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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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gekleidet, Hose, Pullover, Schuhe. Aber bei ihm hatte ich nicht den Eindruck, daß es ihn unbedingt zu seinem Tennisspiel zurückzog. »Könnten wir bitte Kaffee haben?«
    »Gewiß.« Sie erhob sich aus ihrem Sessel, sah auf mich und fragte: »Möchten Sie auch Kaffee, Mrs. Lee?«
    Ich verstand genau, was sie meinte. Gideons »wir« hatte mich nicht eingeschlossen. »Vielen Dank«, sagte ich.
    Sie ging in eine Ecke des Herrenzimmers und betätigte einen Klingelzug. Ein Hausmädchen erschien, und Olivia bestellte Kaffee und Sesamkuchen. Dann setzte sie sich wieder in ihren Sessel, schnippte die Zigarettenasche in einen Kristallbecher und meinte: »Findest du es wirklich vernünftig, Gideon, daß du dich überhaupt in diese Sache hineinhängst? Denk doch an das Risiko für den Namen Barclay.«
    Er schaute nicht von meinen Papieren auf, die er stirnrunzelnd durchblätterte. »Um Himmels willen, Olivia! Was für eine törichte Bemerkung.«
    Sie lächelte mich an. »Ich bin sicher, auch Mrs. Lee ist der Ansicht, daß wir den Namen Barclay schützen sollten.«
    Sie nannte mich stets Mrs. Lee, als ob ich eine ältere Frau wäre, dabei waren wir beide achtundzwanzig. Ich wußte, daß sie mich damit an meinen chinesischen Namen erinnern wollte und an das, was ich vor neun Jahren in diesem Haus nicht bekommen hatte – das Recht, so zu heißen wie mein Vater. Sie wollte mir außerdem sagen, daß sie jetzt eine Barclay war, daß es ihr Haus war, daß Gideon ihr gehörte. Irgendwie hatte sie in einem Duell gesiegt, von dem ich gar nicht wußte, daß es stattgefunden hatte.
    »Ihre Frau hat recht, Gideon«, sagte Mr. Winterborn. »Vorläufig werden Sie mit diesem Fall nicht in Verbindung gebracht. Die Roter-Drache-Gesellschaft ist mächtig und verfügt über viel Geld. Wenn sie sich entschließt, auch gegen Sie vorzugehen, könnten Sie verlieren.«
    Gideon gab ihm die Papiere zurück. »Ich stehe zu Harmonie«, erklärte er ruhig, »ganz gleich, was geschieht.«
    »Welch noble Haltung«, bemerkte Olivia mit einem gefrorenen Lächeln.
    Mr. Winterborn erhob sich zu seiner vollen Größe. Er war ein hochgewachsener Mann, dünn bis zur Hagerkeit, mit weißem Haar und scharfen, blauen Augen. »Mrs. Lee, Sie können sicher sein, daß der Rote Drache schwerwiegende Beschuldigungen gegen Sie vorbringen wird. Wir müssen noch schwereres Geschütz auffahren. Zunächst möchte ich Ihre Produktionsprotokolle sehen. Wir werden die Daten, an denen Sie mit Ihren Rezepturen experimentiert oder die Arzneien hergestellt haben, mit dem jeweiligen Zeitpunkt vergleichen, an dem der Rote Drache seine Präparate auf den Markt brachte.«
    »Ich besitze keine Produktionsprotokolle, Mr. Winterborn.«
    Er machte eine Pause und sah erst auf Gideon, dann auf mich.
    »Nun, dann alle Notizen und Briefe, in denen Sie die Rezepturen erwähnen, überhaupt alle schriftlichen Aufzeichnungen, die datiert und überprüfbar sind.«
    »Ich habe das Rezeptbuch meiner Mutter. Es enthält Daten und Rezepturen.«
    Mr. Winterborn knöpfte sein dunkelblaues Jackett auf und versenkte die Hände in den Hosentaschen. Sorgfältige Gesten, während sein Hirn arbeitete. »Dann wird das wohl reichen müssen«, meinte er. »Wenn Sie sonst nichts haben. Ich werde auch die Namen von allen Leuten brauchen, die in den letzten, sagen wir, zehn Jahren für Sie gearbeitet haben.« Wieder machte er eine Pause und sah mich fragend an. »Sie haben doch Namenslisten?«
    »Mr. Winterborn«, erklärte ich geduldig, »Chinatown ist nicht San Francisco. Ein Mädchen kommt in meine Fabrik und sagt mir, sie sei hungrig, sie brauche Geld, sie sei in Schwierigkeiten. Ich führe sie in den Packraum und bitte eine der anderen, ihr zu zeigen, wie man Etiketten auf Schachteln klebt. Abends bezahle ich sie. Vielleicht kommt sie am nächsten Tag wieder, vielleicht auch nicht.«
    »Sie haben ein paar äußerst grobe Anschuldigungen dem Roten Drachen gegenüber erhoben, und wenn es uns nicht gelingt, zu beweisen, daß sie der Wahrheit entsprechen, werden Sie alles verlieren, was Sie besitzen. Das verstehen Sie doch, oder?«
    »Er hat mich bestohlen.«
    Er strich sich über das weiße Haar. »Ja, das ist mir klar. Aber wir brauchen Beweise. Wenn wir wenigstens einen Fall finden, in dem nachweislich Ihre Eigentumsrechte verletzt wurden … den Nachweis einer einzigen entwendeten Rezeptur …«
    Es gab ein Präparat, von dem ich sicher wußte, daß der Rote Drache es mir gestohlen hatte und bei dem

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