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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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andere Männer verkauft hatte. Nur Adrian hatte gesehen, wie sie im Schlaf weinte, nur er wußte, daß Sex für Margo ein Ding der Unmöglichkeit war. Aber er liebte sie trotzdem und wollte sie heiraten. Der Grund war, daß sie wiederum sein Geheimnis verstand: den verborgenen Schmerz, der darin lag, daß er sich für minderwertig hielt.
    Die ganzen Jahre über war er gut zu ihr gewesen, hatte sie geliebt und respektiert und sorgfältig darauf geachtet, seine Affären diskret und kurz zu halten. Und sie war gut zu ihm gewesen, hatte ihn aufgebaut, als er im Schatten seines großen Vaters immer schwächer geworden war, hatte ihn vergöttert, als alle anderen Gideon vergötterten.
    Als sie ihn jetzt dastehen sah, hilfloser, als sie ihn je erblickt hatte, mußte sie an eine andere Nacht vor achtunddreißig Jahren denken, als Charlottes Großmutter aus dem mitternächtlichen Nebel aufgetaucht war und mit einem Baby im Arm auf ihrer Türschwelle gestanden hatte. Die winzigen Fäuste, das zarte rosa Gesichtchen … ein Baby! Ein Geschenk Gottes!
    »Ich nehme ihn«, hatte Margo gesagt, ohne zu fragen, woher das Kind kam und warum Harmonie es ihnen so heimlich brachte. Es war ihr egal, was andere dazu sagen würden. Adrian und sie hatten ihn Desmond genannt, nach einem romantischen Roman.
    »Hast du uns gehört?« fragte Adrian. »Charlotte und mich?«
    Aus seiner Stimme klang soviel Furcht, daß er sich wie ein kleiner Junge anhörte. Er sah sogar kleiner aus, als sei er dabei, sich in den Jungen von einst zurückzuverwandeln, der wußte, daß er nie die Größe seines Vaters erreichen würde.
    Margo hatte keine Angst vor dem, was hier vorging, weder vor Charlotte noch vor sonst jemandem. Aber sie wußte, daß Adrian sich fürchtete, darum war sie gekommen, um ihn zu trösten, ihn in die Arme zu nehmen und zu sagen: »Hab keine Angst, es wird alles wieder gut.«
    Statt dessen sagte sie: »Adrian, ich habe Angst.«
    Er breitete die Arme aus, und sie glitt hinein. Während er sie tröstend festhielt, spürte sie, wie seine Arme stärker wurden, und hörte den kräftigen Ton seiner Stimme, der Stimme eines Mannes, der wieder Herr der Lage war. »Mach dir keine Sorgen, Häschen«, sagte er. »Es wird alles wieder gut.«

28
    Charlotte kam ins Museum gerannt, warf die Tür hinter sich zu und schloß ab. Dann stürzte sie ins Büro, wo Jonathan gerade ein Blatt aus dem Drucker zog. »Ich glaube, jemand hat mich verfolgt.« Sie trat vor den Überwachungsmonitor und hämmerte auf die Tasten. Die unterschiedlichen Orte flackerten schnell hintereinander über den Bildschirm.
    »Wer?«
    »Ich weiß nicht.« Auf dem Monitor wechselten die Bilder. Aber Fabrik und Gelände schienen verlassen zu sein. Die Gebäude machten im erbarmungslosen Regen einen fast verlassenen Eindruck.
    »Ich habe dein Gespräch mit Adrian mit angehört.«
    »Ich könnte ihn erwürgen.« Sie betätigte die Knöpfe auf der Schalttafel. In ihren Augen standen Tränen. »Und Desmond!« Sie fuhr herum, ihr Körper zitterte vor Wut. »Weißt du, was er zu mir gesagt hat? Ich sollte das Unternehmen verkaufen. Ist es nichtunglaublich? Es liegen sogar Angebote vor. Desmond sagt, wenn wir jetzt eines davon annehmen, kommen wir gut aus der Sache raus und verdienen immer noch. Mein Gott! Des hat seit Wochen private Gespräche mit Synatech geführt. Ich habe ihn gefragt, ob er unser GB4204-Präparat mit ihnen diskutiert hat. Er schwört, daß er das nicht getan hat. Ich glaube ihm kein Wort. Diese Familie!« Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte Jonathan an, als wäre er alle drei Barclays auf einmal. »Sie nehmen es mir übel, daß ich das Haus geerbt hatte. Wußtest du, daß Großmutter es mir hinterlassen hat? Margo dachte, sie und Adrian würden es bekommen. Ich bot es ihnen zu einem sehr günstigen Preis an. Margo war außer sich. Sie sagte, es sei ihr Haus, und sie würde nichts kaufen, was ihr schon gehörte. Also bat ich Mr. Sung, einen anderen Käufer zu suchen, und er fand auch einen.«
    Durch Tränen, die sie nicht zurückhalten konnte, schweiften Charlottes Blicke vom großen zum kleinen Computer und weiter zum Drucker und blieben schließlich wieder an Jonathan hängen. »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn Naomi etwas zugestoßen wäre. Ich hätte meines Lebens nicht mehr froh sein können.«
    Er legte ihr die Hand auf den Arm und sah sie an. »Es war nicht deine Schuld, Charlotte. Du bist genauso ein Opfer wie Naomi.«
    »Sag mir, daß

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