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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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lebensgefährliche Medikamente herstellt und in Umlauf bringt. Wenn wir ihm das nachweisen können, haben wir eine Chance, zu gewinnen. Ich fürchte allerdings, dazu brauchen wir Zehntausend Yang .«
    »Dann geht es eben nicht anders«, sagte ich.
    »Aber das ist noch nicht genug, Mrs. Lee. Können Sie Menschen finden, die nach der Einnahme von Starkem Mann erkrankt sind?« So nannte der Rote Drache sein Zehntausend-Yang -Mittel: Starker-Mann-Tonikum. »Können Sie Witwen finden, die bereit sind, auszusagen?«
    »Mein Gott«, mischte Gideon sich ein, »man kann doch nicht so eine arme Frau auffordern, in den Zeugenstand zu treten und in aller Öffentlichkeit zu erklären, ihr Mann sei an einem Potenzmittel gestorben.«
    »Ich werde die Frauen finden«, sagte ich.

    Während der Prozeß stattfand, fuhren mein Mann und ich jeden Abend heim nach Oakland. Ich fütterte und badete Iris und brachte sie zu Bett, um dann meine Notizen über den Ablauf des Tages durchzuarbeiten und mir zu überlegen, wie es am nächsten Tag weitergehen würde. Mr. Lee zog sich in sein Studio zurück, um still an seinem Gemälde zu arbeiten.
    Morgens lasen wir in der Zeitung merkwürdig verzerrte Berichte über den Vortag, die sich hauptsächlich auf mich zu konzentrieren schienen. Sie schilderten meine »chinesischen Kleider« und mein Mittagessen: »Gedünstete Klöße und Chow-Mein-Nudeln, die man ihr aus Chinatown bringt«. Sie nannten mich eine »Ehefrau und Mutter, die ein Geschäft betreibt«, bezeichneten aber nie meinen Gegner als »Ehemann und Vater, der ein Geschäft besaß«. Selbst meine Stimmungen wurden notiert – »Mrs. Lee wirkte traurig« – und Sensationelles angedeutet: »Die schöne junge Harmonie Lee blickte sehnsüchtig auf Mr. Gideon Barclay«.
    Endlich führte kein Weg mehr daran vorbei. Zehntausend Yang wurde in den Prozeß aufgenommen.
    Obwohl Mr. Winterborn mir davon abriet, trat ich selbst in den Zeugenstand. Er warnte mich, daß der Anwalt des Roten Drachen die Chance nutzen würde, mich zu demütigen und in Verlegenheit zu bringen. Aber es war meine einzige Möglichkeit, selbst zu Wort zu kommen und die Geschworenen und die ganze Welt über meine Ehrlichkeit entscheiden zu lassen.
    »Sie behaupten, Ihr Tonikum sei ungefährlich, Mrs. Lee«, begann der Anwalt des Roten Drachen. Er war ein großer Mann, der auffällig karierte Westen trug und eine Vorliebe für dramatische Gebärden hatte.
    »Das stimmt.«
    »Sie müssen lauter sprechen, Mrs. Lee«, schrie er fast, »damit das Gericht Sie hört.« Ich durchschaute seine Strategie. Er selbst brüllte, damit er und der Rote Drache stark wirkten und ich schwach erschien.
    »Das stimmt«, wiederholte ich in derselben Lautstärke, denn ich wußte, daß das Gericht mich verstand und wollte nicht so aussehen, als könne er mich beeinflussen.
    »Wieso ist Ihr Tonikum ungefährlich, wenn ihm doch die gleiche Rezeptur zugrunde liegt wie Starkem Mann ?«
    In diesem Augenblick fiel mir eine Frau auf, die hinten im Gerichtssaal stand. Sie kam mir bekannt vor, aber ich wußte nicht, woher. Sie wirkte nervös und ängstlich. Als sich unsere Blicke begegneten, las ich in ihren Augen die stumme Botschaft: Es tut mir leid.
    »Es ist eben nicht die gleiche Rezeptur. Das Roter-Drache-Produkt enthält einen zusätzlichen Stoff, der meinem Präparat fehlt.«
    »Ach ja … ein interessanter Widerspruch … Sie behaupten, Starker Mann sei Ihr Rezept und dann wieder nicht.«
    Durch die Menge ging ein Raunen.
    »Ich habe mein Tonikum für einen einzelnen Kunden entwickelt. Das kommt in besonderen Fällen vor, wenn andere Mittel versagen. Dann stelle ich ein spezielles Präparat für einen individuellen Fall zusammen.«
    »Und wie kamen Sie auf dieses spezielle Präparat?«
    »Ich fand ein Rezept auf einem alten Papyrus und entwickelte daraus meine eigene Mischung.«
    »Sie sagen, ein alter Papyrus. Das Rezept wäre demnach also … wie alt?«
    Im Gerichtssaal herrschte gespanntes Schweigen. Alles wartete auf meine Antwort. »Das Rezept ist über tausend Jahre alt.«
    »Aha! Sie haben es also gar nicht erfunden!« verkündete er theatralisch, und wieder entstand Gemurmel, bis der Richter mit seinem Hammer auf den Tisch klopfte.
    Als nächster befragte mich Mr. Winterborn. »Das Rezept ist also alt, Mrs. Lee. Haben Sie es in irgendeiner Weise verändert?«
    »Ja. Ich entwickelte ein neues Mischungsverhältnis, so daß es in dieser Form allein mir gehört.«
    »Und was geschah,

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