Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
mitteilen?«
    »Jonathan, diese Bemerkung über den kleinen Braten … Er meint Rodeo.«
    »Entweder hat er Naomi selbst angegriffen, oder er weiß, wer es getan hat.« Er wurde nachdenklich. »Charlotte …«
    »Ja?«
    »Der Tod deiner Großmutter.«
    »Was ist damit?«
    »Bist du sicher, daß es ein Unfall war?«
    Bevor sie etwas erwidern konnte, hörten sie es plötzlich klappern. Agent Knight tippte in seinen Laptop, und die Anschläge wurden auf Jonathans Gerät übertragen. Sie standen am Bildschirm und sahen zu, wie die Buchstaben erschienen.
    »Mein Gott«, flüsterte Charlotte, als sie sah, was Knight schrieb.
    »Charlotte …«
    »Das wußte ich nicht. Ich schwöre dir, ich wußte es nicht!«
    Fassungslos verfolgten sie mit den Augen Knights Bericht, bis er endlich zum Schluß kam. Er teilte mit, daß nach neueren Erkenntnissen des FDA Charlotte Lee nicht nur einen unerfreulichen Zusammenstoß mit dem ersten Opfer gehabt hätte, sondern auch als Mitbeklagte in einem Scheidungsprozeß benannt worden sei, den vor acht Jahren Frau Dr. Laura Philipps angestrengt hatte. Frau Dr. Philipps, die behauptet hatte, Mrs. Lee unterhalte ehebrecherische Beziehungen zu ihrem Mann, sei damals Leiterin des Chalk-Hill-Forschungslabors gewesen.
    Sie sei das zweite Opfer gewesen und nach dem Gebrauch von Zehntausend Yang gestorben, einem Erzeugnis von Harmony.

29
    1927  – San Francisco, Kalifornien
    »Harmonie, Sie brauchen einen Namen«, erklärte Mr. Lee unvermittelt an einem schwülen Nachmittag, während er an einem seiner Tuschbilder arbeitete.
    Seine Worte erschreckten mich, denn ich dachte, er meine einen anderen Namen, den Namen, an den ich auch gerade gedacht hatte. Aber dann wurde mir klar, daß ich ihn mißverstanden haben mußte, denn ich hatte Mr. Lee nie etwas von meiner heimlichen Suche erzählt.
    Als ich sagte, der Dieb, der meine Wohnung ausräumte, habe mir zumindest meine Identität gelassen, stimmte das nicht ganz, denn ich besaß nach wie vor nur eine halbe Identität. Ich war Vollkommene Harmonie. Doch ich hatte keinen Nachnamen.
    »Wenn du deinen Vater findest«, hatte meine Mutter am letzten Tag in Singapur zu mir gesagt, »wird er dich als Tochter anerkennen. Er wird dir eine ordnungsgemäße Geburtsurkunde verschaffen, und du trägst dann seinen Namen.«
    Ich trug nicht den Familiennamen meiner Mutter, denn sie hatte diese Familie entehrt und sich selbst zur Ausgestoßenen gemacht. Darum hatte sie den Namen ihres Vaters abgelegt und nannte sich nur Mei-ling. Ich war nach Amerika gekommen, um meinen Namen einzufordern, doch statt dessen mußte ich feststellen, daß mein Vater auf See verunglückt war und mich nichts weiter mit ihm verband als sein Ring und der Brief, den er meiner Mutter zurückgelassen hatte.
    Das genügte nicht, um vor Gericht zu gehen. Das bestätigten mir auch die Anwälte, die ich aufsuchte, zuerst die chinesischen, dann die amerikanischen. Sie sagten: »Damit kriegen Sie keinen Fuß auf den Boden.«
    Immer noch fuhr ich mit dem Cable Car die California Street hinauf und starrte auf das große Haus hinter dem hohen Zaun – die Villa Barclay. Sie gehörte meinem Vater und hätte nun mir gehören müssen. Einer der Anwälte hatte es herausgefunden: Richard Barclay hatte keine Blutsverwandten hinterlassen, sondern nur einen Adoptivsohn. Ich war sein einziges leibliches Kind. Der Anwalt meinte, ich könne Anspruch auf das Haus erheben und hätte sogar, auch wenn es viel Geld und Zeit kosten würde, die Chance, es zu bekommen.
    Aber ich wollte dieses große Haus mit den vielen Räumen und Fenstern gar nicht. Es genügte mir, über der Glücklichen Wäscherei zu wohnen, denn ich war, seitdem meine Arzneien sich gut verkauften, wieder in den zweiten Stock gezogen, in die geräumigen Zimmer, in denen das gute chi floß und die in der glückbringenden Ost-West-Richtung lagen.
    Alles, was ich wollte, war ein Name.
    »Sie können nicht beweisen, daß der Brief an Ihre Mutter gerichtet war«, sagte der eine Anwalt, »Sie können nicht beweisen, daß Richard Barclay ihr den Ring geschenkt hat«, ein anderer. Der dritte meinte: »Fiona Barclay ist eine sehr reiche und mächtige Frau, die nie zulassen würde, daß Sie ihren Namen tragen. Sie können nicht gewinnen.« Und der vierte nahm mein Geld und erklärte: »Wollen Sie meinen Rat? Gehen Sie zurück nach China.«
    Ich war neunzehn Jahre alt, aber in meinen Papieren stand ein- undzwanzig. Es war höchste Zeit, daß ich einen

Weitere Kostenlose Bücher