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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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nachdem Sie diese einzigartige Rezeptur entwickelt hatten?«
    »Mein Klient, für den ich das Mittel speziell hergestellt hatte, erkrankte, nachdem er es probiert hatte. Als ich die Symptome erkannte – den beschleunigten Herzschlag, den erhöhten Blutdruck –, vermutete ich, daß ein bestimmter Stoff in dem Rezept daran schuld war. Ich bat einen Chemiker, der schon früher Analysen für mich durchgeführt hatte, um seine Meinung. Er antwortete mir, es läge tatsächlich an der Substanz, die ich verdächtigte, und riet mir, sie aus der Rezeptur zu entfernen. Das tat ich.«
    »Welche Substanz war das?«
    »Ephedrin.«
    »Sie verwenden also in Ihren Produkten kein Ephedrin mehr?«
    »Doch, in meinem Goldlotuswein. Ephedrin lindert Asthma.«
    »Es ist also kein Gift?«
    »Nur in großen Mengen. Es ist aber lebensgefährlich für Menschen mit schwachem Herzen und hohem Blutdruck.«
    »Aber woher soll der Kunde das wissen?«
    »Auf dem Etikett steht eine Warnung, daß der Wein Ephedrin enthält, das von Herzkranken nicht eingenommen werden soll.«
    Er gab mir eine Flasche mit Starkem Mann, hergestellt vom Roten Drachen. »Würden Sie mir bitte das Etikett vorlesen?«
    »Hier steht, daß dieses Tonikum die Männlichkeit, Kraft und Potenz stärkt.«
    »Werden irgendwelche Inhaltsstoffe erwähnt?«
    »Nein.«
    »Wird davor gewarnt, zu große Mengen einzunehmen?«
    »Nein.«
    »Euer Ehren, ich habe hier die Berichte von zwei unabhängigen Analysen des Inhalts dieser Flasche. Beide kommen zu dem Ergebnis, daß Starker Mann einen Ephedrin-Anteil aufweist, der über der Gefahrengrenze liegt.«
    Der Gerichtssaal explodierte. Ich sah Gideon lächeln und mir zuzwinkern.

    Zum Wochenende brachte die Zeitung die Schlagzeile »HEILMITTELHERSTELLER DES HANDELS MIT TÖDLICHEM SEXTRANK BESCHULDIGT«. Darunter war eine Künstlerzeichnung abgebildet, die mich darstellen sollte, aber aussah wie die chinesische Filmschauspielerin Anna May Wong. Am Montagmorgen waren die Straße, der Bürgersteig und die Stufen vor dem Gerichtsgebäude derart überfüllt, daß Polizei kommen und die Menge in Schach halten mußte. Es gab Reporter und Wochenschaukameras, und alle versuchten, einen Platz im Zuschauerraum zu ergattern.
    Nun verstand ich, weshalb Mr. Winterborn Zehntausend Yang aus der Sache hatte heraushalten wollen.
    »Was also soll Ihr Tonikum stärken, Mrs. Lee?« dröhnte der Anwalt des Roten Drachen und starrte dabei theatralisch ins Publikum, anstatt mich anzusehen.
    »Die Manneskraft«, erwiderte ich. Ich antwortete nur ungern auf eine derartige Taktlosigkeit, wußte aber, daß ich kooperativ wirken mußte. Die Stimmung im Gerichtssaal und unter den Geschworenen war schwer einzuschätzen. Ich hoffte, daß sie auf meiner Seite wären, konnte es aber bisher nicht beurteilen.
    »Sie meinen, kräftige Muskeln?«
    »Männlichkeit«, sagte ich.
    »Nach dem Motto: ›Davon kriegen Sie Haare auf der Brust‹?«
    Ich blickte zu Gideon, der mir ermutigend zulächelte. Das Publikum wurde unruhig. Ich spürte die Erregung, mit der jeder einzelne darauf wartete, daß ich die verbotenen Worte aussprach. Auf einmal war ich zornig. Warum wurde ich hier bestraft, ich, das Opfer? » Zehntausend Yang ist ein Mittel zur Steigerung der sexuellen Leistungskraft, Euer Ehren«, sagte ich zu dem Richter, »und dieser Mann«, ich wies auf den Drachen, »stahl nicht nur mein Rezept, sondern ließ auch einen Stoff darin, der lebensgefährlich ist, einen Stoff, den ich aus der endgültigen Formel herausnahm. Das Mittel dieses Mannes ist Gift.«
    Der Drache sprang auf. »Das ist es nicht!«
    »Dann trinken Sie es doch, Sie Mistkerl!« schrie Gideon plötzlich und sprang ebenfalls auf. »Trinken Sie hier und jetzt eine Flasche davon und beweisen Sie damit, daß es harmlos ist.«
    »Ich brauche solche Mittel nicht«, schoß der Drache zurück, »aber Sie vielleicht!«
    Im Gerichtssaal brach Tumult aus. Der Richter donnerte mit seinem Hammer auf den Tisch, aber der Lärm war so groß, daß man es kaum hörte.
    Als endlich die Ordnung wieder hergestellt war, sagte der Anwalt des Roten Drachen mit lauter Stimme, und wieder hatte er mir den Rücken dabei zugewandt: »Mrs. Lee, Sie haben angegeben, dieses Präparat auf Wunsch eines einzelnen Kunden hergestellt zu haben. War dieser Kunde ein Mann?«
    » Zehntausend Yang ist ein Mittel, das speziell für Männer entwickelt wurde.«
    »Würden Sie dann dem Gericht noch etwas mitteilen, Mrs. Lee? Wie hieß der Kunde, für

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