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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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hinterlassen hatte. Mrs. Barclay würde seine Handschrift und seinen Namenszug wiedererkennen. Der Brief steckte in meiner Handtasche, und ich wollte gerade danach greifen, als Mrs. Barclay plötzlich sagte: »Das ist alles zu schmerzlich für mich. Ich hätte Sie nicht empfangen dürfen.« Sie holte schwer Atem. »Geben Sie mir den Ring meines Mannes, und ich sehe davon ab, die Polizei zu rufen.«
    »Aber ich habe einen Beweis«, beharrte ich und holte den Brief heraus. Mrs. Barclay hätte nur einen kleinen Teil davon zu lesen brauchen, um zu erkennen, daß ich wirklich Richards Tochter war.
    »Ich interessiere mich nicht für Ihren sogenannten Beweis«, antwortete sie und atmete noch mühsamer.
    »Fiona …« Olivias Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an.
    Mrs. Barclay winkte ab. Sie legte die Hand auf ihre Brust und sagte mit gepreßter Stimme: »Ich bin Ihnen keine Erklärung schuldig. Aber falls Sie glauben, ich nähme diese Angelegenheit leicht: Richard Barclay war mein geliebter Gatte. Er liebte mich von ganzem Herzen, wir waren unzertrennlich, und wenn Sie nun hier mit Ihren schmutzigen Geschichten auftauchen …« Sie fing plötzlich an zu keuchen.
    Olivia eilte herbei und half ihr in einen Sessel.
    »Der Ring«, flüsterte Mrs. Barclay heiser. »Ich muß den Ring …«
    Olivia rannte in die Diele und schrie: »Rufen Sie Dr. Hafner! Mrs. Barclay hat einen Anfall! Schnell!«
    Sie kam zurück, lief zu Mrs. Barclay und bemühte sich ungeschickt, die Knöpfe an ihrem Kragen zu öffnen. Aber Fiona versuchte zu atmen. Sie stieß Olivia zurück und riß den Mund weit auf, um nach Luft zu ringen.
    »Kämpf nicht dagegen an, Fiona!« rief Olivia. »O mein Gott!«
    Ich warf meine Tasche auf einen polierten Tisch, stopfte den Brief hinein und zog ein Fläschchen Goldlotus heraus, das ich für den Notfall immer bei mir trug. Ich hielt es Olivia hin. »Geben Sie ihr das.«
    »Sehen Sie nicht, daß sie nicht atmen kann? Sie erstickt!«
    Ich ging zu Fiona, legte ihr den Arm um die Schultern und hielt die geöffnete Flasche an ihre Lippen. »Kämpfen Sie nicht dagegen an«, sagte ich, »wehren Sie sich nicht. Sie haben genügend Luft in den Lungen. Nehmen Sie einen Schluck hiervon. Es löst den Krampf.«
    Nach dem ersten Schluck hustete, spuckte und keuchte Fiona nur noch mehr. Aber ich blieb hartnäckig. »Versuchen Sie zu schlucken«, sagte ich und flößte ihr noch etwas ein, aber es lief ihr nur das Kinn hinunter.
    »Was tun Sie da?« schrie Olivia.
    Mrs. Barclays Augen waren angstgeweitet. Ich sah die bläuliche Verfärbung ihrer Lippen. Kurzentschlossen hielt ich ihre Schultern fest und kippte die Flasche in ihren aufgerissenen Mund. Sie hustete wieder und spuckte den Wein nach allen Seiten.
    »Sie werden Sie ertränken!« kreischte Olivia und versuchte mich wegzureißen.
    Andere Leute kamen herbeigerannt. Jemand rief: »Öffnen Sie die Fenster, damit Luft hereinkommt!«, und jemand anders sagte: »Doktor Hafner ist unterwegs.«
    Ich kümmerte mich nicht um sie und versuchte erneut, Fiona den Goldlotuswein einzuflößen. Nicht aus Liebe zu Mrs. Barclay war ich so hartnäckig, denn ich mochte sie nicht. Ich tat es für Gideon. Beim vierten Versuch schluckte sie den Wein. Der Husten ließ nach und das mühsame Schnaufen beruhigte sich. Sie füllte ihre Lungen und brach in meinen Armen zusammen. Ich ließ sie in den dicken Polstersessel sinken und trat zurück, damit die anderen sich um sie kümmern konnten. Ein großer Mann mit Gärtnerschürze hob die fast Bewußtlose auf seine Arme und trug sie aus dem Zimmer.
    Gleich darauf war ich allein. Niemand sagte etwas zu mir oder würdigte mich eines einzigen Blickes.
    Während ich in dem großen, stillen Empfangszimmer saß und wartete, holte ich den Brief meines Vaters heraus und las ihn, obwohl ich ihn schon so oft gelesen hatte, daß ich ihn auswendig konnte.
    »Ich verlasse Dich nur ungern, Mei-ling, mein kostbarer Schatz. Aber bevor wir heiraten können, muß ich zu Hause etwas in Ordnung bringen, und ich muß es selbst tun. Mein Liebling, ich bin an eine Ehe ohne Liebe gefesselt. Aus Mitleid habe ich eine Frau geheiratet, die ein gewissenloser Schuft mit ihrem Baby sitzenließ. Ich will nicht weiter mit Fiona leben.
    Meine Anwälte sollen eine Regelung finden, damit sie und Gideon versorgt sind, und dann werde ich zu Dir, mein Herz, zurückkehren, und für immer mit Dir glücklich sein.«
    Ich faltete den Brief sorgsam zusammen, steckte ihn wieder in

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