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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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wiederzubringen, und ich glaube, ihre Scham führte auch dazu, daß sie gesund wurden.
    Und so geschah es am Jahrestag meiner erhörten Gebete, ein Jahr, nachdem Kwan Yin mit der Stimme meiner Mutter zu mir gesprochen und mich gelehrt hatte, mit Augen und Erinnerungen anstatt mit den Ohren zu lauschen, daß Gideon Barclay von neuem in mein Leben trat.
    Ich trug eine Metzgerschürze und hatte das lange Haar unter einer weißen Chirurgenhaube aufgesteckt. Ich stand am Herd, rührte in meinem empfindlichen Balsam und ließ das feste Wachs vorsichtig schmelzen, bevor ich die Vaseline und das erste Kraut hinzufügte. Plötzlich merkte ich, daß meine Mädchen aufgehört hatten zu schwatzen – sonst war es in meiner kleinen Fabrik niemals still. Ich drehte mich um und wollte nachsehen, was passiert war. Da stand ein langer Amerikaner in der Tür, das Gesicht gebräunter, als ich es in Erinnerung hatte, das Haar ein wenig länger. Und er lächelte, wenn auch nicht mehr so jungenhaft wie damals im Drugstore.
    »Hallo, Harmonie«, sagte er.
    Die Mädchen kicherten und nahmen ihre Arbeit wieder auf. Ich ließ Judy Wong den Balsam weiterrühren und ging, ohne auch nur Schürze und Haube abzulegen, mit Gideon nach draußen. Es war nur ein kurzes Gespräch. Er wollte mir sagen, daß er nicht lange zu Hause bleiben würde, weil schon ein neuer Auftrag in Panama auf ihn wartete. Aber er hatte jetzt sein Diplom. Er war Ingenieur und konnte auf der ganzen Welt Brücken, Dämme und Straßen bauen. Und die Nachfrage war groß.
    War es das, was er mir in Wirklichkeit sagen wollte? Daß er nie ein fester Bestandteil meines Lebens sein konnte? Daß unser Schicksal die gestohlenen Begegnungen zwischen seinen Aufträgen in fernen Ländern bleiben würden?
    Er blickte durch die offene Tür auf meine fleißig arbeitenden Mädchen und sagte: »Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, scheint es dir besser zu gehen. Bist du glücklich, Harmonie?«
    »Ich habe viel zu tun, meine Stunden sind ausgefüllt.«
    Er war näher gekommen, an diesem Nachmittag vor über einem Jahr, so nahe, daß ich einen winzigen Punkt in seinem rechten Auge sehen konnte, einen Fleck aus Gold, der in der rauchgrauen Iris schwamm. »Bist du glücklich?« wiederholte er leiser, und wenn er mich damals geküßt hätte, wären alle meine guten Vorsätze vergessen gewesen. Ich hätte Chinatown und meine Arzneien verlassen und wäre ihm bis ans Ende der Welt gefolgt.
    Aber er trat plötzlich zurück, und seine Miene verfinsterte sich. »Du willst es mir nicht verraten, nicht wahr? Warum bist du so voller Geheimnisse, Harmonie? Warum muß ich dauernd an dich denken?«
    »Du darfst nicht an mich denken.«
    »Warum nicht?«
    Weil ich den Namen deines Vaters haben will. Ich will als seine Tochter anerkannt werden, als sein einziges Kind. Ich würde dich verdrängen, Gideon. Wir würden Rivalen werden.
    Aber ich sagte nur: »Weil ich Chinesin bin und du Amerikaner.«
    »Verflixt, Harmonie, du denkst immer noch an diesen Mistkerl von Kellner im Drugstore!«
    Und wie sollte ich das nicht? Schlechter als ein Hund behandelt zu werden, nur wegen der Form meiner Augen?
    »Ich möchte mit dir reden, Harmonie. Wenn dir ein persönliches Gespräch unangenehm ist, kannst du es als geschäftliche Verhandlung sehen. Ich bin daran interessiert, in deine Arzneimittel zu investieren. Du brauchst nicht mit vier Mädchen in einem Hinterzimmer zu arbeiten. Du könntest eine Fabrik kaufen und überall in die Vereinigten Staaten liefern. Würde dir das nicht gefallen?«
    Ja, das würde mir gefallen, aber von welchem Geld? Aber dann begriff ich: Er wollte mir das Geld geben.
    Ich schüttelte den Kopf. Es war eine Sache, daß ich etwas von ihm angenommen hatte, als ich ihn für meinen Bruder hielt. Aber jetzt, nachdem wir nicht einmal miteinander verwandt waren, kam es überhaupt nicht in Frage.
    Ich sagte, ich müsse wieder zu meinem Balsam zurück. Er wollte nicht gehen, bevor ich nicht versprach, ihn am nächsten Abend zum Essen zu treffen. Ich willigte ein. Aber ich ging nicht hin. Danach hörte ich nichts mehr von ihm.
    Und nun, an einem schwülen Nachmittag ein Jahr später, malte Mr. Lee an einem Tuschbild und verkündete plötzlich und unerwartet, daß ich einen Namen brauchte.
    Ich liebte es, ihm bei seiner Kunst zuzuschauen, denn er brachte in seinen Bildern die taoistische Bewunderung für die Schönheit der Natur zum Ausdruck. Jeder von Mr. Lees Pinselstrichen erfolgte auf präzise,

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