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Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition)

Titel: Das Haus der Harmonie: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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jungen Johnny.
    »Was geschah in Amsterdam?« fragte sie.
    Er zog den Arm zurück und lehnte sich nach hinten, die Hände müßig im Schoß, eine Geste der Resignation. Er hatte gewußt, daß sie es irgendwann erfahren mußte. Es war nur fair, sie von der trügerischen Illusion, die sie vielleicht von einem edlen, heldenhaften Jonathan Sutherland hegte, zu befreien.
    »Es ging um acht erstklassige Hacker, vor denen sämtliche europäischen Regierungen zitterten und in Verfolgungswahn verfielen, außerdem Banken, Rüstungsfirmen und Politiker mit Privataufzeichnungen. Wir kannten ihre Identität nicht und wußten rein gar nichts über sie. Obwohl die Bande niemals etwas Konkretes unternahm – es ging ihnen hauptsächlich um das Sammeln von Informationen –, gab es genügend Behörden und Großunternehmen, die soviel Angst vor ihnen hatten, daß sie darauf bestanden, man müsse sie fangen und hinter Schloß und Riegel bringen. Ich leitete eine Spezialeinheit von Agenten aller europäischen Regierungen. Die Acht führten uns am Nasenring durch ganz Europa. Sie schienen es als Spiel zu betrachten. Sie tauchten in hochgeheimen Computern auf, hinterließen freche Botschaften und verschwanden wieder. Nach einer Weile fing die Presse an, sich laut zu wundern, warum wir sie nicht erwischen konnten. Die Öffentlichkeit zweifelte an unseren Fähigkeiten. Die Acht machten uns zum allgemeinen Gespött.
    Als sie die Startcodes von US-Raketen im Internet bekanntgaben, gerieten wir unter Druck. Ich weiß nicht, wie es am Ende passiert ist. Ich habe mir diese Nacht tausendmal durch den Kopf gehen lassen, um herauszufinden, was schiefging. Lag es daran, daß wir alle übermüdet waren? Zuviel Streß hatten? Zu wenig Mittel und Leute? Ganz gleich, was der Grund war, ich war schuld. Ich trug die Verantwortung, schließlich war ich der Technologie-Experte. Gut, diese Hacker hatten sich zweihunderttausend Kreditkartennummern verschafft. Na und? Sie machten keinerlei Gebrauch davon. Und diese Startcodes? Sie hätten sie nie im Leben einsetzen können. Ich hätte ihre Aktionen als das erkennen müssen, was sie waren – nicht das Werk tödlicher internationaler Terroristen, sondern der Versuch einer Handvoll Spinner, Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie anderen Leuten Angst einjagten.«
    Er holte tief Atem und stieß ihn als rauhen Seufzer wieder aus. »Aber der ganze Kontinent litt unter Verfolgungswahn, und am Ende war ich wohl auch davon angesteckt.«
    »Und dann?«
    »Als wir sie endlich aufspürten«, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort, »versteckt in einem Bauernhaus bei Amsterdam, waren meine Leute und ich vollgepumpt mit Wut, Adrenalin und Rachedurst. Wir haßten dieses Pack, das aus unserer Eliteeinheit einen Scherzartikelladen gemacht hatte. Vermutlich waren wir auch vom Gefühl unserer eigenen Wichtigkeit und Berühmtheit verblendet. Ich war der einzige, der ohne Waffe hineinging, aber das entschuldigt mich nicht. Ich hätte sie aufhalten müssen. Ich wußte, wie die Gehirne von Hackern funktionieren. Ich war der Fachmann. Zu spät begriff ich meinen grausigen Irrtum. Als ich den Jungen, der sich vor Angst in die Hose machte, auf den Knien sah, hatten sie schon zwei andere erschossen.«
    Er starrte in die Flammen. Charlotte nahm seine Hand.
    »Dann erst gelang es mir, die Situation unter Kontrolle zu bringen. Ich kam zur Vernunft und befahl meinen Leuten, das Feuer sofort einzustellen. Aber da hatten die beiden Toten, sechzehn und siebzehn Jahre alt, schon keine Chance mehr, und der dritte, den eine Kugel in den Nacken traf und lähmte, auch nicht. Er war fünfzehn.«
    »Jonathan, du konntest es nicht wissen. Niemand hatte eine Ahnung davon, wer sie waren, niemand kannte ihr Alter.«
    »Nein.« Er enzog ihr die Hand. »Ich hätte es wissen müssen. Ich kannte ihr Profil, erinnere dich! Lieber Gott, diese Kinder benahmen sich absolut typisch. Wandelnde Klischees des gewöhnlichen, harmlosen, antisozialen Hackers! Meine Arroganz und mein Ehrgeiz hatten mich blind gemacht.«
    Er sprang plötzlich auf. »Sie nannten mich einen Helden. Der Präsident der Vereinigten Staaten schüttelte mir die Hand. Ich bekam Angebote für Buch- und Filmverträge. Mein Partner wurde eifersüchtig. Und alles nur, weil ich zuließ, daß ein paar Kinder erschossen wurden, die nicht alt genug waren, um Zigaretten zu kaufen.«
    »Sie waren eine Gefahr für die Gesellschaft, für die Welt, Jonathan.«
    »Zum Teufel nochmal, das waren sie doch

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