis in den

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